Bergedorf. Beschicker müssen mit dem Dreifachen an Strompreisen rechnen. Was die Händler und der Verband dazu sagen.

Für ihn gibt es nichts Schöneres, als über den Bergedorfer Wochenmarkt zu schlendern. Vergangene Woche aber musste sich Werner Mecke auf den Chrysanderstraße wundern: „Da hat jemand Zettel an die Händler verteilt und eine kräftige Erhöhung des Strompreises angekündigt“, beobachtete der Bergedorfer: „Die haben nur entsetzt mit dem Kopf geschüttelt. Wie wollen die das nur überleben?“, fragt sich der treue Einkäufer und fürchtet um einen Händlerschwund.

Tatsächlich war es das Bergedorfer Bezirksamt, das die Info-Zettel verteilen ließ, denn „der Strompreis wird sich ab dem 1. Januar um das ungefähr Dreifache erhöhen“, meint Rathaussprecher Lennart Hellmessen und erläutert: „Die Bukea, Behörde für Umwelt und Energie, hat einen neuen Rahmenvertrag mit Hamburg Energie abgeschlossen. Wir sind dabei bloß der Mittelsmann und reichen das Geld der Beschicker an den Energieversorger weiter.“ Da nicht jeder Stand einen eigenen Stromzähler habe, würden mancherorts auch Pauschalen erhoben – und im gleichen Zug ebenfalls erhöht.

„Die Märkte sollen kostenneutral bleiben“, sagt Rathaussprecher Hellmessen

Die Standgebühren werden nicht erhöht, betont Hellmessen: „Wir möchten, dass die Märkte kostenneutral betrieben werden und stellen von der Verwaltung lediglich die beiden Marktmeister, die sich um die Händler und auch um die Absperrungen kümmern.“ Ob er nun schrumpfende Märkte fürchte? „Die werden sicherlich ächzen, wir müssen abwarten, wie sich das entwickelt“, so der Rathaussprecher.

„Da ist schon teilweise ein bisschen Panik angesagt, vor allem bei jenen, die eine Kühltruhe brauchen, also etwa die Fleisch- und Fischhändler“, meint Markthändler Klaus Elberling. Er hingegen sei als Gärtner mit seinen Blumen kaum betroffen: „Wir haben LED-Licht und brauchen nicht viel Strom.“ Auch die Firma „Hubert Katenschinken“ aus Talkau bleibt gelassen: „Das geht ja allen Betrieben gleich, wir machen auf jeden Fall weiter. Es nützt ja nichts“, so die Schinken-Experten, die auch in Bergedorf-West und in Lohbrügge auf dem Wochenmarkt stehen.

Hoffen, dass es „höchstens der doppelte Strompreis wird

Bergedorf und Lohbrügge seien stabil, anders könne es sich in Bergedorf-West und Neuallermöhe entwickeln, fürchtet Wilfried Thal. Der Geschäftsführer vom Landesverband des Ambulanten Gewerbes und der Schausteller (LAGS) hofft, dass es „höchstens der doppelte Strompreis wird“, aber den müssten die Händler dann wohl auch weitergeben.

Andererseits werde deshalb wohl niemand sein Geschäft aufgeben: „Wir haben ja stromsparende Anlagen und alle paar Jahre neue Verkaufsanhänger.“

Verband beklagt „enorme Umsatzrückgänge“ in einzelnen Quartieren

Wohl aber werde man im Januar gemeinsam mit der Bergedorfer Bezirksversammlung überlegen, wie man sich strategisch – gemeinsam mit dem Einzelhandel – besser aufstellen kann, um auch die Wochenmärkte besser zu bewerben. Denn schon heute seien „enorme Umsatzrückgänge“ in jenen Quartieren zu verzeichnen, wo die Menschen ein geringes Einkommen haben, zum Beispiel in Bergedorf-West und Neuallermöhe.

„Das sind keine Goldgruben, da müssen wir stark kämpfen“, meint Thal, der nicht zuletzt weit über den Tellerrand schaut: „Im nächsten Jahr müssen wir auch der Bundespolitik mal klarmachen, dass ein Kleingewerbe keine Mautgebühr auf der Autobahn bezahlen kann. Wir brauchen unbedingt Sonderregelungen.“