Hamburg. Bergedorfs Politiker sind sich einig: Es fehlt an öffentlichen Toiletten, besonders an barrierefreien. Dabei wäre Geld vorhanden.
Eigentlich schien der Weg zur ersten „Toilette für alle“ in Bergedorf frei. Im Juli 2022 forderte die Bezirksversammlung die Verwaltung auf, die Versorgung mit öffentlichen Toiletten im Bezirk zu verbessern und dafür zu sorgen, dass auch das von der gleichnamigen Initative deutschlandweit geforderte stille Örtchen in den Südosten Hamburgs kommt. Doch passiert ist bisher noch nichts. Die Bergedorfer CDU fragt jetzt bei der Bezirksverwaltung nach.
Bei der „Toilette für alle“ handelt es sich ein Angebot für Menschen, für die eine herkömmliche Behindertentoilette nicht ausreicht. Laut den Betreibern des Projekts handelt sich dabei um viele Menschen mit Querschnittslähmung, Schädel-Hirn-Trauma, Multipler Sklerose oder angeborenen schweren Behinderungen. Gerade wer beim Toilettengang oder beim Wechsel der Inkontinenzeinlage Hilfe einer betreuenden Person benötigt, hat in regulären Behinderten-WCs nicht genug Platz.
CDU hakt nach: Warum gibt es immer noch keine „Toilette für alle“ in Bergedorf?
Die „Toilette für alle“ soll daher mindestens zwölf Quadratmeter groß sein und damit Platz für einen Menschen im Rollstuhl und zwei Betreuer bieten. Ebenfalls vorgesehen ist ein Personenlifter. Damit können die Benutzer der Einrichtung auf die Toilette gehoben werden – oder auf eine ebenfalls benötigte Liege, um dort zum Beispiel die Inkontinenzeinlage zu wechseln. Fehlt dieses Angebot, müssen die behinderten Menschen von ihren Unterstützern auf den Boden gelegt werden. „Unangenehm und unhygienisch“, stellt die Initiative „Toilette für alle“ fest.
In dem Antrag aus dem Jahr 2022 wies die damalige Bergedorfer Koalition aus SPD, Grünen und FDP darauf hin, dass die Versorgung mit öffentlichen Toiletten seit dem Abgang von Karstadt im Sachsentor problematisch sei. Die CDU schloss sich dem Antrag mit den anderen Fraktionen an. Letztlich forderten die Politiker damals, dass sich das Bezirksamt dafür einsetzen solle, dass unter anderem in der Innenstadt von Bergedorf und Lohbrügge sowie am Bahnhof, am Quartierszentrum Bergedorf-West oder am Fleetplatz in Allermöhe öffentliche WCs zur Verfügung stehen sollen – eine davon sollte eine „Toilette für alle“ werden.
Politik hatte einstimmig gefordert, die Versorgung mit öffentlichen WCs zu verbessern
„Die Situation in Bergedorf hat sich seitdem nicht verbessert“, beklagt der CDU-Bezirkspolitiker André Wegner gegenüber der Bergedorfer Zeitung. Seit Ende 2023 sei stattdessen auch das Toilettenhäuschen am Herzog-Carl-Friedrich-Platz nicht mehr zu benutzen. Auch in Sachen „Toilette für alle“ stellt Wegner fest: „Es passiert einfach nichts.“ Dabei hatte die Hamburger Bürgerschaft im Frühjahr 2023 insgesamt 700.000 Euro für die gesamte Hansestadt zur Verfügung gestellt, um die besonders barrierefreien Toiletten zu finanzieren. Bisher gibt es erst drei WCs dieser Art in Hamburg: im Volksparkstadion, in Planten un Blomen sowie in der Tagesstätte Pergole am Winterlindenweg.
Auch interessant
- Nach Unfall auf der Elbe: Feuerwehr jagt herrenloses Sportboot
- Rauchschwaden im siebten Stock – eine Person im Krankenhaus
- Adventszauber kehrt in die Bergedorfer Innenstadt zurück
Das Bergedorfer Bezirksamt betont auf Nachfrage, dass der Betrieb von öffentlichen Toiletten Aufgabe der Hamburger Stadtreinigung sei. Laut CDU schien das größte Problem zuletzt zu sein, dass keine geeigneten Räume für die „Toilette für alle“ im Bezirk zur Verfügung stehen. Als ein möglicher Standort wurde zuletzt das CCB geprüft. Eine weitere Hürde soll die genaue Vergabe der Hamburger Mittel zu sein. Das Inklusionsbüro der Gleichstellungsbehörde sah zuletzt noch Klärungsbedarf. André Wegner verspricht, dass seine Fraktion weiter am Ball bleiben will.