Hamburg. Ein Wäldchen mit betagten Fichten muss weichen. Hamburg Wasser plant an gleicher Stelle jungen Mischwald mit heimischen Laubbäumen.

Zum Finale der Fällsaison 2020/21 wird kommende Woche ein Harvester am Lohbrügger Wasserwerk an der Krusestraße erwartet. Der Riese soll mit seinen Sägen den kleinen Fichtenwald beseitigen, der sich als schmaler, rund ein Hektar großer Streifen vom Werksgelände entlang der B 5 bis zur Unteren Bergkoppel erstreckt.

Alte Fichten mit starkem Borkenkäfer-Befall

„Ökologischer Waldumbau“ nennt Hamburg Wasser dieses ziemlich rabiat beginnende Projekt. „Aus der Fichten-Monokultur wird ein Mischwald mit heimischen Laubbäumen“, sagt Sprecher Ole Braukmann. „Der 50 bis 60 Jahre alte Bestand ist wegen seines hohen Wuchses und starken Borkenkäfer-Befalls bereits ausgedünnt. Die verbliebenen Bäume sind zum Sicherheitsrisiko geworden.“

5000 junge Eichen, Kirschen und Bergahorne

Tatsächlich startet das städtische Unternehmen hier ein ehrgeiziges Waldprojekt: Beraten von der Abteilung Forstwirtschaft der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein werden nach dem Kahlschlag zwischen 4000 und 5000 junge Eichen, Kirschen und Bergahorne gepflanzt, im ökologisch sinnvollen Abstand von zwei Metern. In den nächsten Jahren ist dann das regelmäßige Mähen der Zwischenflächen vorgesehen, damit keine Brombeeren oder andere Sträucher den Wuchs der jungen Bäume beeinträchtigen.

„Ziel ist ein gesunder und stabiler Mischwald, der im Gegensatz zum heutigen Nadelwald im Winter mehr Niederschlag bis auf den Boden fallen lässt und der das Wasser hier durch sein größeres Wurzelsystem auch besser speichert“, sagt Ole Braukmann. Zudem biete die Abkehr von der Monokultur künftig vielen Tier- und Pflanzenarten einen neuen Lebensraum.

Altes Wäldchen stammt aus der Nachkriegszeit

Der alte Fichtenwald wurde in den Nachkriegsjahren angepflanzt, als der Streifen noch Teil der Sander Tannen war. Mitte der 50er-Jahre durch den Bau der B 5 von dem Wald abgetrennt, verschwand er aus dem Blickfeld.

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Dass er zum Besitz der Hamburger Wasserwerke gehört, hat historische Gründe: 1906 hatte die damals noch eigenständige Gemeinde Sande/Lohbrügge das gesamte Areal der heutigen Sander Tannen gekauft, um hier ihre Trinkwasserversorgung aufzubauen. Es wurden zwei gut 100 Meter tiefe Brunnen gebohrt und der bis heute erhaltene Wasserturm „Sander Dickkopp“ gebaut. Auch das markante Pumpenhaus an der Krusestraße gehörte zur damals hochmodernen Anlage.

Bis zu neun Millionen Liter Trinkwasser täglich

Als Rechtsnachfolger des Lohbrügger Wasserwerks übernahm Hamburg Wasser später die Technik, und auch die Flächen gingen in seinen Besitz über. Bis heute erhalten die rund 40.000 Lohbrügger von hier ihr Trinkwasser, täglich bis zu neun Millionen Liter. Die Pumpenzentrale bildet jetzt ein unscheinbarer Backsteinbau am Fichtenwald.

Das alte Pumpenhaus ist vor drei Jahren verkauft und von den neuen Eigentümern zum Wohnhaus umgebaut worden. Gerade haben sie direkt nebenan den Bau eines neuen Mehrfamilienhauses begonnen.