Bergedorf. 43-Jähriger schleift Polizist mehrere Meter mit und flieht nach Hause. Dort wird er schon erwartet. Doch das beeindruckt ihn nicht.
Ein übergroßes Ego, offenbar gepaart mit der Überzeugung, dass Gesetze und Regeln nur für andere gelten, hat einem 43-Jährigen reichlich Ärger mit der Polizei eingebracht. Begonnen hat alles Dienstagmittag vergleichsweise harmlos am „Gingko-Platz“ vor dem Bergedorfer ZOB. Dort wurde der Mann aus Bergedorf-West dabei beobachtet, wie er im Vorbeifahren auf der Bergedorfer Straße mit dem Handy eine Verkehrskontrolle der Polizei filmte. Eine Ordnungswidrigkeit, weil er dabei selbst am Steuer seines Mercedes saß.
Sein Pech: Die Ampel vor der Bahnunterführung zeigte Rot, und der 43-Jährige musste anhalten. Als jetzt ein Beamter an den Mercedes trat, nahm das Unheil seinen Lauf. Der Fahrer gab unvermittelt Gas, schleifte den Polizisten mehrere Meter mit und raste schließlich in Richtung Hamburg davon. Der 33 Jahre alte Beamte trug Schürfwunden davon, konnte sich aber das Kennzeichen merken. So nahmen jetzt nicht nur seine Kollegen von der Verkehrskontrolle die Verfolgung auf, sondern auch weitere Streifenwagen, die mit Blaulicht direkt zur Wohnung des Mercedes-Fahrers am Friedrich-Frank-Bogen in Bergedorf-West fuhren.
Zu Hause in Bergedorf-West wird der flüchtige Fahrer schon von sechs Streifenwagen der Polizei erwartet
Tatsächlich kamen sechs Einsatzfahrzeuge dort Minuten später gleichzeitig mit dem 43-Jährigen an. Einen Wagen stellten die Polizisten nun sicherheitshalber vor dem Mercedes quer, damit der Fahrer nicht erneut fliehen konnte. Dennoch gab der Mann wieder Gas, rammte den Streifenwagen, blieb jetzt aber hängen. Statt auszusteigen, verrammelte er nun die Türen. Die Polizei musste die Scheibe der Fahrertür einschlagen, um ihm schließlich Handschellen anlegen zu können. Bei der Aktion verletzten sich zwei weitere Beamte leicht.
Auf der Bergedorfer Polizeiwache schlug ein Drogenvortest beim 43-Jährigen gleich auf mehrere Substanzen positiv an. Sein Führerschein wurde beschlagnahmt, ebenso der Mercedes. Auch wurde eine Blutprobe genommen. Am Ende gab es eine ganze Reihe von Anzeigen, unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung, gefährlichen Eingreifens in den Straßenverkehr und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte. Hätte ihn das Filmen am Steuer nur 100 Euro und einen Punkt in der Flensburger Verkehrssünderkartei eingebracht, dürfte es sich jetzt wohl auf ein mehrmonatiges Fahrverbot, ein vierstelliges Bußgeld und wohl mehrere Vorstrafen summieren.