Hamburg. Studie belegt: In der Corona-Krise ernährt sich der Nachwuchs ungesünder. Das hat schwerwiegende Folgen – Gewichtszunahme und Mobbing.

Die Einschränkungen in der Corona-Pandemie belasten Kinder nicht nur seelisch: Sie schaden auch ihrer körperlichen Gesundheit. Laut einer Studie des Else-Kröner-Fresenius-Zentrums für Ernährungsmedizin an der Münchner Universität ist die gesundheitliche Lage von Kindern und Jugendlichen dramatisch, weil sich der Nachwuchs ungesünder ernährt und weniger bewegt als in den Zeiten vor Corona.

Nicht selten die Folge: Die Kinder können beim Sport nicht mithalten, werden sprichwörtlich abgehängt und gemobbt.

Ungesunde Ernährung in der Corona-Krise nimmt zu – Tipps für Eltern

Jessica von Allesch, in Kirchwerder lebende, ausgebildete Ernährungsberaterin für Kinder, bestätigt diesen Trend: „Seit Beginn der zweiten Corona-Welle vor Weihnachten häufen sich bei mir die Anfragen von Eltern, aber auch von Freunden, die eine Gewichtszunahme bei ihren Kindern beobachten“, sagt die 39-Jährige.

Auch die Zahl „mäkeliger Esser“ sei gestiegen. Wenn der Hunger wegen mangelnder Bewegung und fehlender Frischluft geringer sei, würden Kinder beim Essen wählerischer.

Eltern stoßen an ihre Grenzen, aber: Druck auf Kinder vermeiden

Das Problem sei, dass auch die Eltern bei der Vermittlung der Wichtigkeit gesunder Ernährung an ihre Grenzen stießen, weiß die Fachfrau, die selbst zwei Kinder im Grundschulalter hat. Es reiche nicht, zu sagen, dass Obst und Gemüse gesünder sei, wenn Toast mit Schokocreme nun mal besser schmeckt.

Die Eltern sollten „unbedingt ohne Druck oder Drohungen“ die Lebensmittelauswahl erweitern, wenn der Nachwuchs zu viele gezuckerte Getränke und Naschkram zu sich nimmt und ansonsten nur Nudeln akzeptiert.

Kleine Tricks wenn Problem-Esser ihren Brokkoli nicht essen wollen

Denn die Gründe dafür, dass ein Kind besonders wählerisch ist, könnten sehr vielfältig sein. Wenn ein Kind ein Gemüse nicht kenne oder möge, melde ihm der Körper eine potenzielle Gesundheitsgefahr, sagt Jessica von Allesch. Eltern sollten dann gemeinsam mit dem Junior ein Rezept finden, das dem Problem-Esser zusagt: „Wenn das Kind etwa keinen Brokkoli pur mag, kann er beispielsweise auf Pizza oder in herzhaften Muffins zubereitet werden.“

Die Expertin rät allerdings davon ab, Gemüse in Lebensmitteln, die die Kinder mögen, zu verstecken: Dies könne die Angst vor Lebensmitteln verstärken. Eltern sollten ihrem Kind auch nicht sagen, dass es zu dick sei: „Das ist Nährboden für Essstörungen.“

Anschauliches Bilderbuch hilft den Kindern beim Verstehen

Kinder sollten lernen, warum sie eine bestimmte Ernährung brauchen, betont die 39-Jährige. „Denn nur so können sie für sich selbst die richtige Entscheidung treffen und sich auch gesund ernähren, wenn sie älter sind.“

Jessica von Allesch empfiehlt das Bilderbuch „Schau, was steckt in Obst und Gemüse?“ (Loewe-Verlag). Es verdeutliche Kindern anschaulich, warum eine vielfältige Ernährung wichtig sei. Um sich konzentrieren und lernen zu können, brauche der Körper bestimmte Nährstoffe, etwa Aminosäuren, die unter anderem in Fisch stecken, oder Proteine, die auch in Fleisch und Nüssen enthalten sind.

Unterricht über richtige Ernährung fehlt in den Schulen

„Kinder müssen richtige Ernährung von klein auf lernen, damit sich gute Gewohnheiten etablieren können“, sagt Jessica von Allesch. Eine Umstellung sei später sehr mühsam.

In der Schule lernen Kinder grundsätzlich zu wenig über korrekte Ernährung, betont sie. Und: „Ein Ernährungsberater sollte auch psychologische Grundkenntnisse haben, um sich auf Augenhöhe des Kindes begeben und die Ursachen für dessen falsche Ernährung verstehen zu können.“ Es sei „elementar wichtig, das Verhalten des Kindes zu verstehen“.

Drei entscheidende Tipps der Ernährungsexpertin für Eltern

Mehr Infos, wie Kindern Gemüse schmackhaft gemacht werden kann, zu Lerntechniken, Medienkompetenz und dem Vermeiden von Mobbing präsentiert Jessica von Allesch auf ihrer Internetseite www.highqkids.de. Dort findet sich neben einem Blog auch ein von der Spezialistin verfasstes E-Book zu dem Thema, das kostenlos heruntergeladen werden kann.

• Keine Süßigkeiten als Belohnung für einen leer gegessenen Teller.

Vollwertige Mahlzeiten/Snacks mit Vitaminen, Mineralstoffen und einem Energielieferanten (Fett, Proteine oder Kohlehydrate) wie Knabbergemüse und Vollkornbrot, damit das Kind nachhaltig satt wird.

• Mahlzeiten als Familie am Tisch einnehmen. Vor dem Fernseher koppelt sich das Gehirn von dem Prozess der Nahrungsaufnahme ab, dadurch erfolgt kein rechtzeitiges Sättigungsgefühl.