Bergedorf. 240 Bäume an Straßen und in Parks in Bergedorf sollen fallen. Und bis Ende Februar wird auch an den Gewässern umfangreich gerodet.
Es steht nicht gut um die mächtigen Trauerweiden, die gleich neben der Gewerkschaftsbrücke am Lohbrügger Bille-Ufer stehen. Die beiden rund 100 Jahre alten Riesen mit Stammumfängen von 2,10 und 2,60 Metern sind Bestandteil der jetzt nachgereichten umfangreichen Ergänzung der ohnehin schon dicken Baumfäll-Liste des Bezirksamts Bergedorf.
"Können die beiden markanten Trauerweiden wirklich nicht gerettet werden? Ohne sie wird das gesamte Umfeld ganz anders und sehr kahl wirken", fragte Hubertus Mantey (FDP) im Umweltausschuss der Bezirksversammlung nach. Doch Bergedorfs Grünchef Wolfgang Charles winkte ab: "Aus diesen Bäumen sind bereits große Äste herausgebrochen. Sie sind eine Gefahr für die vielen Fußgänger in ihrem direkten Umfeld."
In Bergedorf werden noch mehr Bäume gefällt
Wie dem hölzernen Duo ergeht es in diesen Wochen mehr als 200 teils ebenfalls imposanten Bäumen an Bergedorfs Straßen, Wegen und in seinen Parks. Sie alle gelten wegen Erkrankungen, morscher Äste oder Sturmschäden als nicht mehr standfest und müssen beseitigt oder zumindest stark beschnitten werden. Die Liste wurde im Umweltausschuss nochmals um 21 Gefahrenbäume ergänzt, darunter eine gut 150 Jahre alte Eiche mit einem Stammumfang von 2,70 Metern im alten Friedhofspark bei der Kirche St. Michael am Gojenbergsweg und eine Kastanie mit 2,50 Metern Umfang an der Hermann-Löns-Höhe.
Noch fast genau fünf Wochen haben die Teams mit den Motorsägen Zeit, die Listen abzuarbeiten. Am 28. Februar endet die Frist gemäß Bundesnaturschutzgesetz, dann beginnt die Brutzeit der Vögel. Damit sind Fällungen auch auf privatem Grund wieder tabu. Selbst in der Saison darf die Säge dort übrigens nur an Bäumen angesetzt werden, die es in 1,30 Metern Höhe auf einen Stammumfang von maximal 75 Zentimetern bringen. Alles darüber hinaus muss vom Bezirksamt genehmigt werden.
Auf der Liste stehen auch Platanen auf der Serrahnstraße am Hafen
Auf der aktuellen Liste der Verwaltung stehen noch weitere markante Bäume, allen voran die gesamte Reihe von Platanen auf der Serrahnstraße am Bergedorfer Hafen. Alle 19 Exemplare werden der Umgestaltung der alten Kaistraße nach historischem Vorbild zum Opfer fallen. Direkt nach dem Ende der Bauarbeiten am neuen Woolworth-Gebäude soll das losgehen. Es könnte sein, dass der Kahlschlag noch auf die Saison 2021/22 verschoben wird.
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Definitiv mit der Motorsäge bearbeitet werden allerdings noch die Ränder der Gewässer im Bezirk. Insgesamt sollen hier neben diversen Büschen und Hunderten Quadratmetern Brombeeren sogar mehr als 1100 Bäume verschwinden. Die meisten davon sind allerdings Weiden mit Stammumfängen unter 60 Zentimetern. "Diese Maßnahmen sind wichtig, um die Gewässer unterhalten zu können. Das muss auch in dieser Größenordnung regelmäßig wiederholt werden", sagte Wolfgang Charles im Umweltausschuss.
Die Zahl von fast 240 Bäumen auf der eigentlichen Fäll-Liste sei aber tatsächlich ungewöhnlich hoch: "Das ist die Folge des mittlerweile dritten Trockensommers hintereinander. Neben Fichten haben längst auch schon Buchen erhebliche Schwierigkeiten, weil die Böden deutlich zu wenig Wasser führen."