Hamburg. Die Vogelart überwintert in heimischen Gefilden. Die monogame „Saisonehe“ eines Paares verfolgt eine strenge Arbeitsteilung.

Seit Ende März treffen bei Temperaturen über zwölf Grad auch Vogelarten ein, die erwartet werden: Nach den Kiebitzen sind es Bekassinen, oder auch Himmelsziegen genannt, die bei ihrem rituellen Sinkflug mit den Schwanzfedern vibrieren und so das charakteristische „Meckern“ entsteht. Rotdrosseln sind auf dem Durchzug in ihre angestammten Brutgebiete im Norden bis nach Sibirien und pausieren in kleinen Trupps auf den Wiesen am Fersenweg.

Dagegen gehören Goldammern zu unseren heimischen, hier überwinternden Arten. Unter den Ammern sind sie die häufigste Art. In der kalten Jahreszeit suchen sie einzeln oder auch im Trupp nach verbliebenen Samen auf Feldern und Wiesen.

Brutzeit der Goldammern beginnt in den Vier- und Marschlanden

Ihre Brutzeit beginnt Mitte April, bereits im März zeigen sich erste Pärchen. Die Männchen erscheinen dann im gelben Prachtkleid. Auch sein Gesang wird bald zu hören sein. Sein Liedchen wird häufig als „wie wie wie hab ich dich liiieb“ interpretiert. Als Kenner klassischer Beethoven-Partien könnte man auch den Anfang seiner 5. Symphonie heraushören. Goldammern singen eifrig und im Gegensatz zu anderen Singvögeln sogar im Sommer in der Mittagshitze.

Der Lebensraum der Goldammern ist die offene Kulturlandschaft mit Feldgehölzen, Hecken und Büschen. Dort finden sie Samen – ihre bevorzugte Nahrung. Für die Ernährung der Nestlinge werden kleine Spinnen und Insektenarten wie Springschwänze, Hautflügler, Heuschrecken, Käfer und Raupenstadien von Schmetterlingen verfüttert. Zusätzlich ergänzen erste Samen oder halbreife Getreidekörner die Nahrung für die Nestlinge.

Anfang einer Beethoven-Symphonie ist in ihrem Gesang zu hören

Zu der ersten Brut im April kommt im späten Juli eine zweite hinzu. Während der Brutzeit sind Goldammern streng territorial, das Männchen verteidigt sein Brutrevier. Die monogame Saisonehe des Paares ist geregelt: Das Weibchen sucht den Nistplatz und baut das Nest am Boden oder in Bodennähe möglichst in undurchdringlichem Gebüsch. Das Männchen sorgt während des Baus für die Fütterung seines Weibchens.

Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden.
Dr. Ute Meede ist Biologin aus den Vier- und Marschlanden. © meede

Das napfförmige Nest besteht aus Grashalmen und Blättern. Die Mulde wird mit Tierhaaren ausgepolstert. Während der etwa zweiwöchigen Brutzeit bebrütet allein das Weibchen die bis zu fünf Eier. Dann folgen nahezu zwei weitere Wochen Nestlingszeit, in der das Weibchen die Jungen wärmt und die Nahrung verfüttert, die das Männchen fängt und dem Weibchen übergibt.

Viele Fressfeinde: Der Bestand der Goldammern ist rückläufig

Goldammern benötigen Bäume und Sträucher als Singwarte. Doch der Randstreifen des Marschbahndamms wird immer breiter, angrenzende Büsche, Sträucher und Bäume werden entfernt. Auf der anderen Seite wird bis in das Gebüsch hinein gemäht und durch zu frühe Mahd kann die erste Brut von den Bodenbrütern verloren gehen.

Der Bestand der Goldammern ist rückläufig. Greifvögel, Rabenvögel, Fuchs und Hauskatzen gehören zu den Fressfeinden. Flügge gewordene Junge können allerdings acht Jahre alt werden.