Bergedorf. Der Bergedorfer Taxi-Unternehmer Gunter Kittel hat sich auf Kunden mit schweren Einschränkungen spezialisiert. Warum er nun aufhört.
Mal eben ein Taxi nehmen, um zum Arzt zu fahren, zu einem Verwandtenbesuch oder ins Theater: Für Menschen mit Behinderung keine Selbstverständlichkeit. Denn das Taxi muss Platz für den Rollstuhl bieten, womöglich sogar für den Rollstuhl mit einem Menschen darin. Doch längst nicht alle Unternehmen haben letztgenannte Möglichkeit. Und mit „Hallo Taxi“ von Gunter Kittel geht nun in Bergedorf ein solches Angebot verloren: Der 70-Jährige, der sich auf Rollstuhlbeförderung spezialisiert hatte, gibt aus Altersgründen auf. „Ich hätte gerne an einen Nachfolger übergeben“, sagt Kittel. „Aber ich habe keinen gefunden.“ Nun sind die Autos verkauft und zum 31. Dezember ist Schluss.
Schwerbehinderte können nicht mal eben auf einen Sitz gehoben werden
Seit 1994 ist der Gunter Kittel bereits Taxiunternehmer und „vor ungefähr 12, 13 Jahren habe ich mich auf Inklusionstaxen spezialisiert“, erzählt er. Damals habe er festgestellt: „Es gibt wenig Fahrzeuge, in denen die Menschen im Rollstuhl sitzend befördert werden können“ – und gerade Menschen mit schweren Behinderungen wie Spastiken können nicht mal eben aus dem Rollstuhl auf einen Sitz gehoben werden. Also rüstete er zwei seiner drei Fahrzeuge auf: Mit einer Rampe können die Rollstühle ins Fahrzeug geschoben und dort sicher befestigt werden. „Krankentransporter machen das natürlich auch täglich, aber sie befördern die Menschen meist nur zu ihren Arbeitsstätten“, sagt Kittel. Für private Touren seien sie nicht gedacht, hätten deshalb auch andere Tarife. Und ein eigenes Auto mit diesen Möglichkeiten kann sich längst nicht jede betroffene Familie leisten.
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Dass Gunter Kittel mit seinen bislang drei Fahrzeugen und zwei Angestellten nun auch wegfällt, „stellt uns vor große Herausforderungen“, sagt etwa Kim Trinkaus, Betreuer im Carla-Teigeler-Haus An den Dünen. „Es geht ja nicht nur um die Fahrten nach Hause, zum Arzt oder zu Veranstaltungen“, stellt er fest. „Sondern auch um das Vertrauensverhältnis.“ Gunter, wie er ihn nennt, „kennt unsere Bewohner schon ganz lange, teils Jahrzehnte“. Wenn er sie nach Hause fahre, „brauchen wir keine zusätzliche Betreuungsperson dafür abzustellen, was uns natürlich ungemein entlastet“, sagt er.
Die Taxen wurden auch für Wochenendfahrten gern genutzt
Seine Taxen seien auch gern genutzt worden, um Touren mit größeren Gruppen beispielsweise an die Ostsee zu machen, sagt Gunter Kittel. Denn zusätzlich zum Rollstuhl hätten fünf Personen in den Spezialwagen Platz gehabt. „Ich hatte deshalb einen festen Kundenstamm und bin oft lange im voraus gebucht worden“, sagt er. „Viele Kunden haben mir die Treue gehalten.“ Sie alle müssen sich nun einen neuen Anbieter suchen – womöglich etwas weiter weg in Hamburg.