Curslack. Viermal geführt und am Ende nicht gewonnen: Woran es beim spektakulären Oberliga-Spiel der Vierländer gegen den SC Victoria hakte.
Es war beinahe so, als wäre Marvin Schalitz nie weggewesen. Bei seinem Comeback im Trikot des Fußball-Oberligisten SV Curslack-Neuengamme übernahm der hochaufgeschossene Innenverteidiger, der nach rund eineinhalb Jahren beim FC Voran Ohe in der Winterpause zu den Vierländern zurückgekehrt war, sofort eine Führungsrolle. Der 27-Jährige dirigierte lautstark, gewann mit all seiner Wucht wichtige Zweikämpfe und schlug ein paar wirklich hübsche Diagonalbälle auf die SVCN-Angreifer. Als Schalitz, der bereits von 2014 bis 2021 für Curslack aufgelaufen war, im Duell mit dem SC Victoria noch auf dem Platz stand, deutete alles auf einen Sieg des Tabellenletzten hin. Die Hausherren führten mit 1:0 und hatten noch noch drei weitere gute Chancen ausgelassen, als plötzlich ein Hagelschauer inklusive Blitz und Donner Schiedsrichter Johannes Mayer-Lindenberg (Harburger TB) zu einer zwölfminütigen Spielunterbrechung zwang.
Die war Gift für den immer wieder von Verletzungen zurückgeworfenen Schalitz. Mit erkalteten Muskeln stürzte sich der Defensiv-Spezialist wieder ins Gewühl, zog sich eine Oberschenkelzerrung zu und musste ausgewechselt werden. „Ich habe so gut trainiert, und nun das“, ärgerte sich der 27-Jährige. Ohne ihn als Fels in der Brandung verlor die bis dahin fast fehlerfrei agierende Vierländer Abwehr erheblich an Stabilität und ließ vier Treffer zu. Weil auch Victorias Verteidigung alles andere als sattelfest war, endete die wilde Partie mit 4:4.
Dieses Unentschieden ist für den SVCN eine gefühlte Niederlage
Was auf dem ersten Blick wie ein Achtungserfolg für das abgeschlagene Schlusslicht aussieht, war eine gefühlte Niederlage. Ein Stich ins Herz. Und so ziemlich sicher der Abstieg. Denn: „Wenn man so ein Spiel wie heute nicht gewinnt, dann brauchen wir mit Blick auf die Tabelle auch nicht mehr groß zu analysieren. Es reicht dann einfach nicht“, sagte SVCN-Trainer Marcello Meyer. Viermal war sein Team vor 120 Zuschauern am Gramkowweg in Führung gegangen. Viermal gelang den lustlos auftretenden Gästen der Ausgleich. Ganz besonders bitter für Curslack dabei: Das 4:4 durch Emin Brobbey fiel in der dritten Minuten der Nachspielzeit. Sekunden später pfiff Referee Mayer-Lindenberg die Partie ab.
Während Victorias Akteure ihren glücklichen Punktgewinn nahezu ohne sichtbaren Gefühlsausbruch hinnahmen und damit den Eindruck verstärkten, eine Mannschaft im Auflösungsprozess zu sein, fielen viele Curslacker Fußballer wie vom Blitz getroffen zu Boden und schlugen die Hände vor das Gesicht. Die Meyer-Elf hatte viel Leidenschaft gezeigt und auch fußballerisch überzeugt. 31 Minuten lang spielten die Vierländer wie aus einem Guss und führten durch einen Treffer von Stjepan Brkic (15.) mit 1:0. Als dann jedoch ein heftiger Hagelschauer den Kunstrasenplatz in eine Rutschbahn verwandelte, und Mayer-Lindenberg das Duell unterbrach, geriet auch der SVCN ins Straucheln.
Hagelschauer sorgte für einen Bruch im Curslacker Spiel
„Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“, erklang aus den Lautsprechern am Gramkowweg. Als der Kultsong von Rudi Carrell verstummt war, gingen die Gäste nach dem Wiederanpfiff im Dauerregen beherzter zur Sache als zuvor und kamen mit dem Pausenpfiff zum Ausgleich: Yannik Siemsen, einer von vielen Victoria-Spielern, die mit dem designierten Oberliga-Aufsteiger ETSV Hamburg in Verbindung gebracht werden, traf per Freistoß zum 1:1 (45.+2). Nach dem Seitenwechsel lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch, in dem der SVCN durch Marcel Rump (58.), Louis Jacobs (69.) und David Borgmann (87.) dreimal vorlegte.
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Die Freude über die Führung währte jedoch jeweils nur kurz. Denn einmal mehr offenbarten die Curslacker in der Rückwärtsbewegung und im Abwehrverhalten große Defizite. Luca Ernst (61.), Gerrit Pressel (79.) und Emin Brobbey (90.+3) nutzten die Schwächen zu Toren und sorgten damit für Ernüchterung und Frust bei SVCN-Coach Meyer. Er fühle sich „bescheiden“, sagte der 32-Jährige und kritisierte: „Meiner Mannschaft hat am Ende der Wille gefehlt.“
Selbst das Wetter ist gegen den Klassenerhalt der Vierländer
Womöglich wären die Chancen auf einen Sieg größer gewesen, wenn der erfahrene und so kopfballstarke Schalitz nicht so früh hätte ausscheiden müssen. Dass dafür auch eine Laune der Natur verantwortlich zeichnete, war für den Sportlichen Leiter Torsten Henke sinnbildlich für eine turbulente Curslacker Saison: „Wahnsinn, mit was für Problemen wir zu kämpfen haben.“
SVCN: Babuschkin (4) – Kühn (3), Schalitz (3) ab 36. Winterfeld (3-4), Ziolek (3-4), Wilhelm (3-4) – Bombek (2-3), Rogge (2-3), Brkic (2), Rump (2-3), El-Nemr (4) ab 58. Lechler (4) – Jacobs (2-3) ab 85. Borgmann (-)