Hamburg. Für mehr Besucherfreundlichkeit wurden die historischen, 200 Jahre alten Kirchenbänke durch Stühle ersetzt. Welche Vorteile das bietet.

Wer im Gottesdienst, bei Beerdigungen oder Hochzeiten in der Kirche St. Severini in Kirchwerder in den vorderen Sitzreihen einen Platz bekam, der musste Hals und Kopf schon sehr stark drehen, um Pastor oder Pastorin auch im Blick haben zu können. Das hat nun ein Ende. Denn der Altarraum der Kirche am Kirchenheerweg wurde in den vergangenen Wochen neu gestaltet.

Sieben Bankreihen auf der Nordseite wurden entfernt, ebenso Bänke, die fast versteckt hinter dem Altar aufgebaut waren. Dort soll Stauraum entstehen. Der vordere Bereich seitlich des Altars unterhalb der Empore vor der Sakristei hingegen soll nun flexibler genutzt werden können. „Wir möchten die Kirche nicht als Museum, sondern lebendig erhalten und einen multifunktionalen Kirchraum anbieten“, erklärt Heinz-Hermann Koops vom Förderverein der Kirche.

Für mehr Flexibilität: St. Severini gestaltet Altarraum neu

Insbesondere liturgische Gründe hätten für die Umgestaltung gesprochen: Etwa bei Gottesdiensten in „kleinerer Form“, wie bei Taufen, Abendandachten, Hochzeiten und auch Trauerfeiern können nun Stühle flexibler aufgestellt werden und so auch eine kleinere Einheit rund um den Altar geschaffen werden. Maximal 22 Stühle könnten dort aufgebaut werden, erläutert Heinz-Hermann Koops. Sie werden aus Holz und stapelbar sein, ein Musterstuhl wird der Kirchengemeinderat in der kommenden Woche zur Ansicht erhalten.

St. Severini
So sieht die freigewordene Fläche auf der Nordseite der Kirche aus, der Boden wird noch geölt. © Lena Diekmann | Lena Diekmann

Zudem biete die freie Fläche den großen Vorteil, dass sie barrierefrei erreicht werden kann, etwa für Besucherinnen und Besucher im Rollstuhl, mit Gehwagen oder auch Kinderkarre. In die schmalen Bankreihen inklusive Tüten zu kommen, sei vorher schlichtweg nicht möglich gewesen, weiß Kirchengemeinderatsmitglied Hans-Hermann Mauer. Der Umbau verlief in enger Abstimmung mit dem Denkmalschutz und auch mit Unterstützung der Hamburger Architektin Elinor Schües.

Auch im Rollstuhl oder mit Kinderwagen geht es nun einfacher in die Kirche

Sieben Jahre dauerte die Planung und Vorbereitung, bis die Kirchenbänke, die zwischen 1785 und 1791 in die Kirche eingebaut worden waren, ausgebaut werden durfte. Das alte Material wurde keineswegs entsorgt, sondern auf der Südempore der Kirche eingelagert. Der neue Pitchpine-Boden wird in diesen Tagen noch geölt, dann soll der Umbau bis auf kleinere Restarbeiten abgeschlossen sein.

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Beim Erntedankfest wurde der neu gestaltete Bereich schon genutzt, als die Erntemajestäten von dort aus den feierlichen Gottesdienst verfolgen konnten. Auch der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Neuengamme wird nun mehr Platz haben, wenn er am Sonntag, 3. November, in der Kirche gastiert. Der Musikzug wurde 1923 gegründet und spielt seit diesem Jahr unter der musikalischen Leitung von Ulrich Stiegler.

Musikzug der FF Neuengamme spielt am 3. November ein Benefizkonzert

Aktuell besteht die Kapelle aus 25 Musikern. Der Musikzug besitzt ein umfangreiches Repertoire: Neben Märschen und Polkas kamen in den vergangenen Jahren auch modernere Stücke wie „Pink Panther“, „Crocodile Rock“, diverse Filmmusiken und ein Queen-Medley hinzu. Das Benefizkonzert beginnt um 15 Uhr. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Der Erhalt der Fenster der 1898 auf dem neuen Friedhof erbauten Kapelle unterstützt werden, kündigt Heinz-Hermann Koops an. Im Anschluss an das Konzert gibt es Glühwein, Punsch und Knabbereien im Brauthaus.