Curslack. Der Sturz eines Babystorches aus luftiger Höhe ruft den Nabu und sogar die Polizei auf den Plan. Ende gut, alles gut?
Um einen Jungstorch zu seiner Familie zurückzubringen, braucht es: den Storchenvater des Hamburger Nabu, eine 17-Meter-Hebebühne und ein Kilo rohen Fisch. All dies befindet sich am Dienstagmittag im Garten der Familie Grundmann in Curslack, um Storchenbaby Elias zu helfen. Seit 24 Jahren erfreut sich die Familie an wiederkehrenden Storchenpaaren, die am Achterschlag brüten. Aktuell ziehen dort Fiete und Jette ihren Nachwuchs groß. Mit mäßigem Erfolg: Elias ist ihnen aus Versehen aus dem Nest gefallen.
Einen Unfall, wie er sich nun zutrug, hat das Ehepaar Grundmann in seinem Storchenhorst noch nicht erlebt: Der sieben Wochen junge Elias lag Montagmorgen auf dem Rasen vor dem Nest und schaffte es nicht, wieder aufzustehen. Der hinzugerufene Storchenvater des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) in Hamburg, Jürgen Pelch, brachte das junge Tier zum Arzt.
Storchenbaby stürzt aus Nest – weil seine Mutter so ungeschickt ist
Beim Tierarzt gab es Entwarnung: Elias‘ Knochen sind heil geblieben, und er kann fix zu seiner Familie zurück. „Der soll sich gar nicht erst an Menschen gewöhnen“, sagt Pelch über den Jungvogel. Deshalb setzt der ehrenamtliche Storchenbeauftragte Elias schnellstmöglich zurück ins Nest zu Schwesterchen Zoe. Dafür benötigt er den gemieteten Hubsteiger, der neben dem Nest aufgebaut wird.
Als der sicher steht, geht alles ganz schnell: Jürgen Pelch fährt Elias mit der Hebebühne in luftige Höhen Richtung Nest. Mit an Bord ist auch ein Kilo rohe Sardellen – Mittagessen. Der kalte und nasse Frühling hat den Storchenjungen sehr zugesetzt, da ihre Eltern wenig Futter fanden. Elias und Zoe sollen viel Kraft haben, um in spätestens zwei Wochen fliegen zu lernen und sich selbst zu versorgen.
Storchenbaby stürzt aus Nest: Polizist kommt, aber da ist schon alles vorbei
Ingo und Renate Grundmann haben die Jungstörche in der vergangenen Woche schon fleißig Flugübungen machen sehen. Mehr als ein Meter hohe Hopser können Elias und Zoe aber noch nicht. Als sie Elias tags zuvor auf ihrem Rasen fanden, dachten sie zuerst, er sei beim Proben übermütig geworden und abgestürzt. Was wirklich geschehen ist, hat das Ehepaar nicht gesehen – dafür aber Menschen im Internet. Per Livestream wird das Nest von Jette, Fiete und ihrer Brut auf die Nabu-Website übertragen.
Storchenvater Pelch hat die Aufnahmen selbst nicht gesehen, ihm ist berichtet worden, was am Montagmorgen um kurz vor neun geschehen sei. Jungstorch Elias steht am Rand des Nestes, als seine Mutter Jette sich mit Nestbaumaterial im Schnabel im Anflug befindet. Beim Landen versetzt sie ihrem Vogelkind einen unglücklichen Stoß. Digitale Zeugen des Unfalls verständigen den Nabu und die Polizei. Zeitgleich verständigen die Grundmanns schon Jürgen Pelch. Als der Polizeibeamte klingelt, um den Grundstücksbesitzern vom heruntergefallenen Storch zu erzählen, befindet dieser sich schon auf dem Weg zum Tierarzt.
Störche 2024: Betreuer vom Nabu ist zufrieden mit der Bilanz
Elias ist der fünfte Jungstorch, der in diesem Jahr aus dem Nest geplumpst ist, berichtet Jürgen Pelch. Zwei Junge konnten nicht unversehrt zurück ins Nest gesetzt werden, sondern werden in einer Pflegestation im Landkreis Wesermarsch aufgepäppelt und im Sommer ausgewildert. Die Geburtenrate der Störche in diesem Jahr stimmt den Storchenbeauftragten aber zufrieden. Mit 113 geschlüpften Storchenküken auf 53 Elternpaare sind die Vögel so geburtenstark wie seit 85 Jahren nicht mehr.
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Elias‘ unfreiwilliger Ausflug hat also ein glückliches Ende gefunden: Er sitzt wieder im Nest seiner Familie auf dem Hof der Grundmanns und lernt hoffentlich bald fliegen. Über die Webcam des Nabu kann man ihm und seiner Schwester Zoe dabei zuschauen.