Hamburg. Nicole Erdmann-Meyer eröffnet am Spieker Markt ein Brautmoden-Geschäft. Sie lässt sich von der Corona-Pandemie nicht ausbremsen.

Als sie vor mehr als 25 Jahren noch in ihrer Heimat Porta Westfalica in der Gastronomie jobbte, wurden dort an den Wochenende häufig Hochzeiten gefeiert. Und an den fröhlichen Gesellschaften interessierte Nicole Erdmann-Meyer eines ganz besonders: das Kleid der Braut. „Da habe ich immer ein Auge drauf geworfen und geguckt, ob das Kleid aus meiner Sicht zu der Frau passt oder nicht“, erinnert sich die 50-Jährige, die seit acht Jahren bei ihrem zweiten Ehemann in Neuengamme lebt.

Ein eigenes Brautmoden-Geschäft war viele Jahre lang ihr Traum

Sie selbst hat als 24-Jährige bei ihrer ersten Hochzeit nicht das Kleid getragen, was sie gern gehabt hätte.

Statt ein Kleid zu wählen in einem Schnitt in A-Linie oder Prinzessin, überredeten Mutter und Oma sie zu einer schmalgeschnittenen Robe mit Carmen-Ausschnitt, vielen Perlen und langer Schleppe. „Ein tolles Kleid, aber eben nicht mein Kleid. Das habe ich immer bereut“, sagt Nicole Erdmann-Meyer.

Von nun an möchte die 50-Jährige zukünftigen Bräuten helfen, ihr Kleid zu finden: „Ein Brautkleid ist kein alltägliches Kleid, sondern für einen Moment, den man bestenfalls nur einmal im Leben erlebt“, sagt Nicole Erdmann-Meyer.

Am Spieker Markt (Süderquerweg 99) hat Nicole Erdmann-Meyer unter dem Namen „Weiß ins Glück“ ihr Brautstübchen Vierlanden eröffnet. „Es fühlt sich noch so unwirklich an, denn damit wird mein Lebenstraum wahr“, sagt sie.

Ein Aufschub der Geschäftseröffnung war trotz Corona nie ein Thema

Ausgerechnet im März, als sie mit fertigem Businessplan soweit war, für die Finanzierung an die Banken heranzutreten kam die Corona-Pandemie – und die Banken waren nicht mehr bereit, Gründerkredite zu vergeben. „Doch dann bin ich stur geblieben und wollte mir meinen Traum nicht von Corona vermiesen lassen“, erzählt die 50-Jährige, die weiterhin als Angestellte eines Großhändlers für medizinische Produkte tätig ist. Sie fand einen Weg, ihre Geschäftsgründung aus eigenen Mitteln zu finanzieren und ist nun bereit, an vier Tagen in der Woche Bräute zu beraten. Auch After-Work-Events und Brautpartys kann sie sich künftig vorstellen. Terminabsprachen, auch für Beratungen, sind möglich.

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Auch wenn in diesem Jahr deutlich weniger geheiratet wurde, war ein Aufschub der Geschäftseröffnung für Nicole Erdmann-Meyer keine Option. Schließlich würden Bräute auch jetzt schon nach dem passenden Kleid gucken, deren Hochzeit für das Jahr 2022 geplant ist. Außerdem gebe es auch immer mal wieder Paare, die sich spontan für eine Eheschließung entscheiden und wo dann ebenso spontan ein passendes Kleid gefunden werden muss.

70 verschiedene Modelle auf 128 Quadratmetern

Auf 128 Quadratmetern gibt es im Brautstübchen Vierlanden bislang an die 70 verschiedenen Modelle in den Größen 38 bis 44 (280 bis 2000 Euro) von zwei Herstellern aus Deutschland. Die schmalgeschnittene, spitzenbesetzte Robe mit tiefen Rückenausschnitt ist dabei ebenso zu finden, wie die schlichte A-Linie aus Jacquard bis hin zur ausladenden Prinzessin mit neunlagigem Tüll. Neben den langen Kleidern gibt es auch kurze Varianten für das Standesamt, eine kleine Auswahl an Abendgarderobe sowie Schmuck und Schuhe.

Nach und nach könne das Sortiment weiter wachsen, müsse man erstmal schauen, wie es anläuft, bleibt Nicole Erdmann-Meyer bodenständig. Und sollte sich der erhoffte Geschäftserfolg gar nicht einstellen, dann weiß Nicole Erdmann-Meyer trotzdem: „Ich habe meinen Lebenstraum verwirklicht.“

Öffnungszeiten: mittwochs und donnerstags 15 bis 18 Uhr, freitags 12 bis 18 Uhr, sonnabends 10 bis 16 Uhr.Kontakt: 0176/63 10 10 27.

Deutlich weniger Eheschließungen in 2020

Heiratswillige Paare, die in diesem Jahr den Bund der Ehe eingehen wollten, hatten es ab Mitte März nicht leicht: Viele Standesämter schränkten wegen der Corona-Pandemie die Möglichkeiten erheblich ein oder blieben sogar ganz geschlossen. Laut statistischem Bundesamt haben in Deutschland im 1. Halbjahr 2020 insgesamt 139.900 Paare geheiratet und damit 29.200 weniger, als im Vorjahreszeitraum. Auch in Bergedorf wurde weniger geheiratet: Im Bergedorfer Standesamt wurden von April bis Oktober 2020 insgesamt 166 Eheschließungen durchgeführt. Im Vergleichszeitraum 2019 waren es mit 380 mehr als doppelt so viele. Die Zahl der Absagen von bereits vereinbarten Standesamtterminen hält sich mit 13 allerdings in Grenzen. Wahrscheinlich haben sich aufgrund der Gesamtlage einfach weniger Menschen entschieden zu heiraten, heißt es aus dem Bergedorfer Bezirksamt.