Hamburg. Innenausbau läuft auf Hochtouren. Architektin erklärt, wie es im Gebäude aussehen wird und warum Hafencity-Fenster eingebaut werden.

Die letzten der insgesamt rund 800 Fenster werden zurzeit in die Neubauten eingesetzt. Das markiert gleichzeitig ein wichtiges Etappenziel des 140-Millionen-Euro-Bauprojektes Bergedorfer Tor.

Denn der Rohbau mit allerletzten Verblendarbeiten, fertigen Fassaden und sogar ersten Dachbegrünungen ist weitgehend abgeschlossen. Es läuft bereits früher als geplant der letzte entscheidende Arbeitsgang: Mitte Juni hat der Innenausbau begonnen.

Bergedorfer Tor: Endspurt bis Sommer 2023

Zugegeben, es wird ein langer und intensiver Endspurt bis zum Sommer 2023 werden, den Bauinvestor Karl-Friedrich Konietzky, von der Projektgesellschaft Bergedorfer Tor trotzdem gern ankündigt. „Wir können uns eine offizielle Einweihungsfeier wahrscheinlich im Spätsommer 2023 vorstellen, wenn die letzten Mieter schon ein bis zwei Monate in ihren neuen Räumen heimisch geworden sind.“

Mit dem Einzug geht es recht bald los: Die stationäre Pflegeeinrichtung Pro Seniore macht den Anfang im Baufeld 2 mit insgesamt 134 Dauer- und zwölf bis 15 weiteren Tagespflegeplätzen. Hier ist der Bezugstermin für Ende 2022 avisiert. Es folgen im Frühling 2023 die acht Mieter des Medizinischen Zentrums (MEZ, Baufeld 3) und danach die aus dem Büroturm (Baufeld 4), wahrscheinlich im Juni/Juli 2023.

So soll das „Bergedorfer Tor“ mit Blick vom Bahnhofsvorplatz mit seinem markanten „Office Tower“ aussehen.
So soll das „Bergedorfer Tor“ mit Blick vom Bahnhofsvorplatz mit seinem markanten „Office Tower“ aussehen. © Unbekannt | Projektgesellschaft Bergedorfer Tor/Beto

Architektin Kerstin Pietzsch plant mit den Mietern die Räume

Eine Frau spricht mit allen Neumietern, identifiziert deren Wünsche, was Raumplanung und Nutzungsart angeht. Wo soll vielleicht ein Sessel hin, wo ein Behandlungs­gerät? Sollen für die Einrichtung lieber Holz, Stahl oder Teppich verwendet werden und hellere oder dunklere Farben?

Kerstin Pietzsch (Büro Pietzsch Architektur) ist ein Vollprofi im Dauereinsatz. Die Diplom-Architektin findet das Großbauprojekt „in dieser geballten Form herausfordernd“, sagte sie. „Wir haben hier ein interessantes Bauvorhaben mit den unterschiedlichsten Mietern.“ In ihrer Vita hat Kerstin Pietzsch viele Projekte stehen – ganz oben die Innenraumgestaltung der Openspace- und Vorstandsgeschosse auf dem Campus der Otto Zentrale Hamburg sowie die Ausstattung des Büro- und Geschäftshauses Börsenbrücke am Nikolaifleet.

Gespräche mit den Mietern dauern ungefähr zwei Monate

Ob sie nun lieber mit Büroprofis oder Topmedizinern zusammen plane, weiß die Frau aus Rotherbaum gar nicht: „Vom Medizinischen Zentrum habe ich persönlich später am meisten Nutzen“, lacht die Architektin, die als eine Art Grundsatz bei der Raumgestaltung die Unternehmensidentität nach außen und innen herausarbeiten möchte. Sie möchte vermeiden, dass Firmen zwar einen tollen Webauftritt haben, „sich dann aber nichts im Geschäft, Praxis oder Büro davon wiederfindet, was die Firmenphilosophie anbelangt“.

Eine Generalisierung sei zwar schwer, doch kann Kerstin Pietzsch in etwa einordnen, dass die Gespräche mit den Mietern etwa ein bis zwei Monate dauern, die Umsetzung dann etwa drei bis acht Monate braucht.

Gegen Lärm von der B 5 Fenster mit Schallschutz

So setzt beispielsweise das Restaurant Mazé Mazé im Erdgeschoss des Business Centers auf Barmobiliar, Klinkerwände und Deckenfächer. Co-Working-Dienstleister Regus wünscht ein Mix aus Business-Lounge, transparenten Glaswänden und Wohnzimmeratmosphäre.

Blick in den Gemeinschaftsraum der Pro Seniore Pflegeeinrichtung – so weit er bereits fertig ist.
Blick in den Gemeinschaftsraum der Pro Seniore Pflegeeinrichtung – so weit er bereits fertig ist. © BGDZ | Jan Schubert

Pietzsch ist die wohl wichtigste Taktgeberin des Endspurts, „der Innenausbau treibt die anderen voran“, witzelt Karl-Friedrich Konietzky. Er verlässt sich weiterhin auf Till König vom baubüro.eins für Objektkoordination und bauliche Umsetzung. Außerdem realisiert Jaeger Projektmanagement als Generalunternehmer den Ausbau.

Fortschritt des Innenausbaus im Pflegezentrum sichtbar

Der seit dem 20. Juni laufende Innenausbau ist im Pro Seniore Pflegezentrum am sichtbarsten. Dort sind bereits alle Versorgungsleitungen verlegt und angeschlossen. Die Einzel- und Doppelzimmerstruktur mit je einem Bad ist erkennbar. Wer eintritt, erkennt bereits die Ausmaße des Foyers der Pro-Seniore-Destination in Bergedorf mit angeschlossener Gastronomie.

Die Bewohner können sich weiter oben auf einen geräumigen Gemeinschaftsraum und eine Wohnküche freuen sowie auf einen durchaus beeindruckenden Innenhofausblick. Auch die Dachterrasse im sechsten Stock nimmt Formen an und erlaubt den Blick über die Stuhlrohrhallen hinaus nach Süden. Und: Lärmbelästigung von der B5 soll im Pflegezentrum überhaupt kein Thema sein. „Wir haben hier Hafencity-Fenster mit einem bestimmten Schallschutz einbauen lassen“, sagt Investor Konietzky.

Im Schlussspurt wuseln 300 Bauarbeiter täglich herum

Auch im Innenhof lässt sich die nahende Fertigstellung des Gesamtprojekts demnächst sehr gut erkennen. Aktuell stehen dort noch Dämmstoffe, Fenster, Paletten und mehr herum. „Bis zum 19. August soll all das verschwunden sein“, weiß Till König, „ab dem 22. August werden die Freianlagen im Innenhof gestaltet.“ Mit Pflanzeninseln, Hochbeeten oder auch einem besonderen Therapieansatz der im MEZ ansässigen Logopädie, die dort ein Gärtnereiprojekt mit Kindern umsetzen wird.

Täglich wuseln etwa 300 Bauarbeiter aus 15 Gewerken auf der Baustelle Bergedorfer Tor herum. Allein fünf Maurerkolonnen sind gleichzeitig im Einsatz. Konietzky ist überzeugt, bis Jahresende die letzten der rund 30 Mieter (einer im Pflegezentrum, acht im MEZ, 20 bis 24 im Business Center) präsentieren zu können. Bis auf einige wenige Flächen im Büroturm (ab 150 Quadratmetern aufwärts) ist alles belegt. Die Gesamtvermietungsquote liegt bei 86 Prozent. Insgesamt umfasst der Neubau Bergedorfer Tor fünf Neugebäude auf einer Bruttogeschossfläche von 38.600 Quadratmetern. Hier baut auch die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille ihre neue Hauptverwaltung plus weitere Wohnungen.