Bergedorf. Das bekannte Fachwerkhaus an der Bergedorfer Straße ist nach langem Leerstand wieder vermietet. Ein Treff für Kreative soll entstehen.

Neues Leben in der Willers’schen Kate: Das liebevoll restaurierte Fachwerkhaus zwischen den eher schlichten Gebäuden an der B 5 wird zur „Kreativ-Kate“. Die Umgestaltung der fast 300 Jahre alten Immobilie an Bergedorfs belebtester Fußgängerampel zum Kunst- und Kultur-Treff läuft bereits, die Eröffnung ist für Sonnabend, 11. Februar, geplant.

„Ein traumhafter Ort für Kreativität: Zentral und gemütlich, gleichzeitig aber mit zwei nutzbaren Geschossen sehr flexibel und nicht zuletzt eben auch unendlich viel Geschichte“, schwärmt Grafikdesignerin Kerstin Ploß (50) aus Wentorf, die die „Kreativ-Kate“ zusammen mit ihrer Tochter, der Illustratorin und Aquarell-Malerin Mary-Lou Ploß (26) aus Lohbrügge, betreiben wird. Um welche Uhrzeit und mit welchem Programm die Eröffnung gefeiert wird, soll auf der frisch eingerichteten Homepage unter kreativ-kate.de bekanntgegeben werden.

Mutter und Tochter machen Willers’sche Kate zur „Kreativ-Kate“

Das Duo ist in Bergedorf nicht unbekannt. Gemeinsam waren beide im Dezember zuletzt in der Offenen Galerie im Einkaufszentrum CCB aktiv. Dort wie auch in der künftigen „Kreativ-Kate“ drehte sich fast alles um die Hörspiel-Reihe „Im Sockenwunderland“, die Kerstin Ploß schon vor Jahres entwickelt hat und die beide seither gemeinsam zu einem vielseitigen Kunst-Projekt ausbauen. So gehören Malerei und Illustration heute ebenso dazu, wie Handwerkskunst rund um das Thema Socken und natürlich alles, was es für ein Hörspiel braucht – bis hin zur Gestaltung der Cover seiner vielen Folgen.

In der „Kreativ-Kate“ will sich das Betreiber-Duo in seinen Angeboten deshalb weit über das „Sockenmonster“ hinaus bewegen und die Vielfalt der Möglichkeiten des Fachwerkhauses samt seiner angrenzenden Freiflächen nutzen. „Es soll ein Ort werden, an dem jeder die Vielfalt der Kunst erleben kann – und vielleicht auch den Mut fasst, den Künstler in sich selbst zu entdecken“, sagt Mary-Lou Ploß, die zumindest beruflich zeitweise eher weniger mit der Kunst zu tun hatte.

Betreiber-Duo bekannt durch Hörspiel-Reihe „Im Sockenwunderland“

Die Lohbrüggerin studierte Informatik und Psychologie, entdeckte nach dem Abschluss dann 2020 aber die Aquarellmalerei wieder neu für sich – wobei sie durch ihre Mutter natürlich schon seit der Kindheit künstlerisch vorgeprägt war. „Heute bin ich unglaublich dankbar dafür, dass ich die Welt durch die Augen und mit dem Herz einer Künstlerin erleben kann und die ganzen kleinen Wunder mit einem Pinsel auf Papier zum Ausdruck bringen darf.“

Bei der Vertragsunterzeichnung: Hans-Helmut Willers mit Anke Große-Wilde (l.), Kerstin und Mary-Lou Ploß (r.) in der Willers’schen Kate. Auf dm Tisch: zwei „Sockenmonster“ aus dem Hörspiel „Im Sockenwunderland“.
Bei der Vertragsunterzeichnung: Hans-Helmut Willers mit Anke Große-Wilde (l.), Kerstin und Mary-Lou Ploß (r.) in der Willers’schen Kate. Auf dm Tisch: zwei „Sockenmonster“ aus dem Hörspiel „Im Sockenwunderland“. © BGZ | Levi Roock

Dieses Gefühl künstlerischer Freiheit soll in der „Kreativ-Kate“ möglichst vielen Menschen vermittelt werden. Dafür sind neben regelmäßigen Kursen und Workshops in den diversen Facetten der Kunst auch Veranstaltungen und offene Werkstätten in ebensolcher Vielfalt geplant. Gern auch mal nachts oder rund um die Uhr. Die Leitung kann neben dem Betreiberinnen-Duo auch von verschiedenen Gästen übernommen werden. „Zudem sind wir offen für Projekte aller Art. Wir wollen der Kreativität Raum geben“, sagt Kerstin Ploß.

Eigentümer Hans-Helmut Willers will die Kate nach wie vor verkaufen

Die „Kreativ-Kate“ ist als Projekt vorerst bis zum Jahresende geplant. Finanziert wird sie über die Hamburg Kreativ Gesellschaft, die unter dem Dach der Kulturbehörde tätig ist. In ihrem Namen unterzeichnete Anke Große-Wilde, Betreiberin der Offenen Galerie im CCB, jetzt den Mietvertrag mit Katen-Eigentümer Hans-Helmut Willers, der die neue Nutzung seinerseits als vielversprechendes Experiment für Bergedorfs Innenstadt der Zukunft sieht: „Ich freue mich auf spannende Projekte, die ganz Bergedorf und nebenbei auch meine Kate ins kulturelle Rampenlicht stellen.“

Tatsächlich steht die Willer’sche Kate auch weiterhin zum Verkauf. Hans-Helmut Willers würde sich nach dem Kultur-Intermezzo über eine Zukunft als Gastronomie- oder auch weiterhin als Kreativ-Immobilie freuen. Dann unter einem neuen Eigentümer. „Sicher ist aber zunächst mal, dass das ganze Jahr 2023 hier im Zeichen der kulturellen Vielfalt steht.“