Hamburg. 120 Weine werden ab 1. August vor dem Hasse-Turm ausgeschenkt. Was ein Pfälzer Winzer an den Bergedorfer Weintrinkern schätzt.

Die mit Rebstöcken bestandenen Hügel des deutschen Südwestens sind in Bergedorf weit weg. Doch was zwischen der Mündung des Mains in den Rhein und der französischen Grenze so angebaut wird, können die Menschen auch im hohen Norden verkosten. Das traditionelle Bergedorfer Weinfest steht vor der Tür. Schon zum 27. Mal kommen Winzer aus der Pfalz und Rheinhessen auf die Alte Holstenstraße zwischen Hasseturm und Serrahn und entkorken die mitgebrachten Flaschen mit so manchem guten Tropfen.

Los geht’s am Donnerstag, 1. August, dann sind die Stände von 17 Uhr bis 22 Uhr geöffnet. Am Freitag können Besucher von 15 bis 23 Uhr in fröhlicher Runde zusammensitzen. Am Sonnabend ist das Weinfest sogar von 12 bis 23 Uhr geöffnet, und zum Ausklang am Sonntag, 4. August, schenken die angereisten Winzer von 12 bis 20 Uhr den Rebensaft aus. Verantwortlich für die Organisation vor Ort sind seit 2013 Arne und Sabine von Keßinger aus Kirchwerder.

Bergedorf feiert zum 27. Mal sein Weinfest

„Wir wollen unserem Stil treu bleiben“, kündigt Sabine von Keßinger an. Sie sieht in der Gemütlichkeit der kleinen Traditionsveranstaltung in Bergedorf den größten Trumpf. „Wir werden einen DJ vor Ort haben und verkaufen Wurst, Käse, Schmalzbrote, Laugengebäck und Pommes.“ Als typische regionale Spezialität zum Wein wird an einem weiteren Stand Flammkuchen angeboten. Wer partout nichts mit Wein anfangen kann, wird von Arne und Sabine von Keßinger ebenfalls versorgt. „Wir schenken auch das Bergedorfer Bier aus“, sagt die Veranstalterin.

Die Hauptrolle spielt aber natürlich der Wein. 120 verschiedene Weine und Sekte werden ausgeschenkt, dazu kommen verschiedene Brände und Liköre. Wer an einem bestimmten Wein besonderen Gefallen findet, kann auch in größeren Mengen Nachschub ordern. „Die Winzer machen regelmäßig Touren nach Hamburg und liefern Weinkisten aus“, sagt Sabine von Keßinger. Die Verbundenheit mit den Kunden ist groß, schließlich sind die meisten Winzer schon von Anfang an dabei.

Karlheinz Becker und sein Sohn Dominik bauen ihre Weine in der Südpfalz an.
Karlheinz Becker und sein Sohn Dominik bauen ihre Weine in der Südpfalz an. © NEWS & ART | Carsten Neff

Einer dieser Weinbauern ist Karlheinz Becker. Sein Weingut befindet sich bei Heuchelheim-Klingen in der sonnigen Südpfalz, keine 20 Kilometer von der französischen Grenze entfernt. „Wir haben eine große Bodenvielfalt auf kleinem Raum, das ist ungewöhnlich für die Pfalz“, erklärt der Winzer, der das Gut zusammen mit seinem Sohn Dominik betreibt.

Teilweise ist der fruchtbare Lehmboden mit weißem Kalk durchzogen, dort wachsen besonders mineralische Burgunder. Der für die Pfalz charakteristische bunte Sandsteinboden ist karg, die Rebstöcke müssen ihre Wurzeln tief wachsen lassen, was zu fruchtigem Riesling führt. Die Burgunder, die im schwarzen Tonboden wachsen, sind dagegen besonders kraftvoll. „Die Weine von den verschiedenen Böden werden von uns auch getrennt ausgebaut“, erklärt Becker. Der jeweilige Charakter bleibt so erhalten.

Winzer Karlheinz Becker verkauft viel Wein im Norden

Bei den Weißweinen hat Familie Becker auf dem Weg nach Bergedorf vor allem den aktuellen Jahrgang 2023 im Gepäck, dazu kommen noch Restbestände von 2022. Die Rotweine stammen vor allem aus den Jahren 2022 und 2021. Auch wenn die Ausschankkarte kompakt sein soll, können alle Weine des Guts am Stand probiert werden.

Karlheinz Becker reist schon seit vielen Jahren regelmäßig in den Norden. „Vor Corona habe ich teilweise 40 Tage im Jahr in Hamburg verbracht“, erinnert sich der Pfälzer. Auch durch das Weinfest in Bergedorf und das Pendant in Pinneberg hat sich Becker einen stabilen Kundenstamm in der Hansestadt aufgebaut. „Ich würde sagen, dass ich 40 Prozent meines Weins mittlerweile in Hamburg verkaufe“, sagt Becker. Die Elbmetropole habe eine „hohe Lebenskultur“, es werde gut gegessen und getrunken. Das Interesse an Wein sei daher groß.

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Das Hamburger Publikum sei deswegen oft sehr interessiert an den Weinen und wolle Hintergründe zu Lage, Rebsorten oder Herstellung wissen. „Bei uns in der Pfalz kennen die Leute die lokalen Weine meist, denen müssen wir gar nichts mehr erklären“, sagt Becker. Bei den großen Weinfesten im Südwesten stehe daher eher der Genuss und der soziale Aspekt im Vordergrund.

Neben Karlheinz Becker ist dieses Jahr auch das Weingut Bischel der Familie Runkel vertreten, die am nördlichen Rand Rheinhessens vor allem Riesling und Burgunder anbaut. Das Weingut PAU reist aus dem pfälzischen Hochstadt an, das Gut Helmut Oberhofer befindet sich in Kirrweiler in der Pfalz und aus dem pfälzischen Burrweiler kommen Monika und Konrad vom Weingut Klemens Weber.