Hamburg. Landwirtschaft in der Metropole Hamburg? Gibt es, und geht: Fünf Jungbauern aus Vierlanden wollen Familienbetriebe übernehmen.

In seiner Kindheit und Jugend war Jakob Wörmbke für viele Leute ein Dorfkind. Der 22-Jährige wuchs in Curslack auf. Und das bedeutete für alle, die näher an der Hamburger Innenstadt wohnten als er, tiefstes Dorf.

Während seiner Ausbildung zum Landwirt musste sich Jakob Wörmbke allerdings in eine ganz neue Rolle einfinden. Auf der Berufsschule im schleswig-holsteinischen Bad Segeberg war er bei seinen Mitschülern plötzlich das „Stadtkind“ – denn selbst junge Berufskollegen konnten sich nicht wirklich vorstellen, dass es in der Metropole an der Elbe richtige Landwirtschaft geben kann.

Landwirtschaft in Hamburg: Jungbauern aus Vierlanden wollen kräftig mitackern

„Wo soll man denn dort 500 Bullen halten? Auf der Reeperbahn oder was?“, solche Fragen und Sprüche bekam Jakob Wörmbke, dessen Familie sich auf ihrem Hof am Curslacker Deich auf die Aufzucht und Mast von Rindern spezialisiert hat, immer mal wieder zu hören. Der 22-Jährige reagierte mit einem charmanten Lächeln darauf. Denn er weiß, dass er bei Weitem nicht der einzige ist, der für die Landwirtschaft in Hamburg einsteht.

Nach den Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2020 bearbeiteten in Hamburg knapp 600 Betriebe eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von rund 14.600 Hektar. Der Nachwuchs aus den Vierlanden ist bereit, mitzuackern – und das gleich in fünffacher Stärke: Hendrik Wulff aus Kirchwerder, Julius Stubbe und sein Bruder Lukas Stubbe aus Kirchwerder, Malte Steffens aus Neuengamme und Jakob Wörmbke aus Curslack haben im Sommer ihre Ausbildung beendet. Zum Teil sogar mit Auszeichnung: Hendrik Wulff im Kreis Herzogtum Lauenburg sowie Malte Steffens im Kreis Rendsburg-Eckerförde schlossen als Jahrgangsbeste ab.

Planungssicherheit ist angesichts hoher Investitionen wichtig

„Es ist toll, dass wir so einen starken Nachwuchs haben und die Zukunft der Region so gesichert wird“, sagt Matthias Steffens, Milchbauer aus Neuengamme, dessen Sohn Malte den Familienbetrieb in der dann sechsten Generation weiterführen möchte. „Ich bin da reingewachsen, und an der Berufswahl gab es für mich auch nie einen Zweifel“, sagt der 21-Jährige.

Ebenso wollen seine jungen Berufskollegen die Vierländer Betriebe ihrer Familien fortführen. Dabei erhoffen sie sich allerdings mehr Planungssicherheit, schließlich mache der deutschlandweite Trend zu weniger Betrieben, die jeweils größere Flächen bewirtschaften, auch vor den Vier- und Marschlanden nicht Halt.

Beruf des Landwirts ist mittlerweile hoch technisiert

In Hamburg ist von 2003 bis 2016 die durchschnittliche Betriebsgröße von 14 auf 23 Hektar landwirtschaftliche Fläche angestiegen. Und damit gehen auch große Investitionen einher. Daher müsse man sich darauf verlassen können, dass das, was die Regierung heute als zu erfüllenden Standard vorschreibt, auch noch in zehn Jahren Bestand habe, betont Malte Steffens.

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Zwar sei das Klischee vom Bauern mit der Mistforke, der jede Kuh beim Namen kennt, noch immer in so manchem Kopf verankert, wissen die jungen Männer. Schon lange aber habe auch in ihrem Beruf die Digitalisierung Einzug gehalten, seien Maschinen bereits hoch technisiert.

„Man trägt das Unternehmerrisiko, aber ist sein eigener Herr“

So werde auch an Technologien geforscht, um die Landwirtschaft umweltschonender und nachhaltiger zu machen – wie beispielsweise an einer Pflanzenschutzspritze, die unliebsame Beikräuter erkennt und nur dort gezielt spritzt. Noch sei das für den einzelnen Landwirt aber nicht zu finanzieren.

Doch die jungen Vierländer werden die Entwicklung genauestens beobachten, schließlich wollen sie nun Fuß fassen in ihrem Traumberuf: „Man trägt zwar das Unternehmerrisiko, aber ist sein eigener Herr. Die Tage sind immer abwechslungsreich, nichts läuft genau nach Termin, schließlich kann am Ende das Wetter wieder alle Pläne über den Haufen werfen“, erklärt Jakob Wörmbke den Reiz des Jobs.