Hamburg. Jugendliche und auch Eltern sind gefragt, können sehr detailliert antworten. Jugendhilfe möchte das nutzen und so Angebote verbessern.
Ist es der Sport oder eher das Computerspiel, sind es die Hausaufgaben, Musikhören oder Treffen mit Freunden? Jetzt will es das Bergedorfer Bezirksamt ganz genau wissen: Was treibt Bergedorfs Kinder und Jugendliche um, wie verbringen sie ihre Freizeit? Auch „Ich gehe shoppen“, „Ich langweile mich“ oder gar „Ich helfe im Haushalt, arbeite für die Familie, kümmere mich um Familienangehörige“ kann angekreuzt werden bei der großen Online-Umfrage.
Möglichst viele Details will Philipp Meyer herausfinden, der zum Jahresbeginn als Jugendhilfeplaner startete und nun eine große Befragung auf den Weg bringt: Alle dürfen mitmachen, die 14 bis 27 Jahre jung sind oder Kinder haben. Denn die stehen im Vordergrund, um die Angebote von Bergedorfer Jugendclubs, Spielhäusern, Mädchentreffs und Straßensozialarbeit besser koordinieren zu können.
Online-Umfrage: Antworten Jugendlicher sollen Angebot verbessern
Auch Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann setzt auf eine engagierte Teilnahme, denn: „Niemand kennt die Bedürfnisse und Wünsche der jungen Menschen besser als sie selbst. Deshalb ist es uns ein großes Anliegen, ihre Perspektiven auf direktem Wege zu erfahren. Ich hoffe daher auf eine rege Beteiligung an der Befragung.“
Jugendhilfeträger und das Bergedorfer Jugendamt wurde bereits befragt, jetzt also sind die Jugendlichen selbst dran und auch deren Eltern. Das ist nicht neu, bei einem ähnlichen Prozess in Altona konnten immerhin 2000 Mütter und Väter erreicht werden. Wer anonym und freiwillig dem Link https://survey.lamapoll.de/Bergedorf folgt, möge etwa zehn Minuten lang Fragebögen beantworten – auf Deutsch, Englisch oder Arabisch.
Auch „keine Lust“ darf man ankreuzen
Neben der Familiensprache und -situation (wohnst du bei beiden Eltern/mit Geschwistern/in einer Wohngemeinschaft) sowie dem angestrebten Bildungsabschluss (willst du studieren?) geht die Befragung noch viel tiefer, schließlich ist Philipp Meyer Soziologe: Wenn man nicht Mitglied in einem Sportverein ist, eine Musikschule besucht oder sich politisch/ehrenamtlich engagiert, kommt sogleich eine Nachfrage: „Warum denn nicht?“ Auch bei den folgenden Antworten lassen sich Schlüsse ziehen, wenn es vielleicht heißt „Ich wüsste gar nicht wie ich Mitglied werden sollte“, oder „Habe neben der Schule keine Zeit dafür“. Zudem dürfen „keine Lust“ oder „kein Geld dafür“ ausgewählt werden.
Private Sorgen vom Bodyshaming bis zum Schlafmangel
Und nochmal nachgebohrt: Woran hättest du denn Interesse? Jetzt darf aus einem Wunschkatalog ausgesucht werden, der Jugendreisen und Streetwork auflistet, den Bolzplatz oder auch die Schulunterstützung sowie „Beratung und Unterstützung bei Problemen“. Denn hier geht es nicht allein darum, ob die Jugendlichen mit ihrem Klassenzimmer oder dem Mittagessen zufrieden sind, auch dürfen konkrete Sorgen benannt werden: Das fängt beim Ärger mit den Eltern an, reicht über Essstörungen und Alkoholmissbrauch bis hin zu Armut, Bodyshaming, Sexualität, Einsamkeit, Leistungsdruck oder Schlafmangel. Und das alles mündet in der Frage: „Wie glücklich bist du?“ Die weniger Glücklichen sagen hier wohl „Ich fühle mich häufig unterlegen und ausgegrenzt“ oder „Ich fühle oft Wut, Trauer oder Angst“.
Wie glücklich ist ihr Kind?
Und wovor genau hast du Angst, wenn du einmal an deine persönliche Zukunft denkst? Da wären etwa soziale Unruhen und der Klimawandel, die Einwanderung und Rassismus, der Krieg und die Arbeitslosigkeit. Wie geht es dir? Von „wirklich sehr schlecht“ bis „wirklich sehr gut“ lässt sich die Antwort einstufen, schön sind auch die Freifelder, um Gründe dafür einzutragen
Ähnliches gilt für Eltern mit Kindern zwischen null und 21 Jahren. „Wie glücklich ist ihr Kind?“, werden sie zum Beispiel gefragt. Und ob sie sich Unterstützung durch das Bergedorfer Jugendamt wünschen.
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Je mehr Personen an der Befragung teilnehmen, desto aussagekräftiger und wertvoller sind die Ergebnisse für die zukünftige Planung, betont das Bezirksamt. Die Online-Befragung ist noch bis zum 30. September freigeschaltet. Erste Erkenntnisse der Bestands- und Bedarfsanalyse sollen im Herbst im Jugendhilfe-Ausschuss diskutiert werden. In seinem zweiten Jahr dann möchte Bergedorfer Jugendhilfeplaner zusammen mit einer Steuerungsgruppe erste Maßnahmen vorschlagen.