Hamburg. TSG-Vorstand hat genug vom Schwebezustand. CDU sucht politische Mehrheit, um den Sportplatz am Schulenbrooksweg zu erhalten.
Boris Schmidt reicht es. Der Vorsitzende der TSG Bergedorf wünscht sich für seinen Verein endlich Klarheit über die Pläne für den Fritz-Reuter-Sportplatz am Schulenbrooksweg. Dort spielt bis heute die Hockey-Abteilung des Bergedorfer Vereins. Doch die Zukunft des Geländes ist ungewiss. Denn Teile der Politik wollen auf der Fläche eigentlich gern Wohnungen bauen.
Zuletzt nahm die Bezirksversammlung den Sportplatz 2021 ins Wohnungsbauprogramm auf. Passiert ist bisher nichts. Jetzt kündigt die CDU – frisch gebackene stärkste Fraktion von Bergedorf – einen neuen Versuch an, den Fritz-Reuter-Platz für den Sport zu erhalten. Doch dafür brauchen die Christdemokraten erst einmal eine Mehrheit in der Bezirksversammlung.
Hockeyplatz oder Wohnungsbau? TSG Bergedorf will Klarheit
Die Bergedorfer SPD, die mit elf Abgeordneten nur einen Sitz weniger in der Bezirksversammlung stellt, hält nämlich derzeit an ihrer bisherigen Position fest. „Das ist eine gute Fläche für Wohnungsbau“, sagt Katja Kramer, die bisherige Fraktionsvorsitzende der Sozialdemokraten. 100 Wohnungen sollten nach den Plänen von 2021 auf dem 12.000 Quadratmeter großen Areal entstehen, die Hälfte davon gefördert.
Bisher scheiterte das Vorhaben aber an einer Zusage der SPD an den Verein. Denn die Bagger sollen am Fritz-Reuter-Sportplatz erst anrollen, wenn die Hockeyspieler der TSG eine alternative Spielfläche bekommen haben. „Es ist schwer, eine geeignete Fläche zu finden“, räumt Katja Kramer ein.
TSG-Vorsitzender fürchtet um Zukunft der Hockeyabteilung
Für Boris Schmidt verkennt dieses Versprechen das Kernproblem: „Was nützt uns ein Naturrasen am Schulenbrooksweg für die Hockeyspieler? Damit sind wir nicht mehr wettbewerbsfähig.“ Wer in Sachen Hockey mithalten möchte, brauche heutzutage einen Kunstrasen. Der TSG-Vorsitzende sieht deshalb die Zukunft der Hockeyabteilung in Gefahr: „Ganze Jahrgänge wandern uns zur TTK Sachsenwald ab“, beklagt Schmidt. Nach möglichen Ausweichflächen sei jahrelang erfolglos gesucht worden.
Aus Sicht des Vereins tickt also die Uhr. Eine Lösung muss her. „Es gibt einen Grandplatz am Friedrich-Frank-Bogen. Der ist aber ein paar Meter zu klein“, berichtet Boris Schmidt. Eine weitere, schon länger diskutierte Alternative wäre der Umzug nach Wentorf. Dort betreibt die TSG zur Zeit Tennisplätze. „In diesem Fall müssten wir aber von der Stadt Hamburg für das Umziehhäuschen am Schulenbrooksweg entschädigt werden. Das hat die TSG gebaut“, so der Vereinschef.
Umzug nach Wentorf wäre teuer
Die Finanzierung einer neuen Anlage in Wentorf wäre außerdem teurer, als den Fritz-Reuter-Sportplatz einfach in einen Kunstrasenplatz umzuwandeln. Das dortige Gelände gehört außerdem dem Hamburger Sportbund und könnte an einen Investor veräußert werden. „Wenn wir einen Kunstrasenplatz finanzieren, brauchen wir auch die Sicherheit, dort 25 Jahre spielen zu können“, sagt Schmidt. Das gelte auch für den Platz am Schulenbrooksweg.
CDU-Politiker Lars Dietrich würde der TSG diese Sicherheit gern geben. „Wir wollen der SPD den Betonzahn ziehen“, kündigt der Bezirksabgeordnete einen Vorstoß der Christdemokraten gegen die Wohnbebauung auf dem Fritz-Reuter-Sportplatz an. „Wir wollen diesen Platz erhalten und zukunftsfähig mit Kunstrasen ausstatten.“ Die Anwohner seien ebenfalls gegen eine weitere Wohnbebauung, betont der Politiker.
Grüne wollen Wohnungsbau auf den Prüfstand stellen
Um ihr Vorhaben in die Tat umsetzen zu können, wird die CDU nach der Sommerpause Mehrheiten in der Bezirksversammlung finden müssen. Schließlich hatten die Christdemokraten angekündigt, keine feste Koalition mehr schmieden zu wollen. Im Gegensatz zur SPD zeigen sich mögliche Partner der CDU auf Nachfrage der Bergedorfer Zeitung zumindest offen.
„Wir führen zur Zeit Gespräche, ob der Standort für den Wohnungsbau wirklich unerlässlich ist oder ob es nicht besser wäre, den Sportplatz zu erhalten“, sagt Lenka Brodbeck, zuletzt Fraktionsvorsitzende der Bergedorfer Grünen. Sie würde gern eine gemeinsame Lösung möglichst vieler Fraktionen finden. „Eine kleine Mehrheit wäre bei der nächsten Wahl wieder in Gefahr. Wir wollen eine dauerhafte Lösung für alle.“
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Auch FDP-Abgeordnete Sonja Jacobsen betont, ihre Partei sei „in keine Richtung verhärtet“. Die Liberalen legen allerdings Wert darauf, dass eine mögliche Wohnbebauung möglichst verträglich für das Viertel sein soll. Maria Westberg von den Bergedorfer Linken möchte sich noch nicht festlegen. „Wir werden uns als Fraktion neu finden müssen und inhaltliche Fragen entlang der bestehenden politischen Verhältnisse ausrichten.“
Ende August tritt die Bezirksversammlung das erste Mal nach der Sommerpause zusammen. Nach dem Ende der Bergedorfer Koalition werden dann neue Spielregeln gelten – möglicherweise mit entscheidenden Folgen für die Zukunft des Sportplatzes mitten in Bergedorf. TSG-Vorsitzender Boris Schmidt will jedenfalls Druck machen. Sein Verein soll nicht länger hingehalten werden. „Manchmal hat man den Eindruck, dass man uns am langen Arm verhungern lässt, bis wir einfach keine Hockeyabteilung mehr haben“, äußert der Sportfunktionär seine Sorge.