Hamburg. In einem Workcamp kommen internationale Teilnehmer in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zusammen. Hier berichten sie von ihren Eindrücken.
15 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus sieben verschiedenen Ländern kommen derzeit im Internationalen Workcamp in der KZ-Gedenkstätte Neuengamme zusammen. Gemeinsam wollen sie über deutsche Geschichte und den Rechtsruck in Europa sprechen. Wie genau ihre Arbeit abläuft und was sie im Workcamp erleben, werden die Freiwilligen selbst berichten. Den ersten Beitrag liefern Rossana Diaz-Arangoitia aus Peru, Chofah Wattananukulpong aus Thailand und Aylin Zakaryazada aus Azerbaidschan:
Wenn man aus verschiedenen Ländern zusammenkommt, ist es nicht selten, dass man völlig gegensätzliche Ansichten über die Geschichte und ihre Auswirkungen in den unterschiedlichen Regionen der Welt hat. Als Teil unserer Arbeit hier in Neuengamme hatten wir dazu gleich mehrere augenöffnende Erfahrungen und interessante, tiefgründige Gespräche.
Außerdem hatten wir die Chance, das Land nicht etwa wie Touristinnen und Touristen, sondern auf einer anderen Ebene zu erkunden, da wir für zwei Wochen hier leben. Wir erkunden die Umgebung mit Fahrrädern und lernen, wie man mit dem norddeutschen Wetter umgeht, das zwar immer wieder unsere Zeitpläne, nicht aber unseren Willen durcheinander bringt. Das Wetter hier in Hamburg ist nicht so, wie wir alle aus dem Ausland es erwartet haben. Es gibt hier mehr Regentage als sonnige Tage im Sommer.
Unterschiedliche Zeitpunkte, an denen der Zweite Weltkrieg begann
Einer unserer interessanten Workshops war eine Diskussion über den Beginn und das Ende des Zweiten Weltkriegs. Das mag banal klingen, aber wir haben gemerkt, dass jedes Land hat ein anderes Datum für dieses Ereignis wegen der unterschiedlichen Situation in den jeweiligen Ländern hat und alle wurden von den verschiedenen Großmächten in der Welt beeinflusst.
Im Fall der südostasiatischen Länder musste sich mit der expandierenden Macht des kaiserlichen Japans auseinandergesetzt werden. Gleichzeitig stand Westasien, wie Aserbaidschan, unter dem Druck der Sowjetunion, und Südamerika nahm unterschiedliche Positionen ein, um mit den USA verbündet zu sein und je nach den eigenen Umständen damit umzugehen.
Neue Generation, um gegen den Rechtsextremismus vorzugehen
Interessanterweise hatte also jedes Land ein anderes Datum für den Beginn des Zweiten Weltkriegs. In Thailand und Aserbaidschan begann der Krieg im gleichen Jahr 1941, wohingegen beispielsweise Peru erst Ende Februar 1945 offiziell den Krieg erklärte. Es ist nicht nur Wissen, das uns weiterbringt, es sind auch die Begegnungen. Wir hatten beispielsweise ein Treffen mit jungen Hamburgerinnen und Hamburgern, die gerade ein freiwilliges soziales Jahr machen und die unter anderem in der Kirchengemeinde St. Johannis zu Neuengamme in der individuellen Schwerstbehindertenbetreuung tätig sind.
Mit ihnen konnten wir unsere Perspektiven und Fragen zum gesellschaftlichen Rechtsruck in Deutschland austauschen. Und wir haben gemerkt, dass nun eine neue Generation dabei ist, gegen den Rechtsextremismus vorzugehen. Als Freiwillige mit unterschiedlichen Hintergründen eint uns unser Engagement. Wir kommen alle zusammen, um die Opfer zu ehren und um aus diesem dunklen Kapitel der Geschichte zu lernen und um eine mitfühlendere Zukunft aufzubauen.
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Wir beobachten, dass das Gefühl der Trauer in der ganzen Welt nachlässt. Als neue Generation übernehmen wir die Verantwortung für die Aufrechterhaltung der Erinnerung und lassen uns in der Auseinandersetzung mit unserer Geschichte in eine bessere Gesellschaft führen.