Hamburg. Arne Meyer, Restaurantbetreiber und Dehoga-Sprecher, fordert seine Berufskollegen auf: “Lasst euch was einfallen.“ Das hat er auch.

Die Gastronomen befänden sich wegen des Lockdowns in einer katastrophalen wirtschaftlichen Situation, sagt Arne Meyer. Der 49-Jährige ist beim Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) für Bergedorf zuständig, betreibt mit der Wein- und Friesenstube Ochsenwerder und der Marschländer Elblounge zwei Restaurants im Bezirk Bergedorf. Meyer verweist auf Dehoga-Zahlen, nach denen etwa ein Viertel seiner Berufskollegen in Hamburg vor dem wirtschaftlichen Ruin stehe. „Zahlreiche Restaurants mussten wegen Corona schon aufgegeben werden“, sagt er.

Viele Gastronomen würden es sich nun gut überlegen, ob sie Schulden machen wollen, um nach dem Lockdown neu durchzustarten, sagt Meyer. „Denn aus den Schulden rauszukommen, dauert meist Jahre.“ Viele Menschen hätten falsche Vorstellungen von den Gewinnspannen: „Dem Gastronomen bleiben nur sechs bis zehn Prozent der Gesamteinnahmen – und die muss er noch versteuern.“ Die Ausgaben seien hoch: Pacht oder Miete, Nebenkosten, das Abzahlen von Krediten und Grundsteuer nennt Meyer als Beispiele. „Schließlich muss trotz geschlossener Restaurants geheizt werden, sind die stromintensiven Tiefkühlanlagen in Betrieb.“

Ein Viertel aller Restaurants in Hamburg stehen vor dem Aus

Die Finanzhilfen der Regierung seien in vielen Fällen noch nicht angekommen: „Einige Kollegen warten schon seit Oktober.“ Diese Verzögerungen könnten für manches Haus das Aus bedeuten. Denn viele Gastronomen würden gar keine weiteren Kredite mehr bekommen: „Einige haben vor Corona groß investiert, waren innovativ und sind nun gekniffen. Sie werden jetzt abgestraft.“

Ein weiteres Problem: Wer zum Jahresende 2019 sein Haus wegen Umbaus geschlossen hatte, profitiert nicht von den Hilfspaketen der Regierung, „denn er hat ja damals keinen oder kaum Umsatz verbucht“, betont Meyer. Die Reduzierung der Mehrwertsteuer für Speisen der Gastronomen müsse über den Juni hinaus von 19 auf sieben Prozent reduziert bleiben, „damit die Gastronomie eine Zukunft hat“. Auch für Getränke sollte die Mehrwertsteuer reduziert werden, „damit auch die vielen Bars, die ja keine Speisen anbieten, bessere Überlebenschancen haben“.

Nicht alle Restaurantbetreiber sind kampflos

Doch nicht alle Restaurantbetreiber würden sich kampflos ergeben, „zumal die Menschen ja ihre Lieblingslokale unterstützen möchten“. Es gebe etwa viele Kooperationen unter den Gastronomen, man helfe sich gegenseitig. Meyer verlieh etwa einen großen Glaskühlschrank an einen Bergedorfer Berufskollegen. Der stellte das Gerät bei einem weiteren Bergedorfer Gastronomen auf, verkaufte dort seine fertig gekochten Speisen zur Mitnahme. Er sei froh, dass er selbst gut vernetzt sei, betont Meyer: „Gute Kontakte sind wichtig.“  

Meyer rät seinen Kollegen: „Lasst euch etwas einfallen.“ Manchmal müsse weniger gezögert und „einfach ausprobiert werden“, denn niemand wisse, wie lange der zweite Lockdown anhalten wird. „Vielleicht hat es Sinn, wenn Gastronomen zwischenzeitlich ihre Räume vermieten, etwa, damit sie als Testzentrum genutzt werden können.“ Er selbst sei froh, dass er nun – neben seinem Außer-Haus-Verkauf donnerstags bis sonntags, 16 bis 19 Uhr (040/737 41 98) – über eine zweite Schiene Einnahmen generieren könne: Meyer verkauft Möbel und Accessoires. Zwar ist der kleine Shop in der Marschländer Elblounge geschlossen, doch schon im Sommer richteten Meyer und seine Frau den Internetshop The New Home Style (tnhs.de) ein.

Fährhaus Tatenberg: Speisen zum Mitnehmen

„In diversen Haspa-Filialen in Bergedorf und Geesthacht präsentieren wir derzeit einige Produkte aus dem Sortiment.“Anja Schwormstedt bot in ihrem Fährhaus Tatenberg am Tatenberger Deich 162 in der Vorweihnachtszeit ebenfalls leckere Speisen zum Mitnehmen an. „Im Februar wollen wir wieder Speisen zum Mitnehmen anbieten“, sagt sie. „Dann gibt es auch wieder ganze Gans to go.“ Außerdem verkauft sie selbst gemachte Marmelade in großer Auswahl. Wer sich für den süßen Brotaufstrich interessiert, erreicht sie unter  040/737 22 27 und per E-Mail an service@faehrhaus-tatenberg.de.

Anja Schwormstedt bot in ihrem Fährhaus Tatenberg am Tatenberger Deich 162 in der Vorweihnachtszeit ebenfalls leckere Speisen zum Mitnehmen an. "Im Februar wollen wir wieder Speisen zum Mitnehmen anbieten", sagt sie. "Dann gibt es auch wieder ganze Gans to go." Außerdem verkauft sie selbstgemachte Marmelade in großer Auswahl. Wer sich für den süßen Brotaufstrich interessiert, erreicht Anja Schwormstedt unter Telefon  040/737 22 27 und per E-Mail an service@faehrhaus-tatenberg.de.

Norddeutsches Haus nun in sozialen Medien präsenter

Auch Marc-René Pastel, Mitbetreiber des Restaurants Norddeutsches Haus am Altengammer Elbdeich 42, freut sich, dass sein Außer-Haus-Verkauf gut angenommen werde: Neben Stammkunden aus der Umgebung kämen auch Kunden aus Bergedorf-Stadt und von weiter her an den Elbdeich. „Sie holen sich oft auch länger haltbare Speisen, die wir in Weckgläsern anbieten, und machen sie sich abends zu Hause warm“, sagt der 40-Jährige. Viele Kunden würden im Homeoffice arbeiten und hätten ihre Kinder zu Hause: „Die sind froh, wenn sie sich das Kochen mal sparen können.“

In den sozialen Medien sei das Norddeutsche Haus nun präsenter, um auf seine Essensangebote hinzuweisen.Trotzdem sei der Umsatz im Keller, betont Pastel. „Unser Saal kann seit fast einem Jahr nicht mehr für Veranstaltungen genutzt werden.“ Lediglich einige Trauerfeiern habe es dort zwischen den Lockdowns gegeben, aber keine Hochzeits- oder Geburtstagsfeiern. Von der November-Hilfe der Regierung habe er bisher nur einen Abschlag erhalten, „Hilfszahlungen für sechs Wochen stehen noch aus“. Ob es weitere Unterstützung für 2021 gibt, sei unklar.

Lesen Sie auch:

Auch der 40-Jährige beschreitet zwangsläufig neue Wege: „Ich vermiete den Saal längerfristig an einen Eventveranstalter, der dort Treffen und Tagungen von Firmen-, Vereins- oder Kirchenvorständen filmt und ins Internet überträgt.“ Per Funk übertrage der Internet-Spezi die Aufnahmen der Versammlungen in sein auf dem Deich geparktes Wohnmobil, von wo aus er sie streamt. Ein weiterer Vorteil für den Gastronomen: „Die Teilnehmer unvermeidbarer geschäftlicher Treffen dürfen auch verköstigt werden.“Von Kollegen in Niedersachsen weiß Pastel, dass sie "Wohnmobil-Dinner anbieten": Die Gäste bekommen die Menüs  – wie bei einem Drive-in-Restaurant – in ihr Fahrzeug geliefert. „Wir bieten das auch an, nur eben nicht als Dinner.