Hamburg. Die Menschen aus dem Stadtteil haben viele Ideen gesammelt. Anfang 2025 werden die Entwürfe öffentlich präsentiert.
„In den Zeiten als das Wünschen noch geholfen hat“ – mit diesen Worten beginnt das Froschkönig-Märchen der Gebrüder Grimm. Und ebenso märchenhaft erschien die Aufforderung an die Neuallermöher, sich den Fleetplatz neu zu wünschen, ohne Vorgaben zur Finanzierung. Dazu hatten das Bezirksamt, die IBA und das Hamburger D&K-Planungsbüro eingeladen. An vier Stellwänden im KulturA trafen sich gut 25 Menschen, die ihrer Fantasie freien Lauf ließen.
Schattenspendende Bäume, Blumenbeete und Bänke zählen zu den Klassikern. Aber auch ein Tisch mit Brettspielen ist gewünscht, Basketballkörbe und eine Tischtennisplatte. Gleich mehrfach werden Brunnen, Fontäne und ein kleiner Wasserlauf (wie in Freiburg) genannt, zudem kleine Kinderspielgeräte (Wipptiere), ein gemütliches Café und hübsche Läden.
Mehr Leben auf dem Fleetplatz erwünscht
Zwar mögen die Neuallermöher ihren kleinen Blumenladen, den Wochenmarkt und vor allem das Zuckerstangen-Kunstwerk, aber ein bisschen mehr Leben könnte dem Platz doch guttun: Konzerte, Feste und ein Open-Air-Kino werden vorgeschlagen, aber auch ein Riesenrad und eine Achterbahn. Wünschenswert wäre ein Kanuverleih und ein Süßigkeiten-Automat, vielleicht auch eine „fledermausfreundliche LED-Beleuchtung“.
Maria Westberg (Die Linke) hätte gern Holz auf den Steinstufen zum Fleet. Außerdem habe sie in Hameln ein nachahmenswertes Klimahaus entdeckt, das erfrischenden Nebel versprüht, „allerdings auch 80.000 Euro gekostet hat“. Ihr Fraktionskollege Johan Graßhoff möchte „die Betonwüste gegen mehr Grün“ tauschen, so der 36-Jährige, der vor zwei Jahren von Barmbek nach Neuallermöhe zog, seither sogar den Namen des Stadtteils auf seiner Mütze trägt.
„Wir fühlen uns hier wohl und haben von den weitverbreiteten Vorurteilen, also hohe Kriminalitätsrate und schlechtes Sozialgefüge, noch nicht viel bemerkt“, sagt der zweifache Vater, der als Straßensozialarbeiter am Hamburger Hauptbahnhof arbeitet.
Gastronomie zum Verweilen, Läden zum Stöbern
Aus dem Schanzenviertel zog Werbefachmann Victor vor eineinhalb Jahren nach Neuallermöhe und schwärmt: „Es gibt tolle Spielplätze, und wir konnten uns sogar einen Platz in fünf verschiedenen Kindergärten aussuchen.“ Wohl aber vermisst der 39-Jährige eine Gastronomie zum Verweilen und mehr Läden, die zum Stöbern einladen, „vielleicht mit Kinderspielzeug“.
Kinder könnten durch einen Springbrunnen laufen, der zugleich auch Starkregen auffangen könnte, schlägt Fabio Detmer von den Grünen vor. Katharina Beller vom Verein Kokus hätte gern ein kostenloses Kinderkarussell, auf dem ihr fünfjähriger Sohn Spaß hätte.
„Auf jeden Fall muss zuerst dieses Toilettenhäuschen versetzt werden“, sagt KulturA-Leiterin Steffi Schreck. Andere wünschen sich grundsätzlich mehr Sauberkeit, mehr Fahrradstellplätze, einen Taxistand und einen „breiteren Durchgang unter der S-Bahn zum neuen Stadtteil“.
Denn von dort wollen die Planer schließlich noch eine etwa 800 Meer lange Achse quer durch Oberbillwerder ansiedeln. „Aber wird denn überhaupt gebaut, wo sich nach den Wahlen doch die Mehrheitsverhältnisse geändert haben?“, fragt Volker Holzhauer aus dem Quartiersrat Neuallermöhe. Auch ohne einen neuen Stadtteil werde der Fleetplatz umgestaltet, „wir wollen ja auch was für die Bürger tun“, betont Anika Beckel aus dem Bezirksamt (Planungsgruppe Oberbillwerder).
Und auch Christdemokrat Jörg Froh, dessen Partei den neuen Stadtteil entschieden ablehnt, bekräftigt: „Der Fleetplatz muss anders werden, allein schon wegen der Versiegelung und des Windkanals.“ Holzhauer indes sorgt sich auch um die Sicherheit: „Mit Oberbillwerder sollte dann bitte auch die Polizeiwache rund um die Uhr ansprechbar sein.“
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Jedenfalls reichlich Zettel wurden an die Pinnwände geheftet, und nicht alle Wünsche kann eine noch so märchenhafte Stadtplanung erfüllen, etwa nach Ärzten, „die neue Patienten annehmen“. Aber alle Ideen sollen in den Wettbewerb einfließen, kündigen die D&K-Planer André Westendorf und Björn Akelbein an: „Der Wettbewerb ist in Vorbereitung, bis zum Jahresende werden sich die Planungsbüros dransetzen und Anfang 2025 ihre Entwürfe der Öffentlichkeit präsentieren.“
Noch im ersten Quartal 2025 tage dann das Preisgericht, werde es einen prämierten Entwurf für die Achse und den Fleetplatz geben.