Hamburg. 70.000 Menschen haben das bunte Spektakel besucht. Rund 70 Gruppen beteiligten sich am Festumzug. Und es gibt eine neue Erntekönigin.
Was für ein Erntedankfest! Bei herrlichem Wetter zogen am Sonntag, 6. Oktober, rund 70 mit Blumen und Gemüse aufwendig geschmückte, von Treckern gezogene Wagen und Gruppen, die zu Fuß, auf Rädern oder anderweitig unterwegs waren, durch Kirchwerder – mehr als 1000 Mitwirkende. Noch viel mehr Menschen standen im Bonbonregen am Straßenrand und verfolgten das Spektakel. Die Polizei und auch die Organisatoren schätzte die Zahl der Besucher auf rund 70.000. Sie feierten friedlich: Es gab keine Probleme, heißt es von der Polizei.
Norddeutschlands größter Festumzug führte vom Norderquerweg hinter der Kirche Kirchwerder über Kirchenheerweg und Kirchwerder Elbdeich zum Festplatz am Zollenspieker Hauptdeich – insgesamt 3,1 Kilometer. An dem Umzug beteiligten sich neben etlichen Vereinen, Firmen und weiteren Institutionen aus den Vier- und Marschlanden, darunter ganz viele Mitglieder des Sport-Clubs Vier- und Marschlande, auch zahlreiche auswärtige Gäste. So zogen De Losser Böggelrieders en Daansers aus Holland mit ihren historischen Trachten, Holzschuhen und Hochrädern die Blicke auf sich.
Menschenmassen in Kirchwerder: Ein Erntedankfest, mit dem alle hochzufrieden sind
Vor dem Start des Umzugs war die PR-Beraterin Miriam Spreckels (30) aus Bergedorf als neue Erntekönigin in der Kirche St. Severini gesegnet worden. Ihr zur Seite stehen die Ernteprinzessinnen Denise Donath (26), Ida Garbers (19) und, frisch gekrönt, Maya Lutter (19), alle aus den Vierlanden.
Die ehemalige Erntekönigin Anna Bornhöft (28) sprach voller Freude von den vergangenen fünf Jahren ihrer Regentschaft: „Ich habe viele Dinge getan, die man normalerweise nicht erleben darf. Der Neujahrsempfang bei Bürgermeister Peter Tschentscher mit all den Hamburger Originalen war richtig schön, aber auch viele andere Termine, wie das Aufhängen der Erntekrone.“ Der Bürgermeister war auch als Ehrengast in Kirchwerder, lobte die Schönheit des Landgebietes.
Am Erntedank-Sonnabend gemeinsam Party im Festzelt am Zollenspieker Hauptdeich gefeiert
Anna Bornhöfts Schwiegervater Michael Bornhöft (56) organisierte als Vorsitzender des Fördervereins Erntedankfest erstmals federführend das Spektakel: „Bei der Schlagernacht am Sonnabendabend haben wir alle gemeinsam Party gefeiert“, sagte er. „Und wenn dieses Fest vorbei ist, geht es sofort mit der Planung des Festes im kommenden weiter.“ Erstmals gab es auch eine Bewirtung auf dem großen Parkplatz nahe der Festwiese. Im kommenden Jahr soll es noch mehr Bewirtung entlang der Umzugsstrecke geben, betont Bornhöft.
Norbert Scheel (61) stellte einen Anhänger aus seinem Fuhrbetrieb zur Verfügung, auf dem die 18 Gastköniginnen auf dem Umzug mitfuhren. Scheel amüsierte sich mit seiner Frau ebenfalls bei der Schlagernacht mit dem Vierländer Schlager-Pop-Duo Die JunX und Discjockey Hendrik Treuse. „Ich liebe deutsche Schlager und bin jedes Jahr beim Erntedankumzug dabei, schließlich lebe ich mein ganzes Leben in Kirchwerder“, sagte er.
Freundinnen gönnten sich auf dem Festplatz einige Bierchen bei „Bomben-Wetter“
Stephanie Pelch war am Erntedankfest-Sonnabend mit Familie und Freunden auf dem Platz: „Hier treffen sich alle, Freunde, Familie und Kameraden aus den verschiedenen Sportvereinen, aber auch Mitglieder der Bezirksversammlung.“ Die CDU-Politikerin und Präsidentin der Bergedorfer Bezirksversammlung war mit ihren Eltern sowie mit ihrer Parteifreundin Erika Garbers und deren Mann Reinhard unterwegs.
Jenny Bote aus Bergedorf war am Erntedank-Sonntag mit ihren Freundinnen Mareike Dose, ebenfalls aus Bergedorf, und Ann-Kathrin Heitmann aus Neuengamme unterwegs: „Wir haben den Umzug vom Kirchenheerweg in Höhe der Kirche aus verfolgt“, sagte sie. Anschließend genehmigten sich die Frauen noch einige Bierchen auf dem Festplatz. „Das Wetter ist schließlich Bombe“, sagte Mareike Dose. Christian Behn aus Ochsenwerder war, wie auch die drei Freundinnen, mit dem Fahrrad zu dem Spektakel gefahren. Er stand kurz vor dem Festplatz, schaute sich später die geparkten Umzugswagen noch einmal in Ruhe an. „Die haben sich beim Dekorieren wirklich unheimlich Mühe gegeben“, betonte er.
Finanzielle Unterstützung für den Ernteumzug von Bergedorfs Politik in letzter Sekunde
Finanzielle Unterstützung für den Ernteumzug in buchstäblich letzter Sekunde gab es am Freitag von Bergedorfs Politik: Einstimmig votierte der Hauptausschuss der Bezirksversammlung dafür, den Wochen zuvor auf 7000 Euro zusammengestrichenen Zuschuss doch wieder auf 11.000 Euro aufzustocken. Vorangegangen war Ende September ein Streit im Kulturausschuss, wo die CDU mit einem entsprechenden Vorstoß gescheitert war. Hintergrund: Die Kulturmittel des Bezirks sind derart knapp bemessen, dass viele andere Projekte leer ausgehen, wenn dem Erntedankfest ein fünfstelliger Betrag und damit mehr als ein Drittel des Gesamtetats zugestanden würde.
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Im Hauptausschuss war es dann Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann, die das Dilemma der Politik lösen konnte: Sie mobilisierte 4000 Euro, die als Restmittel noch im bezirklichen Quartiersfonds lagen, also nicht den Etat der zu vergebenden Kulturmittel belastet. Für das grüne Licht der Bezirkspolitiker war am Freitag dann tatsächlich die allerletzte Chance: Das Geld muss aus vergaberechtlichen Gründen bewilligt werden, bevor die bezuschusste Veranstaltung beginnt.