Hamburg. Erster Spatenstich: Am ehemaligen Blumenhof beginnt der Tiefbau für die „Alte Gärtnerei“. Sieben Wohnungen sind bereits verkauft.
Mit durchdachten Grundrissen und einer modernen Architektur will der Bauherr neue Bewohner an den Reinbeker Redder 55 locken – gleich neben das große Treibhaus: Wo einst der Blumenhof Kehr stand, entstehen bis Ende 2025 insgesamt 71 Wohnungen in vier verschiedenfarben verklinkerten Häusern. Laut Architektin Jessica Kind werden sie „alle die gleiche, barrierearme Ausstattung haben, also bodentiefe Duschen, breite Türen und große Terrassen“.
Jeweils zwei Geschosse mit Staffelgeschoss hat der Bauherr, die np Projektentwicklung aus Mölln, für die „Alte Gärtnerei“ geplant: Die größeren Wohnungen, bis zu 152 Quadratmeter groß, werden über Engel & Völkers zum Verkauf angeboten. Sieben wurden bereits an „Käufer aus der Region“ vergeben, für 5500 bis 6000 Euro pro Quadratmeter.
Immobilien Hamburg: Am Reinbeker Redder entstehen 71 neue Wohnungen
Ein Käufer nahm gleich 25 kleinere Wohnungen, die 32 bis 57 Quadratmeter groß sind: Die Lange Rode Stiftung will sie für knapp sieben Euro pro Quadratmeter vermieten, sagt deren Vorstandsvorsitzender Norbert Gnosa, der für seine Mieter eine Photovoltaikanlage auf dem Dach installieren möchte.
Die Stiftung, 2004 von der inzwischen verstorbenen Ingrid Rode aus Blankenese gegründet, unterstützt kirchennahe Projekte der Alten- und Jugendarbeit sowie der Flüchtlingshilfe. Das Vermögen geht auf die guten Geschäfte ihres Großvater Carl Lange zurück. Der umtriebige Kaufmann ließ ab 1885 Güterzüge voller Eis, bepackt mit Heringen, quer durch Deutschland fahren, aber auch nach Österreich und Ungarn.
Fabrik im Krieg zerstört
Aber auch der Vater von Ingrid Rode war ein guter Geschäftsmann und zuweilen Vorsitzender des Verbandes Deutscher Kronkorken‐Fabrikanten: Bereits 1913, im Alter von 24 Jahren, hatte Wilm Rode die Deutsche Crown‐Cork Werke William Pratje übernommen. Diese Kronenkork‐Firma, die bis zu 50 Mitarbeiter beschäftigte, begründet den Wohlstand der Familie – wenn auch die Fabrik an der Wielandstraße 1943 komplett zerstört und alle Vorräte und Maschinen vernichtet wurden.
„Unter unglaublichen Anstrengungen versuchte er in Bergedorf, wieder eine Fabrik aufzubauen“, schreibt Sabine Müntze in ihrem Buch über die Familie: „Den Anfang machten ein Büro und Maschinen, beides zur Mitbenutzung, die er für monatlich 1000 Reichsmark mietete. Gemeinsam mit einem Meister und einem Facharbeiter als Mitarbeiter gelang es ihm, immerhin drei Maschinen fertigzustellen.“ Wo genau das in Bergedorf war, konnte sie indes nicht herausfinden.
Erfahrungen im Körberhaus gesammelt
Nun also kommt die Stiftung in den Bezirk Bergedorf – wobei das Baugrundstück in der Gemarkung Boberg liegt und einige Herausforderungen mit sich bringt. Das aber ist Bauleiter Maximilian von Buch schon gewohnt, schließlich arbeitete er schon beim Körberhaus an der Holzhude mit und brauchte „viel Spannbeton für die 14 Meter weite Empore“, erzählt der Schwarzenbeker.
Mit dem neuen Projekt muss er sich mit der Tiefbaufirma Meier anderen Problemen stellen: „Die Baugrube wird bis zu 3,40 Meter tief, aber wir haben hier fast ebenerdiges Grundwasser.“ Wenn er also gemäß Bodengutachten nicht nur auf Lehmboden, sondern auch auf Sandlinsen trifft, muss das Grundwasser abgesenkt werden. „Für den Antrag der Genehmigung begleitet uns ein Fachbüro, denn es gilt zu vermeiden, dass sich an den rückwärts angrenzenden Häusern Setzrisse bilden“, sagt von Buch, dessen Schachtmeister Tommy Grospitz ergänzt: „Es wird viele Drainage-Stränge brauchen.“
Darauf hofft auch der Isländer Kristinn Kristinsson, der die Tiefgarage mit ihren künftig 64 Plätzen als statische Herausforderung sieht: „In der Grube kann ich kein Schichtenwasser gebrauchen, während ich die Unterzüge aus Beton einbaue, um die längliche Last zu verteilen“, sagt der Maurer- und Betonbaumeister aus Geesthacht. Er muss mit „etlichen Tonnen Last“ kalkulieren, denn alle vier Häuser werden auf dieser Tiefgarage stehen.
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Dennoch bleibt Marcus Pape, der Geschäftsführer der np Projektentwicklung GmbH, sehr zuversichtlich – auch mit Blick auf den Verkauf: „Wir haben zwar keine Wartelisten und die Leute stehen nicht mehr Schlange wie früher. Aber wir wollen trotzdem beginnen und setzen auf unsere Handwerker, mit denen wir bereits seit 1999 fest zusammenarbeiten.“ Ihnen kann er gute Aufträge verschaffen, denn bis zu 1000 Wohnungen seien in der Planung, so etwa 108 in Travemünde, 150 an der Berliner Straße in Lauenburg und 80 bei zwei Projekten in Büchen.