Bergedorf. Bei den Titelkämpfen sind die Doppel-Wettbewerbe deutlich beliebter als die Einzel-Konkurrenzen. Was sich 2024 am Turnier ändern soll

Es ging zur Sache im Einzel-Finale der Männer zwischen Max Saß (TSG Bergedorf) und Alexander Zyryanov (TC Blau-Weiß Lohbrügge) bei den 20. Bergedorfer Tennismeisterschaften. „Einmal haben sie drei Minuten lang an einem Abdruck gestanden und darüber diskutiert, ob der Ball nun innerhalb oder außerhalb war“, schildert André Kruse aus dem Organisationsteam fasziniert. „Genau so muss es in einem Endspiel ja auch sein.“

Schiedsrichter gibt es bei den Bergedorfer Titelkämpfen nicht. Die Akteure müssen sich so einigen. Was dann schließlich auch geschah. Am Ende siegte der 29-jährige Zyryanov auf der malerischen Anlage der TG Elbe-Bille gegen die 17-jährige Nachwuchs-Hoffnung Saß denkbar knapp mit 7:6, 7:5. Bei den Frauen triumphierte Jannike Harder (RW Havighorst) mit 0:6, 6:4 10:6 gegen Olivia Owczarczak (TC BW Lohbrügge).

Zum 50-jährigen Jubiläum richtete die TG Elbe-Bille die beliebten Doppel-Wettbewerbe aus

Die TG Elbe-Bille hat gerade ihr 50-jähriges Jubiläum gefeiert und hatte sich aus diesem Anlass um die Ausrichtung der Titelkämpfe beworben. Was für das dreiköpfige Organisationsteam um Kruse und ihre knapp zwei Dutzend Mitstreiter viel Arbeit mit sich brachte. „Vor allem das Catering war aufwendig“, schildert er. „Es wurden zum Beispiel allein 75 Kilogramm an Pommes Frites verzehrt.“

War das Herren-Finale das sportliche Highlight des Turniers, so wurde das Halbfinale im Herren-Doppel zum emotionalen Höhepunkt. Unter Flutlicht standen sich Jan Henrik Zeyn/Paul Feilke (TG Elbe-Bille) und Felix Walter/Matti Wojahn (TV Ostende) gegenüber. Auf den an „2“ gesetzten Zeyn/Feilke lagen die Hoffnungen der Gastgeber und der 250 Zuschauer auf einen Heimsieg.

Maximilian Saß von der TSG Bergedorf wurde gleich dreimal Vizemeister

Doch es sah nicht gut aus. „Ich habe schon gedacht, sie schaffen es nicht“, gesteht Kruse. „Doch dann hat Paul plötzlich ganz groß aufgespielt und dieses Halbfinale fast im Alleingang gewonnen.“ Mit 6:2, 6:3 siegten Zeyn/Feilke und zogen ins Finale ein, in dem sich schließlich in einem wahren Tennis-Krimi mit 6:2, 4:6, 10:6 gegen Maximilian Saß/Kjell Hefter (TSG Bergedorf/TV Ostende) durchsetzten.

20. Bergedorfer Tennismeisterschaften
Heiß war es: Merle Pukall (TSV Reinbek, l.) und Jule Schuldt (TG Elbe-Bille), die Vierte wurden, bei einer Pause. © Volker Koch | Volker Koch Hamburg:

Zum zweiten Mal war Maximilian Saß also Vize-Meister geworden, und auch im Mixed sollte dem Youngster an der Seite von Emily Sablowski (TC BW Lohbrügge) schließlich nur der zweite Platz bleiben. Sie verloren das Endspiel glatt 2:6, 0:6 gegen die topgesetzten Michelle Saucke/Jan Henrik Zeyn (TG Elbe-Bille). Doch der Bergedorfer Titel ist nur aufgeschoben, davon ist André Kruse überzeugt: „In zwei Jahren macht er hier alles platt.“

Die Meldezahlen liegen deutlich hinter der Vor-Corona-Zeit zurück

Die Bergedorfer Meisterschaften wurden über drei Wochen hinweg beim TC Oststeinbek (Jugend), bei der TSV Reinbek (Einzel bis Halbfinale) sowie der TG Elbe-Bille (Einzel-Finals/Doppel) gespielt. Rund 200 Aktive nahmen teil, damit haben die Meldezahlen aber bei Weitem noch nicht wieder das Niveau der Vor-Corona-Zeit erreicht.

„Die Konkurrenz durch andere Turniere ist einfach zu groß“, schätzt Jan Ehrig, Manager des Bergedorfer Tenniskreises. „In Hamburg gibt es rund 200 Tennisturniere im Jahr.“ So waren die Teilnehmerfelder vor allem in den Einzelwettbewerben stark ausgedünnt, sodass auch das Zuschauerinteresse zu wünschen übrig ließ. „Bei den Einzelturnieren war es oft sehr leer“, hat Ehrig beobachtet. „Dafür hatten wir beim Doppel drei Tage volle Hütte auf der Anlage.“

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Viele Spielerinnen und Spieler zogen es vor, nur für das Doppel zu melden, nicht aber für den Einzel-Wettbewerb. Das sei auch eine soziale Frage, ist sich Jan Ehrig sicher. „Den meisten geht es um die Geselligkeit“, erläutert er. „Es macht Spaß, die anderen mal wieder zu sehen, die man sonst nur bei Punktspielen trifft. Im Einzel gibt es niemanden, auf den ich eine Niederlage schieben kann. Alles ist verbissener. Daher macht es mehr Spaß, Doppel zu spielen.“

Was sich 2024 an den Bergedorfer Tennismeisterschaften ändern soll

Bislang wurden die Einzel-Finals samt der Trostrunden-Endspiele im Rahmen der Doppel-Wettbewerbe ausgetragen. Damit soll im kommenden Jahr Schluss sein. Dann will der Bergedorfer Tenniskreis seine Einzel-Meister kompakt an einem Wochenende küren, sodass man sich nicht länger zwei Wochenenden lang Zeit nehmen muss, um ein Turnier zu spielen.

Mit 1500 Aktiven ist der Tennissport im Raum Bergedorf gut aufgestellt, doch nur bei wenigen Vereinen ist die Jugendabteilung so stark wie bei der TG Elbe-Bille, bei der unter 300 Mitgliedern rund 80 Jugendliche sind. Nur wenn es den Vereinen gelingt, den Nachwuchs dauerhaft für den Tennissport zu begeistern, werden auch die Bergedorfer Meisterschaften an Attraktivität gewinnen können.

Die weiteren Bergedorfer Meister:

Damen-Doppel: Jennifer Hars/Katharina von Glischinski (TG Elbe-Bille), Damen 40 Doppel: Christine Bonn/Birgit Lieschke (TV Ostende), Astrid Remer/Annukka Tiedemann (TSV Reinbek), Herren 40 Doppel: Lars Nuschke/Christian Pfeifer (TSV Reinbek), Herren 50 Doppel: Frank Duwe/Frank Dzukowski (TV Ostende); Jugend U8 männlich: Tito Scholz (TG Elbe-Bille), U12 männlich: Phillip Plappert (TV Ostende), U18 männlich: Matti Wojahn (TV Ostende), U18 weiblich: Merle Pukall (TSV Reinbek)