Hamburg. Die Infektionskrankheit tritt zum ersten Mal seit dem Jahr 2019 wieder im Hamburger Südosten auf. Was das Virus so gefährlich macht.
Eine oft unterschätzte Infektionskrankheit ist erstmals seit fünf Jahren wieder im Bezirk Bergedorf aufgetreten. Wie die Behörden auf Anfrage der Bergedorfer Zeitung mitteilten, wurden 2024 im Bezirk zwei im Labor bestätigte Masernfälle gemeldet. Zuletzt verzeichnete Bergedorf im Jahr 2019 eine Infektion mit dem Virus.
Die hochansteckende Krankheit war zuletzt südlich von Hamburg aufgetreten. Das niedersächsische Landesgesundheitsamt meldete im September 42 Masernfälle seit Jahresbeginn, eine Infektion trat im an die Hansestadt grenzenden Landkreis Harburg auf. Die dortige Kreisverwaltung forderte daher alle Erwachsenen auf, ihren Impfstatus zu überprüfen.
Zwei neue Masernfälle im Bezirk Bergedorf
Auch eine Sprecherin des Bezirks Bergedorf betont: „Der wirksamste Schutz vor den Masern sind die empfohlenen zwei Impfungen.“ Seit dem 1. März 2020 gilt das Masernschutzgesetz. Es schreibt unter anderem die Impfung für bestimmte Personengruppen vor, unter anderem für Menschen, die in Krankenhäusern, Arztpraxen oder Gemeinschaftsunterkünften arbeiten. Bei der Durchsetzung dieses Gesetzes hat das Gesundheitsamt festgestellt, dass in der Bevölkerung Impflücken existieren.
Masern werden immer noch als Kinderkrankheit abgetan. Doch das Virus ist einer der ansteckendsten Erreger überhaupt. Es wird über Tröpfcheninfektion übertragen und führt bei Personen ohne Immunschutz in 90 Prozent der Fälle zu Symptomen. Dabei tritt gerade der charakteristische Hautausschlag teilweise erst 21 Tage nach der Infektion aus, schon vier Tage vorher können die Patienten aber ansteckend sein. Die Masern verbreiten sich dadurch in einer ungeschützten Bevölkerung rasend schnell.
Masern können zu tödlichen Komplikationen führen
Eine Maserninfektion führt zu typischen Erkältungs- und Krankheitssymptomen, Fieber sowie einem roten Ausschlag auf der Haut. Bei 20 bis 30 Prozent der Patienten kommt es aber zu weiteren Komplikationen, darunter Lungenentzündungen oder Gehirnhautentzündungen. Besonders tückisch ist die Subakute Sklerosierende Panenzephalitis (SSPE), eine degenerative Gehirnerkrankung, die Monate oder Jahre nach der Maserninfektion auftreten kann und fast immer tödlich verläuft. Das Risiko für einen schweren Verlauf ist bei Erwachsenen und besonders bei Kindern unter fünf Jahren erhöht.
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Durch eine hohe Impfrate sind die Masern in vielen reicheren Ländern erfolgreich zurückgedrängt worden. 2023 meldete Deutschland lediglich 79 Fälle, 2022 waren es sogar nur 15 Erkrankungen. Anfang Oktober berichtete der Bayerische Rundfunk von bereits 550 Infektionen in diesem Jahr. Leif Erik Sander, Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie, erklärte dem BR, dass es Anzeichen für eine nachlassende Impfbereitschaft gebe. Da die Krankheit so ansteckend sei, könnten bereits geringe Rückgänge bei der Impfquote zu größeren Ausbrüchen führen. Noch 2013 erkrankten allerdings 1770 Menschen in Deutschland an den Masern – die Zahlen von 2024 sind also keineswegs rekordverdächtig.
Das Gesundheitsamt Bergedorf (Herzog-Carl-Friedrich-Platz 1) bietet jeden ersten Dienstag im Monat von 13 bis 14.30 Uhr eine Impfsprechstunde an, bei der fehlende Impfungen nachgeholt werden können. Im November muss allerdings unter der Telefonnummer 040/428912233 ein Termin ausgemacht werden. Bei Fieber und Hautausschlag empfiehlt der Bezirk, eine mögliche Maserninfektion beim Arzt abklären zu lassen. Die Erkrankung ist in Deutschland meldepflichtig.