Hamburg. Die Alleinerziehende aus Bergedorf braucht eine geeignete Stammzellenspende. Ihre kleinen Söhne zittern um das Leben ihrer Mama.
Gut 100 Menschen kamen am 11. Mai in der Elbkinder-Kita an der August-Bebel-Straße zusammen: Sie alle wollten sich als Stammzellenspender registrieren lassen, um der 35-jährigen Christin zu helfen. Die Mutter von zwei Söhnen (4 und 7 Jahre) ist an Leukämie erkrankt. Wie geht es der Groß- und Einzelhandelskauffrau heute? Leider sehr schlecht.
Tatsächlich hatte sich in der Deutschen Knochenmarkspenderdatei (DKMS) zunächst ein passender Spender gefunden, doch der sei aktuell anderweitig erkrankt und könne nicht spenden, erzählt Christins Mutter: „Dann hat im Juli meine jüngere Tochter gespendet, die ist 33 Jahre alt. Aber leider hat Christins Körper das nicht gut angenommen“, berichtet Marion Schütte. Ende Oktober kam es zu einem Rückfall, das nennt sich Rezidiv im medizinischen Fachjargon: Der Blutkrebs ist zurückgekommen.
Pascale und Bennet zittern um das Leben ihrer Mama
„Jetzt ist Christin in einem Zelltief und bekommt eine sehr starke, ambulante Chemotherapie“, berichtet die Großmutter. Nach Weihnachten und dann wohl auch den ganzen Januar über werde die Erkrankte im UKE sein: Mangels Alternative wird es mit den Stammzellen im Knochenmark der Schwester einen zweiten Versuch geben: „Die OP ist für den 6. Januar geplant. Und wenn die Transplantation wieder schiefläuft, brauchen wir wohl einen dritten Anlauf. Die Zeit jedenfalls drängt.“
Vor dem Rückfall konnte Marion Schütte zwischenzeitlich mal wieder in ihrer Heimat sein. Mit der Angst im Nacken, ihre Tochter könnte nur noch ein Jahr leben, setzte sie alles Mögliche in Bewegung: Über Kleinanzeigen bat sie um Stammzellen, von der Regionalzeitung „Volksstimme“ ließ sie sich interviewen, zudem bot die Feuerwehr beim Tag der offenen Tür Hilfe an: „Unsere kleines Dorf Barby bei Magdeburg hat nur 4500 Einwohner. Da helfen alle mit: Allein jetzt auf dem Adventsmarkt haben sich 40 Leute bei der Blutbank Magdeburg typisieren lassen.“
Auch Berufsschüler und Studenten können sich typisieren lassen
Jeder, der zwischen 17 und 55 Jahre alt ist, wird als Spender gebraucht: „Alle 27 Sekunden erhält irgendwo auf der Welt ein Mensch die Diagnose Blutkrebs“, heißt es bei der DKMS, auf deren Seite man sich registrieren lassen kann: Spender führen mit einem Wattestäbchen einen Wangenschleimabstrich durch, dann werden Ihre Gewebemerkmale im Labor bestimmt. „Das können ganze Universitäten machen oder Berufsschulprojekte, auch in Bergedorf“, wirbt Marion Schütte. Wenn nicht für ihre geliebte und lebensfrohe Christin, dann werde die Spende bestimmt einem anderen Menschen helfen, hofft sie.
Wobei sie bei dem Thema Hoffnung auch so langsam an ihre Grenzen kommt, denn „mein Leben ist ein kompletter Scherbenhaufen“, so die 56-Jährige: Zum einen habe sie einen an Parkinson erkrankten Ehemann, zum anderen sei vor drei Monaten ihre Schwiegermutter an Krebs gestorben. Und nicht zuletzt flatterte jüngst auch noch die Kündigung ins Haus, akzeptiere ihr Arbeitgeber nicht mehr die lange Krankschreibung: „Ich war drei Jahre lang Betreuungskraft in der Altenpflege. Das war ein absoluter Traumberuf, ohne Schichtdienst. Aber jetzt wurde ich einfach entlassen.“
Auch interessant
- Brandruine abgerissen – das Haus birgt ein dunkles Geheimnis
- Einkaufen kurz vor Weihnachten: Großkampftag an der Frischetheke
- Deutsche Bahn: Frisches Geld aus Berlin für Grundsanierung des Bergedorfer Bahnhofs
Nun aber war es ihr wichtiger, ihrer kranken Tochter beizustehen – und vor allen den beiden Enkeln, die in Bergedorf betreut werden müssen. „Die haben natürlich schwer daran zu knabbern. Denn erst hieß es, die Mama habe neue Zellen. Und dann kam plötzlich der Rückfall“, schildert die Oma.
Und ja, sicherlich: Der „worst case“ ist längst besprochen worden. Sollte Christin die Leukämie nicht bekämpfen können, werden die beiden Jungen in Sachsen-Anhalt großwerden: „Dann kommen die Kids zu mir, das haben wir so festgelegt.“