Curslack. Curslack. Anwohner vom Curslacker Heerweg machen gegen die geplante Bebauung Tür mobil. Sie habenmehrere Ausweichflächen vorgeschlagen.
Handwerksbetriebe aus den Vier- und Marschlanden wollen seit Jahren umziehen und erweitern, fanden dafür aber lange keine geeignete Fläche. Fündig wurden sie schließlich zwischen Eschenhofsiedlung, Autobahn 25 und Curslacker Heerweg. Das Verfahren zur Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans wurde bereits im September 2016 eingeleitet (wir berichteten). Seitdem machen Anwohner gegen die geplanten „Handwerkerhöfe“ auf 4,6 Hektar vor ihrer Haustür mobil. Sie fürchten Lärm und Gestank. Außerdem glauben sie, dass die „Handwerkerhöfe“ nur der Anfang sein könnten und mit ihnen die Grünflächen südlich der A 25 schrittweise Gewerbe- und Wohngebieten geopfert würden – zumal eine Voruntersuchung auch die Umgebung in den Fokus nahm. Demnach könnte es auf 16 Hektar noch mehr Gewerbe (5,9 Hektar) und 100 Kleingärten oder auch Wohnbebauung geben.
Enttäuscht von der Politik
„Die Zerstörung dieser Kulturlandschaft schreitet stetig voran“, sagt Dieter Bias und verweist auch auf Oberbillwerder. Enttäuscht sind der 76-Jährige und seine Mitstreiter nicht von den Handwerkern, für deren Expansionspläne sie Verständnis haben, sondern von der Politik: „Die Politik brüstet sich damit, dem Handwerk zu helfen. Dies ist aber nicht der Fall“, sagt Dr. Ralf Siebert. Vielmehr hätten Handwerksbetriebe keine Chance auf potenzielle Gewerbeflächen wie „Bergedorf 99“ (am Curslacker Neuen Deich, nördlich der A 25), weil sie zu teuer seien. „Warum hat sich die lokale Politik nicht längst an den Senat gewandt und solche Flächen für heimische Betriebe eingefordert? Das wäre ehrliches Fördern“, sagt Siebert (52). Statt dessen sei zu den Handwerkern gesagt worden, sie sollten sich selbst eine Fläche suchen, behauptet er. „So aber funktioniert Stadtentwicklung nicht.“
Nur fünf Nachbarn dafür
Siebert und Bias wohnen beide am Curslacker Heerweg. Sie bilden die Hälfte einer Arbeitsgemeinschaft, die sich gegen die Bebauung der Fläche in Curslack engagiert. Regelmäßig treffen sie sich mit Rudi Kowalczyk und Bernd George, um die weitere Vorgehensweise zu besprechen. Eine Petition haben die Vier bereits im April ‘17 eingereicht, auch wenn das Planungsverfahren noch gar nicht an diesem Punkt angekommen ist. Vor einem Jahr machten die Männer eine Umfrage in der Nachbarschaft. Das Ergebnis gibt ihnen recht: 337 der gut 500 Befragten stimmten gegen das geplante Gewerbegebiet, nur fünf dafür.
Neben „Bergedorf 99“ hat das Quartett Politik und Verwaltung auch eine Fläche am Curslacker Neuen Deich südlich der Autobahn 25 als Alternative vorgeschlagen, nahe den großen Windrädern. „Dort ist man weg von Wohnbebauung, und in unmittelbarer Nähe gibt es bereits Gewerbe“, sagt George.
Keine Auskunft vom Bezirksamt
„Für die Entwicklung des Gewerbegebiets am Curslacker Heerweg werden zurzeit die verkehrstechnische und die lärmtechnische Untersuchung ausgewertet“, sagt Lena Stich, Sprecherin des Bezirksamtes. „Zu gegebener Zeit soll der Stadtentwicklungsausschuss Gelegenheit erhalten zu beschließen, dass der Bebauungsplanentwurf in einer öffentlichen Plandiskussion erörtert wird.“ Die Verwaltung strebe eine „zügige Auswertung“ an. Handwerker und Anwohnerinitiative würden zeitnah einbezogen. Zu dem vorgeschlagenen Alternativstandort Curslacker Neuer Deich könne das Bezirksamt keine Auskunft geben.