Hamburg. Das VHH-Projekt „e-moin“ soll im August starten. Im Bürgergespräch können Anwohner ihre Fragen stellen. Azubis verteilen Infoflyer.
Margot Thiel hat bereits davon gehört. Dass die Verkehrsbetriebe Hamburg-Holstein (VHH) einen autonomen Bus-Shuttle in Bergedorf planen, der von August bis Oktober testweise und ganz ohne Busfahrer durch das Villenviertel fahren wird, findet die Rentnerin interessant. „Kann ich den denn so einfach über meinen Festnetzanschluss bestellen?“, fragt sie sich.
Diese und andere Fragen wollen die VHH mit den Anliegern demnächst klären – und verteilten deshalb jetzt Infos und Flugblätter im Villengebiet.
VHH werben in Bergedorfer Villenviertel für autonomen Bus-Shuttle
Täglich von 8.30 bis 19.30 Uhr soll der Bus zwischen Bahnhof und Villengebiet an bis zu 60 „Haltestellen“ (meist nur Laternenmasten und Ähnliches) halten und bis zu sechs Fahrgäste einsammeln. Im mehrmonatigen Testlauf ist jede Fahrt im „On-Demand-Shuttle“ (deutsch: auf Bestellung) kostenlos.
Bestellt wird das Angebot bequem über eine App. Natürlich denken die VHH aber auch an ältere Mitbürger wie Margot Thiel: Der Bus kann auch per Festnetztelefon angefordert werden.
Continental, Dekra und Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt mit dabei
Einiges ist schon klar: Die drei eingesetzten Busse haben nun einen Namen – „e-moin“. „Moin ist norddeutsch und passt gut“, meint der stellvertretende Sprecher der VHH, Stefan Genz, „zum anderen steht das ,e’ für unsere elixity-Flotte.“
Partner der VHH beim autonomen Busprojekt sind die Firmen„easy mile“ für die Herstellung der Fahrzeuge, Continental für das Bremssystem, außerdem das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt und als Sicherheitsberater die Dekra. Unter „elixity“ fassen die VHH alle Aspekte der E-Mobilität im Unternehmen zusammen. Dazu gehören auch die 32 elektroangetriebenen Busse, die auf Hamburgs Straßen unterwegs sind. „Die meisten davon übrigens im Hamburger Osten“, weiß Genz.
VHH-Azubis laden mit Infoflyern zum digitalen Bürgergespräch am 20. Mai
Nun gehen die VHH mit ihrem Zukunftsprojekt offensiv auf mögliche Fahrgäste zu. Neun VHH-Azubis (angehende Fachkräfte für den Fahrbetrieb) verteilten im Villengebiet die Flugblätter über den Minibus – und gleichzeitig eine Einladung für das virtuelle Bürgergespräch am 20. Mai.
Dann werden VHH und ihre Projektpartner nicht nur Fragen zum Beispiel zum Buchungs- und Zusteigesystem beantworten können, sondern beispielsweise auch über partiell eingerichtete Parkverbotszonen im Projektzeitraum oder temporäre Einbahnstraßen informieren.
Kommt das Projekt an? Es gibt auch kritische Töne und Sorgen der Anwohner
„Wir möchten die Bürger möglichst früh in die Planungen miteinbinden“, sagt Stefan Genz. Das ressourcenschonende Projekt scheint zu gefallen: Seine Kollegen hätten beim Durchlauf und Ausmessen der Straßen im Villengebiet durchaus „viel Neugierde und Interesse“ gespürt.
„Der holt mich überall ab? Klingt wunderbar“, meint auch Jette Grüneberg, als sie von VHH-Azubi Sebastian Bender den Ausdruck in die Hand bekommt. Es gibt aber auch andere Töne. Eine Anwohnerin des Dreieichenweg klingt nicht ganz so erwartungsfroh: „Ich weiß nicht, ob das angenommen wird. Das schafft ja auch Konkurrenz beispielsweise zu Taxifahrern, die momentan doch sehr zu kämpfen haben.“
Ergebnisse sollen auf ITS-Weltkongress in Hamburg präsentiert werden
Ob und wie das alles in der Praxis funktioniert, das wird der Testzeitraum für den e-moin zeigen. Worauf es bei der Auswertung ankommt, weiß Stefan Genz: „Wir wollen wissen, ob der Betrieb funktioniert, und wir wollen auch mehr über die Zufriedenheit der Kunden erfahren.“
Zum ITS-Weltkongress am 21. Oktober in Hamburg – dort geht es hauptsächlich um intelligente Verkehrssysteme – sollen die Projektergebnisse aus Bergedorf präsentiert werden. Und was wäre ein Erfolg? Genz: „Wenn viele Menschen aus Bergedorf und der Umgebung mitfahren und uns ein möglichst positives Feedback geben.“
Im Juni soll der erste Bus zur Probe durchs Villengebiet fahren
Letzter Stand der Vorbereitungen: Aktuell stehen bereits zwei e-moin-Busse für den letzten Check am Continental-Standort in Frankfurt bereit. Im kommenden Monat fährt einer der Busse bereits zur Probe durchs Villengebiet.