Hamburgs Verkehrssenator verkündet beim Parlamentarischen Abend Überraschendes – auch für Autofahrer auf der A1.
Ein Parkplatz ist in Bergedorf nicht immer garantiert. Aber um die S-Bahn-Anbindung ist es laut Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne)gut bestellt. Beim Parlamentarischen Abend in Bergedorf verkündete er Überraschendes. Vor allem für jene, die die S-Bahnlinie Hamburg-Bergedorf in einer spontanen Abstimmung mit „Querdaumen“ bewerteten. Tatsächlich gehöre die Verbindung seit der Liniennetzumstellung im November zu den pünktlichsten und verlässlichsten im ganzen Bundesgebiet. Spitzenwerte von mehr als 99 Prozent kann man im Qualitätsmonitor auf der Webseite des HVV einsehen.
Im zweiten Schritt plant Hamburgs Verkehrsbehörde, die Infrastruktur auf der Strecke auszubauen und den Langzug aufs Gleis zu bringen. Er soll die Kapazität der S-Bahn um 25 Prozent steigern und damit das Wachstum des Bezirks und den neuen Stadtteil Oberbillwerder schultern.
S-Bahn Hamburg: S2 nach Bergedorf ist bundesweit spitze – sagt Verkehrssenator Anjes Tjarks
Neben der verlässlichen ÖPNV-Anbindung an die City warb Tjarks in seiner gut halbstündigen Rede auch für die Reaktivierung der Bahnstrecke gen Osten. „Geesthacht trommelt. Die wollen das unbedingt“, sagte er. Jetzt brauche es ein Signal von Bergedorfer Seite. Für denkbar hält Tjarks eine Initiative nach dem Muster des Altonaer Konsenses. Mit dessen Hilfe wurde der Autobahndeckel über die A7 durchgesetzt. Ein ähnliches „Go“ wünscht er sich von Bergedorf. Erst danach könne man die Umsetzung anvisieren.
Der Trick zur sicheren Finanzierung und zu Hilfen vom Bund sei, nicht „goldene Löffel“ zu bestellen, sondern einfache Lösungen zu präferieren. Heißt: die Strecke erst mal nur bis zum Bergedorfer S-Bahnhof zu denken und nicht auf Stelzen, sondern auf Straßenebene zu planen. Bevor diese Visionen Wirklichkeit werden, gehen sicher noch Jahre ins Land. Tjarks geht es um die Beschleunigung von Entscheidungsprozessen.
S-Bahn Hamburg: S2 auch wichtig wegen Bauarbeiten auf der A1
Entscheidungen zugunsten des Schienenausbaus pressieren auch, weil der Sanierungsstau auf Hamburgs Straßen so hoch ist. Als größte Herausforderung sieht Tjarks die Elbbrücken der A1. Arbeiten, die jetzt noch bei rollendem Verkehr südlich und nördlich des Elbtunnels an der A7 stattfinden, werden ab 2028/29 auf die A1 umschwenken und Auswirkungen auf den Verkehr in Hamburgs Osten haben. Alle Straßenbaumaßnahmen müssen deshalb schneller und digitaler werden.
Allen Anwesenden aus dem Tiefbau-Gewerbe sagt Anjes Tjarks volle Auftragsbücher voraus. Er verspricht aber auch, durchzusetzen, was man bei der Arbeit an und auf den Straßen gelernt hat. Um 24 Prozent stieg in dieser Legislaturperiode die Fahrbahnsanierung. Dabei kamen Mängel in der Baustellenkoordinierung ans Licht, die man in Zukunft vermeiden will.
Verkehr Hamburg: Hamburger-Service-Parkausweis geplant
Die To-do-Liste der Behörde für Verkehr und Mobilitätswende beeindruckte viele Zuhörer im Bergedorfer Schlosshof. Für die Handwerkerschaft, die schon auf ihrem Aschermittwochstreffen über die Unmöglichkeit klagte, Baustellen per Auto zu erreichen, blieben ein paar Merksätze hängen. Das aufreibende Prozedere der Einzelausnahmegenehmigung zum Parken dort, wo Menschen arbeiten müssen, ist dank der Gesetzeslage auf Bundesebene bislang ohne Alternative, soll in Hamburg demnächst aber durch digitale Anträge erleichtert werden.
Der Arbeitstitel lautet „Hamburg-Service-Parkausweis“. Das klingt schon mal konkreter als das Motto von Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD), dem sich Anjes Tjarks in seiner Rede anschloss. Statt „Am Ende des Tages ist die Wahrheit konkret“ einigt man sich in Bergedorf zu späterer Stunde lieber auf einen Filmtitel aus dem Jahr 1997: „Das Leben ist eine Baustelle“.
100 Zuhörer kamen zum parlamentarischen Abend
Zurück zum Parlamentarischen Abend:. An einem lauen Sommerabend – wie gemacht zum Klönen – haben Bergedorfs Wirtschaftsverband und die Handwerkskammer des Bezirks zum Netzwerk-Treffen in den Bergedorfer Schlosshof eingeladen. Rund hundert Gäste kamen. WSB-Sprecher Dierk Kohlhardt und Bergedorfs stellvertretender Bezirkshandwerksmeister Karsten Sommer umrissen zu Anfang mögliche Themen fürs Tischgespräch: die Belebung der Innenstadt, die Planung zukünftiger Gewerbeflächen und die Verkehrs- und Parksituation im wachsenden Stadtteil.
Auch interessant
- Oberbillwerder: Verzögern nun Libellen und Schnecken den Bau?
- Frauen bei der Feuerwehr: Nur Bergedorf hat eine Einsatzleiterin
- Rettung für Dat Deichhus: Nachfolger gefunden
Im Anschluss an die Begrüßung attestierte Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann Bergedorf die „beste Planung für Gewerbegebiete in allen Bezirken“. Ein selbstbewusstes Statement, das schon mal Diskussionsstoff für den späteren Abend bot. Stephanie Pelch verwies auf erfolgreiche Instrumente, die den Austausch in Bergedorf jetzt schon erleichtern. Als Beispiel nannte die Vorsitzende der Bezirksversammlung den Lehrstellenatlas und die Lenkungsgruppe Wirtschaft, in der Ideen und Anträge zusammenlaufen und die jedem Bergedorfer den direkten Kontakt zu Politik und Verwaltung garantieren.