Hamburg. Rückblick auf Bergedorfs prominentestes Wrack, die Rhabarber-Entdeckung in Vierlanden und manch kuriose Historie.

Diese Trümmer sind vielen Bergedorfern noch in trauriger Erinnerung: Im Frühjahr 2004 wrackte ein Spezialunternehmen aus dem Hamburger Hafen ein Stück Bergedorfer Kneipengeschichte ab. Die legendäre „Kogge“, in der fast jeder als Jugendlicher oder auch als Erwachsener seit ihrer Eröffnung im April 1968 Partys und Feste gefeiert hatte, war nach ihrer Havarie vom 1. Februar nicht mehr zu retten.

Der gelb-braune Dreimaster mit Heimathafen Serrahn ist eine der Hauptpersonen im neuen Lichtwark-Heft des Kultur- & Geschichtskontors. Und das, obwohl er in Wirklichkeit nie Segel hatte, sondern bloß eine alte Hafenschute mit hölzernen Fantasieaufbauten war. Die Historiker haben den Kult-Charakter der „Kogge“ erkannt und widmen ihr im frisch erschienenen Heft (8 Euro; in allen Buchhandlungen und im Kontor am Reetwerder 17) insgesamt 15 Seiten mit zahlreichen Bildern, von der Anreise über den Schleusengraben im Frühjahr 1968 bis zum Ende 36 Jahre später.

Lichtwark-Heft feiert in diesem Jahr sein 75-jähriges Jubiläum

„Es war ein arbeitsreiches Finale“, atmete Geschichtskontor-Chefin Caroline Bergen auf, als die Druckerei die 2000 Exemplare große Auflage jetzt geliefert hat: Nur mit zahlreichen Überstunden und zuletzt einer zweiwöchigen Arbeitsklausur war es dem kleinen Team gelungen, den jährlichen Erscheinungstermin des Lichtwark-Heftes vom Dezember in diesem Jahr endlich wieder auf das angestammte Datum kurz vor Ostern vorzuziehen.

Insgesamt sieben Themen haben den Weg in die aktuelle Ausgabe gefunden, darunter auch ein Jubiläum in eigener Sache: Seit 1948, und damit jetzt 75 Jahre, gibt es das Lichtwark-Heft. Unter „75! Alles Gute Lichtwark“ wird zurückgeblickt auf die Entwicklung seit der frühen Nachkriegszeit und nicht zuletzt auch auf den Namengeber Alfred Lichtwark aus Reitbrook, der 1886 Gründungsdirektor der Hamburger Kunsthalle war.

Details zur Audiotour „Serrahn“, die am 20. April am Bergedorfer Hafen startet

Als Blick in die Zukunft wird die Audiotour „Serrahn“ vorgestellt: Der neue Rundgang zum Hören (und Sehen) rund um den Bergedorfer Hafen soll erst am 20. April feierlich eröffnet werden. Der Text im Lichtwark-Heft umfasst die Geschichte dieser Bergedorfer Hafen-Erweiterung von 1902 – und beschreibt auch die Hürden, die vor dem Start der Audiotour zu nehmen waren.

Als echtes Bergedorfer Fundstück stellt das neue Heft die Geschichte der „weltberühmten“ Gärtnerei von Peter Smith vor. Sie erstreckte sich über den südwestlichen Zipfel des Bergedorfer Villengebiets, als es das 1848 noch gar nicht gab. Smith, der mit seinem Team gut 1,7 Hektar nahe der heutigen Straße Bult bewirtschaftete, wurde sogar Hoflieferant des deutschen Kaisers in Berlin und von der „Deutschen Gärtner-Zeitung“ 1899 auch deshalb als „bekanntester Gärtner Deutschlands“ bezeichnet.

Weitere Themen sind die Hyperinflation von 1923, als sämtliche Preise binnen weniger Monate in die Millionen wuchsen, eine Kindheit in Lohbrügge vor 150 Jahren und ein exotisches Gewächs, das ab 1848 in den Vierlanden heimisch wurde: Rhabarber. Dass man da schon beim Lesen auf den Geschmack kommt, liegt am Autoren: Prof. Dr Torkild Hinrichsen, Direktor des Altonaer Museums im Ruhestand, verleiht dem leckeren Stangengewächs durch seinen einzigartigen Stil eine ganz besondere Süße.