Bergedorf. Volksfest auf dem Frascatiplatz: Kinderspaß, Lederhosen-Gaudi und ein Jubiläum sorgen drei Tage für Stimmung. Mit vielen Fotos.
So ganz konnte Michael Wittig am Sonnabendabend dann doch nicht aus seiner Haut. Während der 64-Jährige als DJ das Festzelt auf dem Bergedorfer Oktoberfest zum Kochen brachte, hatte er auch stets einen Blick auf das, was viele hundert Kilometer entfernt vom Frascatiplatz in Kaiserslautern passierte. Dort kämpften zeitgleich die Fußballer des Hamburger SV um wichtige Zweitliga-Punkte. Und Wittig, der beim Norddeutschen Rundfunk unter anderem als Sportmoderator tätig ist, verfolgte nebenbei auf seinem Handy, wie sich die Schützlinge von Coach Steffen Baumgart auf dem Betzenberg schlugen. Und weil sie das zunächst nicht sonderlich gut taten, forderte er die Feiernden auf, den HSV aus der Ferne lautstark zu unterstützen. Das Partyvolk – unter ihnen viele Amateurkicker aus dem Bergedorfer Raum – kam der Bitte nach.
„Wer nicht hüpft, der ist ein Bremer, hei, hei“, hallte es durch das mit 2500 Besuchern komplett ausverkaufte Festzelt auf dem Frascatiplatz. Eine kleine Spitze gegen den Erzrivalen Werder Bremen, der einige Stunden zuvor gegen den FC Bayern München mit 0:5 verloren hatte, war den HSV-Fans auf der Bergedorfer „Wiesn“ offenbar wichtiger, als das Team mit einem eigenen Schlachtruf anzufeuern. Der Schmähgesang passte aber eben auch zur heiteren und ausgelassen Stimmung, die an beiden Abenden im „Epizentrum“ des Oktoberfestes am Curslacker Neuen Deich herrschte. Obwohl das Bier in Strömen floss, blieb alles friedlich.
Oktoberfest Bergedorf 2024: So schön feiern Tausende bis in die Nacht
Auch wenn Musik und Feierlaune zwei Nächte lang bis 23 Uhr in ganz Bergedorf nicht zu überhören waren, hielten sich die Beschwerden in Grenzen. „Es ist alles sehr diszipliniert, es herrscht sehr gute Feierlaune – alles im grünen Bereich“, freute sich Veranstalter Thomas Kock. Bereits am ersten Tag war sein Plan voll aufgegangen, mit Jack Gelee das Festzelt zu füllen. Der laut eigenen Angaben „durchgeknallte, goldene Partysänger“ lockte vor allem jüngeres Publikum in das Festzelt. „Für Freitag war es extrem gut besucht“, freute sich Kock. Während Gelee die Feiernden mit Hits wie „Zicke zacke, prost ihr Säcke“ unterhielt, überwachten knapp 30 Security-Mitarbeiter das Geschehen bei der Feier.
Nach dem Messer-Attentat von Solingen im vergangenen Monat auf einem Stadtfest, bei dem drei Menschen getötet worden waren, waren die Sicherheitsleute in erhöhter Alarmbereitschaft. Mit wachsamen Augen drehten sie ihre Runden durch das Festzelt, ohne dabei allerdings den Besuchern ein Gefühl von Angst zu vermitteln. „Sie haben es einfach voll drauf. Viel mehr kann man dann auch nicht mehr machen“, sagte Kock. Von der Polizei habe er keine anderen Vorgaben als in den Vorjahren bekommen, so der Veranstalter.
Oktoberfest Bergedorf 2024: Erfolgreiche Premiere für das Kinder-Oktoberfest auf dem Frascatiplatz
Thomas Kock genoss das Oktoberfest diesmal an der Seite eines ganz besonderen Freundes: Belá Hajas. Den Ungarn hatte er vor 25 Jahren über den Spielmannszug der TSG Bergedorf kennengelernt. Beide sorgten dafür, dass das Fest der Nationen seither abwechselnd in Hamburg und am Plattensee stattfindet. Und nun war Hajas, der vor seiner Pensionierung eine Musikschule als Direktor geleitet hatte, erstmals zu Besuch auf der „Wiesn“ auf dem Frascatiplatz. Und der Magyare war hellauf begeistert. „Mir gefällt es fantastisch hier. In Ungarn gibt es das noch nicht. Ich spreche aber mit Thomas, vielleicht importieren wir es“, sagte er.
Sollte es so weit kommen, dürfte Hajas wohl auch das erstmals in Bergedorf mit ins Programm aufgenommene Kinder-Oktoberfest für sein Event ins Auge fassen. Denn ob Leiterwagen der Feuerwehr Neuengamme, Hüpfburg oder Bungee-Jumping – die Angebote wurden von den jüngeren „Wiesn“-Besuchern sehr gut angenommen. „Über 90 Prozent der Aktivitäten waren kostenfrei. Das war ein richtiger Schritt“, sagte Kock. Und auch die Schausteller freuten sich: Denn so herrschte bereits vor Beginn der Großen „Abendsause“ im Festzelt rege Betriebsamkeit auf dem Festgelände.
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Der Abend gehörte dann aber wieder den Erwachsenen. Und damit auch vielen HSV-Fans, die bei einer Maß und Schunkelmusik ebenso wie DJ Wittig mit den Zweitliga-Kickern mitfieberten. Und getreu dem Motto: „Ende gut, alles gut“, schafften die Hamburger in Kaiserslautern in letzter Sekunde noch den 2:2-Ausgleich. Das sorgte auch im Festzelt für großen Jubel. Denn natürlich war es DJ Michael Wittig eine Herzensangelegenheit, den Endstand per Mikrofon zu verkünden.
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Etwas verkatert ging es am Sonntagvormittag dann auf dem Frascatiplatz weiter – jetzt aber weniger mit Lederhosen und Dirndl, sondern mit Schützenuniform und Reden: Das Oktoberfest 2024 hat Thomas Kock mit dem 100-jährigen Jubiläum des Schießclubs Diana aus Curslack verbunden. Die Schützen starten nach einer Feierstunde auf dem Frascatiplatz am frühen Sonntagnachmittag zum Marsch durch Bergedorf.
Am Nachmittag wurden gleich zwei Schützenkönige im Festzelt proklamiert. Wolfgang Klopp darf sich für ein Jahr Oktoberfestkönig nennen. Er verdiente sich die Würde bei einem gesonderten Schießgang für diesen Anlass. Der neue Schützenkönig der Bergedorfer Schützengesellschaft ist dagegen Mario Cvitkovic. Erster Ritter wurde Kay Klatt, Zweiter Ritter Sonja Opitz.
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Wie an allen Tagen wurde die Megaparty auf dem Frascatiplatz auch am Sonntag vom Kinder-Oktoberfest mit reichlich spannenden Attraktionen vom Dosenwerfen bis zum Klettern begleitet. Im Festzelt selbst klingt am Abend alles familiär aus – mit den Party Kings und einer Abba-Show.