Fünfhausen. Faustdicke Überraschung in der Fußball-Landesliga: Außenseiter SC Vier- und Marschlande triumphiert im Derby gegen die Stormarner.
Holger Möller gehört beim SC Vier- und Marschlande bereits zum Inventar. Seit zwei Jahrzehnten ist der rüstige Ruheständler stets dabei, wenn der Dorfclub um Punkte kämpft. Hatte sich Möller früher unter anderem als Betreuer verdingt, ist er nun seit langer Zeit Teamfotograf des Fußball-Landesligisten.
Auch im Derby gegen den FC Voran Ohe war der Vater des aktuell verletzten SCVM-Keepers Patrick Möller wieder unentwegt mit seiner Kamera auf dem Sportplatz in Fünfhausen unterwegs. Zwei Tage nach seinem 68. Geburtstag sorgte er am Sonnabend dabei aber zwischenzeitlich für böses Blut bei einigen Fans des Aufsteigers, deren Herz offenbar auch dem Zweitligisten Hamburger SV gehört. „Wie hat der HSV gespielt?“ fragte Möller kurz nach der Halbzeit, während er an den Anhängern vorbeiging. „Setz dich hin und mach Fotos“, erwiderte ein Zuschauer. Ein anderer witzelte: „8:8.“
SC Vier- und Marschlande siegt mit Kampf, Leidenschaft und taktischer Disziplin
Dass der frühere Bundesliga-“Dino“ zuvor überraschend mit 1:2 beim Kleinstadtclub SV Elversberg verloren hatte, wusste Möller tatsächlich nicht, während die Frage den HSV-Fans unter den Anhängern des SC Vier- und Marschlande noch übel aufstieß. Doch schnell wurde die 2. Bundesliga zur Nebensache, waren sie in diesen Momenten doch Zeugen, wie sich am Sporthallenweg in Fünfhausen eine ähnlich große Überraschung anbahnte wie zuvor im Saarland.
Denn die Gastgeber führten gegen die klar favorisierten Oher mit 1:0 und zeigten dabei dieselben Tugenden, mit denen zuvor Elversberg die Sensation gelungen war: Kampf, Leidenschaft und taktische Disziplin. Dank eines starken Keepers Timo Eilk und mit ein wenig Fortune überstand der Aufsteiger auch die hektische Schlussphase ohne Gegentreffer und feierte seinen dritten Saisonsieg.
Zu hektisch agiert: FC Voran Ohe steckt fest in der Abwärtsspirale
„Wir haben das Spiel über den Kampf gewonnen. Das war wieder einmal eine tolle moralische Leistung. Wir haben das heute gut gemacht, uns in jeden Zweikampf geschmissen“, lobte SCVM-Coach Kevin Wobbe. Sein junges Team hatte in der Anfangsphase bei einigen schnell vorgetragenen Angriffen der Gäste noch brenzlige Situationen zu überstehen.
Mit fortwährender Dauer gelang des den Hausherren aber immer besser, die Kreise von Ohes Kreativkräften erfolgreich zu stören. Die Reinbeker waren kaum noch in der Lage, die Partie zu befrieden. „Zwischen der 15 und 75 Minute haben wir uns mehr um den Schiedsrichter und Nebensächlichkeiten gekümmert, die wir nicht beeinflussen können, als um alles andere“, kritisierte Voran-Trainer Matthias Wulff sein Team. „Da haben wir genau das gemacht, was der SC Vier- und Marschlande halt möchte. Die wollen ein hartes Spiel mit vielen Zweikämpfen, in dem es hektisch ist und in dem sie über lange Bälle kommen können. Da haben wir uns leider total anstecken lassen und sind schwer aus der Spirale rausgekommen.“
Die SCVM-Defensive gleicht einem Spinnennetz aus Abwehrbeinen
Die Entstehung des entscheidenden Treffers war dabei für die Gäste besonders bitter. Denn nach einem Freistoß von Yanneck Schlufter und einem Allerweltszupfer von Maximilian Tautz am Trikot von Daniel Grimling entschied Schiedsrichter Valentin Geiger (VfL 93) überraschend auf Elfmeter. Der verhängnisvolle Textil-Test führte zur 1:0-Führung der Gastgeber durch Janik Wagner (37.).
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Das erhöhte natürlich den Druck auf Voran Ohe. Der Favorit musste in dem für ihn äußerst komplizierten Spiel nun noch mehr investieren und vor allem Lösungen gegen die SCVM-Abwehr finden, die einem Spinnennetz glich. Mit der Hereinnahme von Stürmer Ibrahim Özalp für Innenverteidiger Tom Schweißing (46.) wurden die Offensivaktionen der Reinbeker zwar besser. Was die Wulff-Elf jedoch auch versuchte, es führte nicht zum Erfolg.
Überragender SCVM-Keeper Timo Eilk verhindert den Ausgleich
Entweder standen sich die Oher selbst im Weg oder der überragende SCVM-Keeper Eilk war zur Stelle. Auf der Gegenseite verhinderte dessen Pendant Ubai El Kahil bei einigen Kontern der Vier- und Marschländer das mögliche 2:0 für die Hausherren. Am Ende reichte aber auch so: Sie durften die Arme in die Höhe reißen und mit einem guten Gefühl auf das Bergedorfer Oktoberfest gehen. „Das wird ein geiler Abend“, hallte es aus dem singenden Mannschaftskreis.
Bevor die Wobbe-Schützlinge die Sportbekleidung mit der Ledertracht tauschten, mussten sie allerdings noch einmal bei „Paparazzo“ Holger Möller vor die Linse. Denn Siegerfotos durften nach dieser faustdicken Überraschung natürlich nicht fehlen, ein solcher Moment verdiente es, festgehalten zu werden.
SC Vier- und Marschlande: Eilk – Wagner, Vollrath (46. Busch), Mydlach (84. Malinowski), Grimling – Kahl (46. Czech), Dabelow, Sander (61. Johannsen), Schlufter (69. Cicek), Göde – Toth FC Voran Ohe: El Kahil – Gläser, Schweißing (46. Özalp), Dieckmeyer – Witmütz, Tautz (61. Brüning), Feldpausch (82. Lorenzen), Damaschke (66. Müller), Schmidt – Acar (61. Beldzik), Saqib