Hamburg. Bei Bauarbeiten am Billwerder Billdeich kamen Schutt und Scherben zum Vorschein. Die Verunreinigungen sind viel schlimmer als gedacht.
Rutsche, Kletterturm, Schaukel und Hängematte waren schon aufgebaut. Doch nun werden dort wohl nie Kinder spielen. Denn die Verunreinigungen, die während der Bauarbeiten zum neuen Spielplatz am Billwerder Billdeich im Boden festgestellt worden sind, sind deutlich schlimmer als anfangs erwartet: „Die nunmehr vorliegenden Ergebnisse bestätigen den Verdacht auf erhebliche Schadstoffbelastungen, darunter durch Arsen, Blei, Cyanid, PAK und PCB, die eine sichere Nutzung des Grundstücks als Spielplatz zurzeit ausschließen“, teilt Bezirksamtssprecher Lennart Hellmessen mit.
Die Bauarbeiten auf dem Gelände Höhe der Hausnummer 23 sind gestoppt und die Baustelle durch Zäune gegen unbefugtes Betreten gesichert. Derzeit werde nun eine von der Umweltbehörde (Bukea) beauftragte historische Recherche zur Geschichte des Grundstücks sowie zur Herkunft der Schadstoffe durchgeführt, erklärt Lennart Hellmessen. „Die ersten Erkenntnisse lassen vermuten, dass die Auffüllung aus den 50er- oder 60er-Jahren stammt und möglicherweise zur Trockenlegung des Uferbereichs der Bille sowie zur Begradigung des Uferverlaufs verwendet wurde“, so der Bezirksamtssprecher.
Spielplatzbau Billwerder Billdeich gestoppt: Boden ist voller Gift
Als die Bauarbeiten Anfang des Jahres starteten, war zunächst nicht abzusehen, dass sich Giftstoffe in dem Boden verstecken. Um zu klären, zu welcher Deponie der entnommene Bodenaushub abgefahren werden muss, wurde damals der Oberboden untersucht und hatte keine Auffälligkeiten gezeigt. Als dann aber der Oberboden ausgehoben war, kamen plötzlich sehr viel Schutt, Glasscherben, leere Flaschen, Schlacke und Bitumenreste zum Vorschein.
Darüber wunderten sich auch Katja Haack und Jan Diegelmann von der Dorfgemeinschaft Billwärder, die eigentlich aus historischem Interesse die alten Steine des Bodenaushubs unter die Lupe nehmen wollten und stattdessen lauter Scherben und leere Fläschchen fanden. „Uns ist vollkommen rätselhaft, wie man auf solch einem Untergrund Spielgeräte installieren konnte“, kritisierte Jan Diegelmann damals.
Weitere Vorgehen auf der Fläche wird nach Vorliegen weiterer Gutachten geplant
Als erste Reaktion ließ das Bezirksamt deutlich mehr Boden ausheben, als normalerweise nötig wäre – statt 40 Zentimeter wurde 60 Zentimeter tief gebuddelt. Zudem sollte der Boden vor der Sandaufschüttung großflächig mit einem Vlies abdeckt werden. In enger Abstimmung mit der Umweltbehörde wurden im April aber noch einmal umfangreiche Proben entnommen und durch das Institut für Hygiene und Umwelt analysiert – mit niederschmetterndem Ergebnis.
Auch interessant
- A25: Auffahrten Bergedorf und Nettelnburg zwei Tage gesperrt
- Tschernobyl lässt Salate fliegen in Bergedorf und Geesthacht
- Linienbus erfasst und überrollt Fußgängerin vor Bahnhof
Die analytischen und historischen Untersuchungen zur genauen Lageerkundung und zur Ableitung erforderlicher sanierungstechnischer Maßnahmen würden noch andauern, erklärt Lennart Hellmessen. „Das Bezirksamt und die Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft arbeiten intensiv daran, die Ursachen der Belastung zu klären und einen verantwortungsvollen Umgang mit dem betroffenen Grundstück sicherzustellen“, betont der Bezirksamtssprecher. Zu Art und Umfang der erforderlichen Maßnahmen würden weitergehende Gutachten eingeholt. „Erst nach Vorliegen dieser Gutachten kann das weitere Vorgehen geplant werden“, erklärt Hellmessen.
Der Spielplatz sollte im Rahmen des Programms „Hamburgs Grün erhalten“ entstehen und als Ersatz dienen für einen Kletter- und Rutschenturm, der sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite neben dem Schlüterpark befand. Der musste weichen, weil die Fläche für eine Ausgleichsmaßnahme für den benachbarten Kiesabbau vorgesehen ist.