Curslack. SV Curslack-Neuengamme nimmt in der Fußball Landesliga Revanche am SC Vier- und Marschlande. Einer kann nicht mitfeiern.

Als wären die Landesliga-Fußballer des SC Vier- und Marschlande nach ihrer Partie beim Erzrivalen SV Curslack-Neuengamme schon nicht frustriert genug gewesen, mussten sie nun auch noch das ertragen: Gerade hatten sich die Spieler von Coach Denis Schlufter im Umkleideraum eingefunden, da erklang aus der Kabine des SVCN in ohrenbetäubender Lautstärke das bekannteste Lied des gar nicht so bekannten Partysängers Marcus Sommer. Der Titel: „Derbysieger“.

Zu einer eingängigen Melodie trällert Sommer dabei Sätze wie: „Großen Kampf und Leidenschaft wollen wir heute sehen, und wir werden bis zum Ende hinter unserer Mannschaft stehen.“ Curslacks freudetrunkene Kicker hatten diesen Schunkelsong natürlich nicht zufällig als Opener für die Kabinen-Fete gewählt. Er war nach ihrem 2:0-Erfolg gegen den SCVM auch als kleiner Seitenhieb in Richtung des Aufsteigers gedacht, der sie im Hinrunden-Duell überraschend mit 3:1 bezwungen hatte.

Fußball-Landesliga: SV Curslack-Neuengamme nimmt erfolgreich Revanche am SC Vier- und Marschlande

„Dieser Sieg war wichtig für den Verein und auch für unsere Sponsoren“, gab Curslacks Sportlicher Leiter Torsten Henke freimütig zu. Der Stachel der Pleite aus dem ersten Vergleich mit dem Aufsteiger hatte noch Monate danach tief gesessen. Zumal die Vier- und Marschländer hernach phasenweise in der Tabelle vor dem ambitionierten Oberliga-Absteiger standen. Spätestens jetzt sind die Verhältnisse am Deich aber wieder zurechtgerückt. Nach dem vierten Erfolg aus den vergangenen fünf Begegnungen hat der SVCN seine Vierländer Rivalen SCVM und SV Altengamme im Klassement punktemäßig erst einmal klar distanziert.

Die Curslacker (v.l.) Michael Hamann, Fabian Knotternus, Tim Moritz, Stjepan Brkic, Luca Winterfeld und Hendrik Bombek bejubeln das Tor zum 2:0.
Die Curslacker (v.l.) Michael Hamann, Fabian Knotternus, Tim Moritz, Stjepan Brkic, Luca Winterfeld und Hendrik Bombek bejubeln das Tor zum 2:0. © BGZ/Hanno Bode | Bode

Dass die Mannschaft von Coach Sascha Bernhardt noch einmal ins Aufstiegsrennen eingreifen kann, erscheint allerdings unwahrscheinlich. „Dafür haben wir schon zu viel liegengelassen“, sagte der Trainer mit Blick auf den durchwachsenen Saisonbeginn. Dieser sei aber auch auf die Integration von nicht weniger als 13 Neuzugängen zurückzuführen, ergänzte der 30-Jährige: „Das hat man vielleicht unterschätzt.“

Seitdem die Masterarbeit geschafft ist, spielt Tim Moritz befreit auf

Einer der neuen Köpfe am Gramkowweg trägt rotes Haar, wird deswegen „Fuchsi“ gerufen und hört eigentlich auf den Namen Tim Moritz. Der Verteidiger kam gemeinsam mit Fabian Knotternus vom Oberligisten Union Tornesch an den Alten Bahnhof. Als „Klebstoff für die Mannschaft“ titulierte Bernhardt die beiden Teamplayer seinerzeit. Während Knotternus nicht nur in der Kabine rasch ein Wortführer wurde, sondern auch auf dem Feld zum Führungsspieler avancierte, brauchte Moritz etwas Anlaufzeit. Sein Studium kostete ihn viel Zeit und Kraft.

Nun aber hat der 29-Jährige seine Masterarbeit geschrieben und den Kopf frei für den Fußball. Gegen den SCVM rutschte der Defensiv-Spezialist nicht nur für den Rot-gesperrten Jonas Holz in die Startelf, er wurde mit zwei Treffern auch zum Derbyhelden. In der zehnten Minute bugsierte Moritz einen Freistoß von Witalij Wilhelm mit dem rechten Fuß in die Maschen. Kurz nach dem Seitenwechsel war er dann nach einem Eckstoß des Curslacker Kapitäns am langen Pfosten mit dem Kopf zur Stelle (56.).

Dem SC Vier- und Marschlande mangelte es an Tempo und Ideen

„Sie haben das Spiel durch zwei Standards entschieden. Die haben sie auch gut gemacht“, sagte Gäste-Trainer Schlufter. Tatsächlich war die Entscheidung nach dem 2:0 bereits gefallen. Denn vor über 400 Zuschauern waren die Vier- und Marschländer nicht imstande, eigene Offensivakzente zu setzen. In der Vorwärtsbewegung mangelte es dem Aufsteiger an Tempo, Ideen und vor allem Tiefe im Spiel. Auch die für ein Derby nötige Emotionalität ließ das junge Team vermissen.

Mehr vom Lokalsport

„Wir waren gerade in den ersten 15 bis 20 Minuten sehr beeindruckt von der Körperlichkeit, die Curslack uns da entgegengebracht hat. Da haben wir nur wenige Lösungen gegen gefunden“, resümierte Schlufter. Tatsächlich zeigten die im bisherigen Saisonverlauf in der Defensive häufig so anfälligen Hausherren gegen den SCVM eine sehr konzentrierte, nahezu fehlerfreie Abwehrleistung.

Michael Hamann musste mit Verdacht auf Gehirnerschütterung ins Krankenhaus

Und auch in Ballbesitz wird die Abstimmung beim Bernhardt-Team immer besser. Beinahe über die gesamte Distanz hatten die Hausherren die Spielkontrolle. Dass sie im letzten Drittel des Plastikgrüns nicht immer die richtige Entscheidung trafen, ihr Coach konnte es verkraften. „Wir haben eine richtig reife, erwachsene Leistung gezeigt, nicht viel zugelassen und gut verschoben“, lobte Bernhardt seine Equipe. „Und ich freue mich, dass wir es mal wieder geschafft haben, zu null zu spielen“, ergänzte Henke. Das war zuletzt Anfang Oktober beim 3:0 gegen den ASV Hamburg der Fall.

Nicht nach dem Schlusspfiff mitfeiern konnte Curslacks Offensivmann Michael Hamann. Der Youngster lag mit einem Brummschädel auf einer Bank in der Kabine. Er hatte sich bei einem Kopfballduell vermutlich eine Gehirnerschütterung zugezogen und musste mit dem Krankenwagen abgeholt werden.

Für den SCVM folgt nun sofort das nächste Derby gegen den SV Altengamme

Keine Kopfschmerzen, aber viele Gedanken, die ihm durch den Kopf gehen, hat derweil SCVM-Coach Schlufter. Das 0:2 in Curslack war bereits die fünfte Niederlage in Folge. „Aktuell haben wir eine Durststrecke, aber das ist eine Phase, in der wir lernen müssen, auch mit solchen Momenten umzugehen“, sagte der Trainer. Vielleicht gelingt ja ausgerechnet am kommenden Sonnabend (13 Uhr, Zollenspieker) gegen den SV Altengamme der Befreiungsschlag. Welches Lied in diesem Fall in der Kabine abgespielt werden dürfte, ist nicht schwer zu erraten: „Derbysieger“ von einem gewissen Marcus Sommer.

SV Curslack-Neuengamme: Erschens – Kühn, Moritz, Knotternus, Santelmann – Bombek, Wilhelm, Brkic, Winterfeld (87. Rexin), Hamann (70. Saupe) – Bäker (89. Schalitz). SC Vier- und Marschlande: Eilk – Wagner, Vollrath, Czech, Mydlach – Kahl, Busch (73. Malinowski), Liem (63. Göde), Polster (63. Y. Schlufter), Johannsen – Toth.