Curslack. 25 Millionen Euro fließen in die Anlage. Dort entsteht ein riesengroßer Speicher für Trinkwasser. Warum er benötigt wird.

Bei der Fahrt oder einem Spaziergang über den Vierländer Marschbahndamm dürfte so mancher Radfahrer und Spaziergänger die Baumaschinen bereits entdeckt haben: Auf einer ehemaligen Ackerfläche neben dem Hauptgebäude des Curslacker Wasserwerks, etwas abseits vom Curslacker Heerweg, wird seit dem Spätsommer ein Baufeld vorbereitet: Dort entsteht ein neuer Reinwasserbehälter von Hamburg Wasser.

Das Bauwerk wird aus zwei Speicherkammern für aufbereitetes Trinkwasser bestehen, die zusammen ein nutzbares Speichervolumen von 24.500 Kubikmeter haben. „Das entspricht etwa der Hälfte der Tagesabgabe des Werks“, stellt Werkleiter Patrick Kühn fest. Insgesamt werden etwa 60.000 bis 65.000 Kubikmeter pro Tag abgegeben – vor allem die Vier- und Marschlande, aber auch Teile Bergedorfs und Teile der Innenstadt bis hin nach St. Pauli werden aus Curslack versorgt.

Hamburg Wasser: Behälter in Curslack ersetzten Bauwerk in Rothenburgsort

Der neue Behälter dient als Ersatz für ein bestehendes Bauwerk am Hauptstandort von Hamburg Wasser in Rothenburgsort. Dann gebe es künftig zum einen einen energetischen Vorteil, stellt Bereichsleiter Arnd Wendland fest. Denn dann muss das in Curslack produzierte Trinkwasser nicht erst nach Rothenburgsort geleitet werden, um ins Netz eingespeist zu werden. Denn zusätzlich zum Reinwasserbehälter wird auch ein Pumpwerk für die Einspeisung in das bestehende Rohrleitungsnetz errichtet.

„Die Trinkwasserversorgung der Versorgungszone Hamburg Mitte und Bergedorf wird damit auch unter Berücksichtigung zukünftig steigender Trinkwasserabgaben wegen der wachsenden Stadt sichergestellt“, erklärt Arnd Wendland. Das Gesamtsystem der Versorgung werde dadurch robuster. Zudem werde neues Speichervolumen geschaffen, um sogenannte Spitzen abzupuffern, die insbesondere im Sommer bei längeren Hitzeperioden zu beobachten sind, erklärt der Bereichsleiter.

Derzeit wird noch der Baugrund vorbereitet und die Bohrpfähle erstellt. Das soll bald abgeschlossen sein, sodass die Arbeiten an der Sohle beginnen können.
Derzeit wird noch der Baugrund vorbereitet und die Bohrpfähle erstellt. Das soll bald abgeschlossen sein, sodass die Arbeiten an der Sohle beginnen können. © Lena Diekmann

Die enthaltenen Reinwasserkammern werden vollständig aus wasserundurchlässigem Stahlbeton gebaut. Das Pumpengebäude mit Desinfektion und Räumen für die Elektrotechnik wird aus Stahlbeton erstellt. Hinzu kommt das darin gespeicherte Wasser. „Da kommt schon einiges an Gewicht zusammen“, stellt Arnd Wendland fest.

Hochbau startet voraussichtlich im Sommer 2023

Damit der Marschboden diese Last trägt, wird derzeit der Baugrund vorbereitet: Fast 500 Bohrpfähle – 45 Zentimeter im Durchmesser und zwölf Meter lang – werden erstellt, erklärt Janet Goschke, die das Bauprojekt als Ingenieurin von Hamburg Wasser betreut. Der Arbeitsschritt sei so gut wie abgeschlossen, sodass voraussichtlich in der kommenden Woche mit den Arbeiten an der Sohle begonnen werden soll, stellt die Ingenieurin fest. Wenn alles nach Plan laufe, könne mit dem Hochbau voraussichtlich im nächsten Sommer begonnen werden, so Janet Goschke.

Das Bauwerk wird nach Fertigstellung etwa 84 Meter lang, 60 Meter breit und sieben Meter hoch sein. Die Fassade wird gedämmt und mit Ziegeln verblendet. Das Dach soll begrünt werden und auch eine Photovoltaikanlage bekommen. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich bis zum Sommer 2024 andauern. 25 Millionen Euro werden in den neuen Reinwasserbehälter investiert.


350.000 Menschen bekommen Trinkwasser aus Curslack

Insgesamt ist Hamburg Wasser für die Trinkwasserversorgung von mehr als 2,2 Millionen Menschen in Hamburg und einigen Umlandgemeinden zuständig – etwa 350.000 Menschen bekommen ihr Wasser aus Curslack. Aufgrund seiner Fördermenge ist das Wasserwerk das bedeutendste in Hamburg. Gefördert wird das Grundwasser über mehr als 200 Flachbrunnen und 16 Tiefbrunnen, die sich auf einem acht Kilometer langen Streifen befinden, der sich etwa vom Curslacker Neuen Deich über das Wasserwerk Curslack quer über die Felder von Curslack und Altengamme Richtung Geesthacht zieht. Damit die Gräben rundherum stets genug Wasser führen, ist Hamburg Wasser auch für die Bewirtschaftung von etwa 600 Kilometer Gräben zuständig.

Das Wasserwerk wurde bereits 1928 gegründet. 2004 wurde das Herzstück des Werks – die Filterhalle – durch einen Neubau ersetzt. Heute sind in dem Wasserwerk 24 Mitarbeiter beschäftigt.