Kirchwerder. Nervenstärke bewies die Vierländerin Elisa Marlene von Hacht am Freitag in der Qualifikation zum Deutschen Spring- und Dressur-Derby.
Reiten sei wie in einen Ferrari einzusteigen. Man müsse sich erst einfinden und „die richtigen Knöpfe drücken“, dann gehe der Rest wie von selbst. So beschrieb Kim-Leonie Kiechle, eine der besten deutschen Westernreiterinnen, einmal in einem Interview mit dem Schwarzwälder Boten die Faszination ihres Sports.
Die richtigen Knöpfe hat die Springreiterin Elisa Marlene von Hacht vom Reit- und Fahrverein Vierlanden bei ihrem 14-jährigen Wallach Lancoon längst gefunden. Zum zweiten Mal nach 2022 ist das Paar beim Deutschen Spring- und Dressur-Derby in Klein Flottbek am Start. „Ja das ist auf jeden Fall einfacher als beim ersten Mal“, bestätigt die 21-Jährige. „Ich weiß jetzt genau, was ich zu tun habe.“
Elisa Marlene von Hacht löst Ticket für deutschen U-25-Springpokal
Wie vor einem Jahr, als sie unmittelbar vor dem Derby ein Turnier in Bremen gewann, ist von Hacht wieder mit einem ganz besonderen Erfolg angereist, der beim Derby-Finale am Sonntag für zusätzlichen Rückenwind sorgen könnte. Mit einem sechsten Platz beim „Horses & Dreams“ in Hagen schaffte sie jüngst die Qualifikation für das Finale von Deutschlands U-25-Springpokal. Beim CHIO in Aachen – dem Mekka des Reitsports in Deutschland schlechthin – wird sie sich nun vom 23. Juni bis 2. Juli im U-25-Springpokal-Finale mit der Elite der deutschen Nachwuchs-Reiterinnen und -Reiter messen.
Doch zunächst steht der Marathon des Springreitsports an, die 1250 Meter lange Bahn des Derby-Parcours von Klein Flottbek mit Hindernis-Klassikern wie „Pulvermanns Grab“ und dem „Holsteiner Wall“. Das Deutsche Spring-Derby gilt als der schwerste Wettbewerb der Welt. Wie im Vorjahr hat die Vierländerin die schwierigsten Hindernisse der Strecke mit ihrem braunen Wallach bereits geübt. Sie sind an geheim gehaltenen Orten in Norddeutschland nachgebaut. Mit Lancoon, so ist Elisa Marlene von Hacht überzeugt, hat sie genau das richtige Pferd für eine solche Herausforderung. „Für das Derby braucht man Kondition, Kraft und vor allem Mut. Das bringt er alles mit“, sagte sie in einem Interview mit dem NDR.
Bei der Derby-Premiere 2022 kamen die Abwürfe erst spät
Im vergangenen Jahr blieb das Paar in einem begeisternden Ritt etwa bis zur Hälfte der Strecke ohne Fehler, meisterte sogar den von vielen gefürchteten Wall ohne Abwurf. Doch auf dem zweiten Abschnitt ging ihnen dann auf regennasser Bahn die Energie aus, Flüchtigkeitsfehler reihte sich an Flüchtigkeitsfehler, und am Ende standen fünf Abwürfe und Platz 14 in der Ergebnisliste.
Das soll in diesem Jahr anders werden. Von Hacht zog die Konsequenzen und verordnete „Berti“, wie Lancoon nur genannt wird, einen Tapetenwechsel. Hamburgs jüngste Profi-Reiterin wechselte das Gestüt, zog mit Lancoon von Bargteheide nach Negernbötel bei Bad Segeberg, „weil es hier schöner ist“. Vor allem gibt es dort viele lange Grasbahnen, der perfekte Untergrund für die Vorbereitung auf das Derby. „Wir haben in den vergangenen Wochen noch ein bisschen Springtraining und sehr viel Galopptraining gemacht“, schildert von Hacht. „Doch es gab auch immer mal etwas, das er besonders gerne mag: Auf der Weide stehen und grasen.“
Von Hacht bewältigt Drama in der Qualifikation mit Bravour
Dass der Akku voll ist, bewies das Vierländer Paar am Mittwoch in der ersten Qualifikation, als sie fehlerlos blieben – Platz sechs. Das sollte Selbstvertrauen geben.
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Seit ihrem Abitur 2020 an der Stadtteilschule Kirchwerder konzentriert sich Elisa Marlene von Hacht ganz auf den Reitsport. Was für ein Vollprofi sie mittlerweile ist, bewies sie am Freitag in der zweiten Qualifikation, die zu einem echten Krimi wurde. Schon früh leistete sich Lancoon einen Abwurf – nicht so schlimm, kann passieren. Doch dabei riss das Martingal, der Hilfszügel, und baumelte fortan vom Pferdekopf herunter. Doch gänzlich unbeeindruckt ritt von Hacht weiter und brachte Lancoon sogar wohlbehalten über den berühmten Holsteiner Wall. Am Ende standen Platz 16 und vor allem die Gewissheit, dass dieses Paar so schnell nichts aus der Bahn werfen kann.
NDR und ARD übertragen die Entscheidung aus Klein Flottbek live
„Ich bin ein sehr entspannter Mensch“, schätzt Elisa Marlene von Hacht sich selbst ein. „Ich bin schon damals beim ersten Derby-Start gar nicht aufgeregt gewesen, nehme so etwas eher leicht. Doch dieses Jahr gucke ich schon mehr auf den Sonntag als beim ersten Mal.“ Am Sonntag steht von 14 Uhr an das Finale in Klein Flottbek an. Der NDR überträgt von 13.30 Uhr an live. Die ARD steigt zur Entscheidung um 16.15 Uhr ein.