Lohbrügge. Emotionaler Triumph gegen ASV Hamburg wird überlagert von wüsten Drohungen der Gäste. Wie VfL-Coach Elvis Nikolic die Situation rettete
Wie bedenklich ist es, wenn sich eine Mannschaft nicht über einen Kantersieg, eine richtig gute Leistung nach einem Spiel freuen darf? Wenn es vom Verliererteam noch während der Partie Drohungen gibt, dass es danach noch einen unschönen Kabinenbesuch geben könnte? Oder damit, dass jemandem gleich „das Pausenbrot weggenommen“ wird? Was immer das bedeuten mag.
Elvis Nikolic, Cheftrainer des Fußball-LandesligistenVfL Lohbrügge, ging jedenfalls lieber auf Nummer sicher und ermahnte die Seinen wenige Minuten, bevor der 5:1-Erfolg gegen den ASV Hamburg feststand, nach dem Schlusspfiff keine übertriebenen Jubelarien zu veranstalten.
Warum beim VfL Lohbrügge nach dem 5:1-Sieg das Jubeln verboten war
Zum unrühmlichen Hauptdarsteller am Binnenfeldredder wurde der ehemalige Lohbrügger Hischem Metidji, der nur 13 Minuten mitspielen durfte. Der ASV-Supertechniker holt zunächst den Foulelfmeter zur 1:0-Führung der Gäste – verwandelt durch Lamin Jawla – heraus (8.), zeigt in der Folge dann aber keinen Sportsgeist mehr. Nach einem Zweikampf gegen Andreas Metzler sieht Metidji Rot wegen der Andeutung einer Tätlichkeit (13.).
Möglicherweise war das eine etwas überzogene Entscheidung des manchmal zu peniblen Schiedsrichters Dennis Voß (TuS Dassendorf). Was der 24-Jährige Metidji und große Teile der ASV-Belegschaft dann aber folgen lassen, ist einfach unter aller Kanone. Der des Feldes Verwiesene kriegt sich ob der Entscheidung des Referees nicht mehr ein. Die gesamte Restspielzeit nicht mehr.
Ex-Lohbrügger Hischem Metidji verliert nach Platzverweis die Fassung
Eine ASV-Funktionärin begleitet Metidji in Richtung Kabine. Der pöbelt zunächst gegen den Verein, dessen Trikot er in der Spielzeit 20/21 selbst trug („Nur noch peinlich, was ihr hier macht“), dann gegen Referee Voß („Wegen so einem Schiri hört man mit dem Fußball auf“).
Die aufgeheizte Stimmung droht zu eskalieren, als Lohbrügges Außenverteidiger Joschua Behn einen für seine Farben herausgeholten Einwurf emotional abfeiert (78.) – was auch nicht unbedingt sein muss. Anschließend steht er kurz Stirn an Stirn mit Hichem Oudjouadj. Bei einer Rudelbildung stehen plötzlich ganz viele Personen auf dem Feld, die dort nichts zu suchen haben.
Jannis Pangalos trifft bei Lohbrügger Gala-Vorstellung dreifach
Trotz allem darf keineswegs unerwähnt bleiben, wie gut der VfL in dieser Atmosphäre spielte – und zwar auch schon vor dem Platzverweis. Joschua Rönnau gelingt nach einer Ecke per Kopf das schnelle 1:1 (10.). Dann beginnt die große Jannis-Pangalos-Show: Erst trifft er mit links (24.), dann mit rechts ins lange Eck (47.) und schließlich überlobbt er ASV-Keeper Nick Gyateng zum 5:1-Endstand (58.). Unterbrochen wird die Torgala des VfL-Zehners nur durch das glänzend herausgespielte 4:1 von Niklas Pietruschka (48.).
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Lohbrügges Coach Elvis Nikolic, immer wieder Zielscheibe der Verbalattacken von Ex-Schützling Metidji, möchte lieber über Fußball reden. „In Überzahl ist es oftmals nicht leichter“, sagt er, „nach dem 3:1 war beim ASV aber der Stecker gezogen.“ Warum sich die Gegenseite so unmöglich aufführte, dafür hat der VfL-Coach dann aber doch eine Theorie: „Vielleicht sind die Gegner so frustriert, weil meine Jungs trotz ihrer Jugend eben richtig dagegenhalten.“
VfL Lohbrügge: Sigarieazar (3); Behn (2-3), Adam (3), Metzler (2-3), Toure (3-4) ab 46. Ildir (3); Weber (2); Müller-Blech (2) ab 62. Nkrumah (-), Rönnau (2-3) ab 46. Pavlovic (3); Pangalos (1) ab 62. Manu (-); Pietruschka (2) ab 78. Mohabatzadeh (-), Karakas (1-2)