Hamburg. Der Fall Maja T., die ans Orbán-Regime ausgeliefert wurde, ging durch die Presse. Doch sie ist nicht die einzige, die gesucht wird.

Das Fernsehen, viele Zeitungen, auch die Gerichte haben sich ausführlich mit diesem Fall beschäftigt: Ende Juni wurde die nicht-binäre Aktivistin Maja T. (im Folgenden „sie“, für die Person) in einer Nacht-und Nebel-Aktion von der deutschen Polizei an Ungarn ausgeliefert. Von dort hatte ein Haftbefehl vorgelegen, weil Maja T. versuchte gefährliche und schwere Körperverletzung vorgeworfen wird, die sie 2023 bei Protesten gegen eine Nazi-Kundgebung in Budapest begangen haben soll.

Der Fall ist komplex und hat mehrere deutsche Organisationen auf den Plan gerufen – auch wegen der Art und Weise der Auslieferung von Maja T. Bei einem Infoabend am Mittwoch, 4. September, in Bergedorf berichten dazu die Eltern einer anderen deutschen Betroffenen, die untertauchen musste, um einer Auslieferung nach Ungarn zu entgehen. Laut der Veranstalter hat es in diesem Fall auch eine Wohnungsdurchsuchung in Bergedorf gegeben.

Ausgeliefert nach Ungarn: Infoabend in Bergedorf über den Fall Maja T.

An dem Infoabend ist nicht nur der Fall von Maja T. Thema. Unter dem Titel: „Holt Maja zurück!“ geht es auch, so der Untertitel, „Gegen die weitere Auslieferung von Antifaschist*innen nach Ungarn“. Veranstalter sind unter anderem das Bergedorfer Bündnis gegen rechts, die Omas gegen rechts und attac Bergedorf.

Treffpunkt ist um 19 Uhr im SerrahnEins in der Serrahnstraße 1. Zunächst soll ein Film über den sogenannten „Tag der Ehre“ gezeigt werden, bei dem in Budapest Nazis weitgehend ungehindert aufmarschieren dürfen. Diese Demo sollen Maja T. und andere Linksradikale 2023 gestört und dort Straftaten begangen haben. Ob die Vorwürfe gegen die Gesuchten haltbar sind, ist unklar.

Italienerin berichtet über schlimme Haftbedingungen in Ungarn

Neun deutsche Tatverdächtige, zwei Frauen aus Italien und mindestens eine Person aus Ungarn wurden oder werden laut Zeitungsberichten wegen der Übergriffe gesucht; einige Fälle erregten erhebliches Aufsehen. Eine italienische Angeklagte etwa wurde nur aus ungarischer Haft entlassen, da sie für Italien ins Europäische Parlament gewählt wurde und so Immunität erlangte. Sie berichtete im Juni über schlimme Haftbedingungen in Ungarn in rattenverseuchten Zellen.

Auch die Deutsche, deren Eltern nun in Bergedorf zu Gast sind, wird vom autoritären Orbàn-Regime per europäischem Haftbefehl gesucht. Der „Tagesspiegel“ widmete ihr am 12. August einen ausführlichen Bericht, nennt sie Sarah W.. Sie ist untergetaucht, um nicht ein ähnliches Schicksal zu erleiden wie die Italienerin. Oder auch wie Maja T., die nur wenige Stunden nach einer Gerichtsentscheidung ausgeliefert wurde – obwohl ihr Anwalt die Auslieferung per Eilantrag beim Bundesverfassungsgericht stoppen wollte. Tatsächlich gab das Bundesverfassungsgericht dem noch am selben Tag statt, doch da war Maja T. schon in Ungarn.

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Über den Fall der untergetauchten Sarah W. berichten ihre Eltern in Bergedorf. Denn auch hier soll es dazu eine Wohnungsdurchsuchung gegeben haben. Die Eltern haben ihre Tochter seit 2023 nicht gesehen. In dem Bericht des „Tagesspiegel“ ist von plötzlichen Wohnungsdurchsuchungen die Rede, von Autos, die ihnen folgen und Polizisten, die bei der Großmutter auftauchen. Dabei werden Ungarns Haftbefehle durchaus nicht überall vollstreckt: In Italien hatte ein Generalstaatsanwalt laut „Tagesspiegel“ entschieden, einem Übergabegesuch nicht nachzukommen – zu widersprüchlich erschienen ihm die Darstellungen der vom Orbàn-Regime vorgeworfenen Straftaten.