Hamburg. Awo Hamburg plant am Kirchenheerweg eine Wohngruppe für Kinder und Jugendliche. Es gibt aber auch Wohnungen, die gemietet werden können.
Drogenmissbrauch, Gewalt, Verwahrlosung: Es kann die unterschiedlichsten Gründe geben, warum Kinder nicht mehr bei ihren Familien leben können. In Kirchwerder sollen sie dann bald eine neue Lebensperspektive bekommen. Am Kirchenheerweg entsteht das „Kinderhaus Kirchwerder“. So lautet zumindest noch der Arbeitstitel des Hauses, verrät Shirley Wegener, Leiterin des Fachbereichs Hilfen zur Erziehung der AWO Hamburg.
Die Awo wird als Träger das Kinderhaus betreiben, das von der Gemeinde St. Severini ebenso wie drei weitere Doppelhäuser in direkter Nachbarschaft zur neuen Stadtteilschule Kirchwerder gebaut wird. „Es ist toll, dass wir die Möglichkeit bekommen, das Haus nach unseren Bedürfnissen mitzugestalten“, sagt Shirley Wegener. Noch müsse auf die Baugenehmigung gewartet werden. Sobald die erteilt ist, könne es sofort losgehen, kündigt Hans-Hermann Mauer vom Kirchengemeinderat an.
Kirchwerder bekommt ein Kinderhaus am Kirchenheerweg
Bei der Bauzeit werde etwa mit neun bis zehn Monaten gerechnet. „Derzeit hoffen wir auf eine Inbetriebnahme im Herbst nächsten Jahres“, sagt Shirley Wegener. Das Haus wird ähnlich gestaltet wie die drei weiteren Häuser. Insgesamt soll das Haus eine Wohnfläche von etwa 260 Quadratmetern haben und Platz für bis zu acht Kinder und Jugendliche bieten, die rund um die Uhr von pädagogischen Fachkräften betreut werden.
„Sie übernehmen die komplette Betreuung, die bei einem heranwachsenden Kind dazugehört“, erklärt Shirley Wegener. „Sie schaffen professionelle Nähe, die den Kindern die Sicherheit und Stabilität bietet, die sie zum gesunden Heranwachsen benötigen.“ Die Kinder, die von der Awo in Obhut genommen werden, sind mindestens fünf Jahre alt. Bei jüngeren Kindern werde versucht, sie in Pflegefamilien unterzubringen.
Dort gebe es wie in den stationären Einrichtungen derzeit ebenfalls zu wenig Plätze. „Der Bedarf in Hamburg ist sehr groß“, weiß Shirley Wegener. Oftmals müssten Kinder daher außerhalb der Stadt untergebracht werden.
Einige Kinder bleiben nur kurz in Obhut, andere auch zehn Jahre
Die Awo Hamburg hat bisher neun Plätze im sogenannten „Kinderhaus am See“ in Neuallermöhe und werde ihr Angebot mit dem „Kinderhaus Kirchwerder“ fast verdoppeln. Die Verweildauer der Kinder und Jugendlichen ist ebenso wie die Gründe, warum sie in Obhut genommen werden, sehr individuell: „Einige bleiben nur eine kurze Zeit, andere auch zehn Jahre bei uns“, berichtet Shirley Wegener.
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Bis zur Volljährigkeit oder einem Alter von maximal 21 Jahre ist die Unterbringung in einer solchen Einrichtung möglich. Zwei Wohnungen in Kirchwerder sollen daher auch eine kleine Küche und Badezimmer enthalten, um die jungen Erwachsenen an die Selbstständigkeit heranführen zu können, erklärt die Fachbereichsleiterin.
Der Standort in einer ruhigen, ländlichen Umgebung nahe der Elbe sei ideal, ist Shirley Wegener überzeugt. Denn alle Kinder und Jugendlichen, die in Obhut genommen werden, seien schwer traumatisiert. Ihnen eine neue Umgebung, raus aus der lärmenden Stadt zu bieten, sei dabei schon mal sehr wichtig.
Bau der drei Doppelhäuser schreitet gut voran
Der Bau der drei Doppelhäuser schreitet derweil gut voran: Das erste Haus habe bereits ein Dach, beim zweiten werde dieses gerade in Angriff genommen und beim dritten Haus werde auch mit dem Hochbau begonnen, berichtet Hans-Hermann Mauer. „Wir sind im Plan und wollen im August 2025 fertig sein“, sagt das Kirchengemeinderatsmitglied. Für die Inneneinrichtung, wie etwa Küchen, würden gerade Angebote eingeholt, so Mauer.
Die sechs Wohnungen erstrecken sich über drei Etagen und sind jeweils etwa 130 Quadratmeter groß. Auch einen Garten werden die Doppelhäuser haben. Mit der Vermietung der Wohnungen in den rotgeklinkerten Häusern soll voraussichtlich Anfang nächsten Jahres begonnen werden. Auch für die beiden Mietwohnungen im Neubau am Fersenweg, in dem auch das neue Gemeindebüro entsteht, können sich noch Interessenten melden. Im Gemeindebüro, das derzeit noch im Pastorat untergebracht ist, würden alle Informationen zu Wohnflächen, Pläne und Mietpreis ausliegen, erklärt Hans-Hermann Mauer.
Neubau am Fersenweg soll im November bezogen werden
Eine kleine Verzögerung habe es allerdings am Rohbau gegeben, da auf Stahlzargen gewartet werden musste. Daher konnte erst jetzt mit dem Innenausbau begonnen werden. Der Beginn der Vermietung und auch der Einzug der Gemeindeverwaltung sind daher nun für November anvisiert, erklärt Mauer.