Hamburg. Gastgeber SV Altengamme macht Druck, Curslacks Trainer schimpft, und der große Turnierfavorit ist mal wieder eine Klasse für sich.

Bereits seit Jahren investiert Philip Alpen sehr viel Zeit und noch mehr Herzblut in die Erstellung der Stadionzeitung „Deichecho“ seines SV Altengamme. Doch ausgerechnet die Sonderausgabe des Blattes für den traditionellen Vierlandencup hätte es beinahe nicht gegeben. Ein einziger falscher Knopfdruck am Rechner – und schon war das „Deichecho“ im digitalen Nirwana verschwunden.

„Ich konnte es gerade noch retten. Aber ich war erst heute Morgen um 6 Uhr fertig“, erzählte Alpen. Rasch schickte der Stürmer des Fußball-Landesligisten die Datei seinem Teamkameraden Christopher Kleinert, der in seiner Firma einen Drucker stehen hat. Und so lag die Stadionzeitung dann doch noch pünktlich zum ersten Spiel am Sonnabend, 13. Juli, um 12 Uhr am Eingang des Sportplatzes am Gammer Weg.

Vierlandencup des SV Altengamme: Nachtschichten für das Turnier des Jahres

Und sie war – wie immer – lesenswert, auch wenn die einst legendäre Witze-Rubrik von Altengammes Edeltechniker und Scherzbold Jonas Buck inzwischen der „Zensur“ zum Opfer gefallen ist. So waren auf den Seiten 48 und 49 Tipps von je einem Trainer oder Funktionär der teilnehmenden sechs Clubs.

Gefragt wurde beispielsweise, wann das schnellste Turniertor fallen würde. Die Antwort von Jan Schönteich, Sportchef der TuS Dassendorf: „Nach zwei Minuten.“ Und damit lag er tatsächlich goldrichtig! Denn bereits nach 120 Sekunden brachte Martin Harnik Dassendorf im Auftaktspiel gegen Eintracht Elbmarsch mit 1:0 in Führung.

SV Altengamme wird nach Sieg gegen die Eintracht Gruppenzweiter

Es war der Beginn einer 45-minütigen Machtdemonstration des Hamburger Oberligisten gegen den Vertreter aus der Bezirksliga Lüneburg. Harnik und Co. spielten die Niedersachsen schwindelig und siegten am Ende mit 5:0. Doppelt bitter für die unterlegene Eintracht: Sie hatte neben der Pleite auch noch zwei Verletzte zu beklagen. Auch ihre zweite Partie gegen Gastgeber Altengamme gewann die TuS mit 3:0 und zog so erwartungsgemäß ins Endspiel ein. Der SVA sicherte sich anschließend durch einen 3:0-Erfolg gegen Elbmarsch den zweiten Platz.

Die Defensive der TuS Dassendorf um Lennard Sowah (l., hier gegen Altengammes Jonas Buck) blieb das gesamte Wochenende über ohne Gegentor.
Die Defensive der TuS Dassendorf um Lennard Sowah (l., hier gegen Altengammes Jonas Buck) blieb das gesamte Wochenende über ohne Gegentor. © BGZ/Hanno Bode | Bode

In der Parallelgruppe gab es zu Beginn gleich eine Überraschung, als Bezirksligist SV Börnsen den ambitionierten Landesligisten SV Curslack-Neuengamme in einer hitzigen Partie mit 2:1 bezwang. SVCN-Coach Olaf Poschmann war vom Auftritt seiner Mannschaft derart erbost, dass er seinen Spielern anschließend in der Kabine in einem über zehnminütigen Monolog seine Sicht der Dinge schilderte.

Curslacks zweites Spiel gegen den SC Vier- und Marschlande begann daher mit Verspätung – und hellte Poschmanns Miene auch nicht sonderlich auf. Zwar führte der SVCN bis kurz vor Ultimo – die Gruppenpartien wurden jeweils über einmal 45 Minuten ausgetragen – mit 1:0. Dann aber glich der lange von Curslack umworbene David Toth zum 1:1-Endstand aus.

Spielmacher Sven Möller verwandelt im Finale eine Dassendorfer Ecke direkt

Somit kämpften der SCVM und Börnsen im direkten Duell um Platz eins und den Finaleinzug. Der SVB konnte dabei seine Leistung aus dem Curslack-Spiel nicht wiederholten und unterlag mit 0:2. Paul Klie und Benjamin Sander waren für die Vier- und Marschländer erfolgreich.

Dass diese das Endspiel erreichten, überraschte viele Besucher. Und sogar der Mann mit den scheinbar hellseherischen Fähigkeiten, Jan Schönteich, lag bei seinem Final-Tipp daneben. Der Dassendorfer Sportchef hatte auf den SV Altengamme als Turniersieger getippt.

Martin Harnik (TuS Dassendorf, in Weiß) beweist Köpfchen und setzt sich gegen zwei Akteure von Eintracht Elbmarsch durch.
Martin Harnik (TuS Dassendorf, in Weiß) beweist Köpfchen und setzt sich gegen zwei Akteure von Eintracht Elbmarsch durch. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Doch seine Dassendorfer ließen sich die Sache nicht nehmen. Mit einem 5:0-Erfolg über den SC Vier- und Marschlande verteidigte der Oberligist seinen Titel und durfte erneut das Schiffssteuerrad als Preis entgegennehmen. Sven Möller mit einer direkt verwandelten Ecke sowie Len Aike Strömer, Mattia Maggio, Rinik Carlolus und Neuzugang Fabian Graudenz erzielten die Tore für den Favoriten.

Bereits am Dienstagabend müssen die Dassendorfer wieder ran. Dann treten sie zum Testspiel beim Regionalliga-Aufsteiger SV Todesfelde an, sicher eine besonders reizvolle Partie (19 Uhr, Dorfstraße).

Mutige Vier- und Marschländer begeistern das Publikum am Gammer Weg

Das Schlusswort aber soll dem Überraschungsteam des Turniers, dem SC Vier- und Marschlande gehören. Trotz der klaren 0:5-Niederlage boten die Deichkicker eine sehr ansprechende Leistung. „Wir wollten mutig auftreten, nicht nur dem Ball hinterherlaufen. Das ist uns gelungen. Die Saison kann kommen“, freute sich SCVM-Coach Kevin Wobbe.

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Und das, obwohl so ein Turnier an einem Bergedorfer-Stadtfest-Wochenende immer eine besondere Herausforderung ist. „Dass du nach gestern überhaupt noch etwas trinken kannst“, spottete ein Zuschauer, als sich SCVM-Verteidiger Jan Kohlepp in einer Spielpause um eine Wasserflasche bemühte. „Ich stehe doch, also ist alles gut“, antwortete Kohlepp schlagfertig.