Bergedorf / Geesthacht. Büroarbeit geht oftmals von zu Hause. Doch auch Unternehmen mit Produktion sollen vor Corona schützen. Sie tun es, so gut es eben geht.

Mitarbeitern „Homeoffice ermöglichen überall dort, wo es möglich ist, sofern die Tätigkeiten es zulassen“ und „FFP2-Masken zur Verfügung stellen und vorschreiben, wo es bei Präsenzarbeit räumlich eng wird“: Die verschärften Corona-Regeln sind trotz ihrer offenen Formulierungen für viele Betriebe eine Herausforderung. Während Versicherungsgesellschaften ihre überwiegend kaufmännischen Mitarbeiter reihenweise mit Hard- und Software ins heimische Exil entsenden können, sind die Möglichkeiten in Industrie und Handwerk begrenzt. 

„Ich kann Kollegen in der Produktion ja nicht im täglichen Wechsel eine 22 Tonnen schwere Maschine vor die Haustür stellen“, sagt Joachim Friedsch, Geschäftsführer des Bergedorfer Pumpenherstellers Fristam. Gut die Hälfte seiner 128 Mitarbeiter sind unmittelbar in der Produktion beschäftigt, daher an der Kurt-A.-Körber-Chaussee unabkömmlich. „Auch die übrigen Mitarbeitern können nicht alle ihre Aufgaben von zu Hause aus verrichten.“ In jedem Team sei mindestens ein Konstrukteur vor Ort erforderlich, um Fragen zeitnah zu klären, zudem mindestens ein Kollege der Materialbeschaffung.

Homeoffice und Maskenpflicht in Corona-Zeiten

Derzeit arbeiten 38 Fristam-Mitarbeiter im Homeoffice, Friesch will den Wert noch steigern. „In unserem mittelständischen Betrieb sind die Kollegen sehr kooperativ, nutzen gern ihre eigenen Rechner. Wenn das nicht geht, schaffen wir welche an.“ Maskenpflicht besteht bei Fristam für jeden, der im Haus unterwegs ist, sowie am Arbeitsplatz, wenn der Abstand zu Kollegen fünf Meter unterschreitet.

Bei Bremsbelag-Hersteller Federal Mogul (ehemals Jurid/Honeywell) in Glinde arbeiten laut Betriebsratschef Michael Petersen etwa drei Viertel der 720 Mitarbeiter in der Produktion, müssen präsent sein. „Auch die Kollegen ohne blaue Hose können nicht alle ins Homeoffice“, sagt Petersen. „Schichtleiter, Produktionsdatenerfasser oder Warendisponenten müssen ganz dicht dran sein.“

Wer aber von zu Hause arbeiten könne und wolle, dem werde dies ermöglicht, auch durch Bereitstellen eines Laptops. Derzeit seien bei Federal Mogul täglich etwa 60 Kollegen wechselweise im Homeoffice. „Auf diese Weise sitzen in früheren Vierer-Büros noch maximal zwei Leute.“ Der Mindestabstand von 1,50 Metern sei an fast allen Arbeitsplätzen eingehalten, in Ausnahmefällen wurden Trennwände eingezogen. Maskenpflicht besteht nur auf Wegen durchs Haus. „Bei den Schichtwechseln achten wir darauf, dass die alte und die neue Schicht sich im Umkleideraum nicht begegnet.“

Geesthacht: Industriebetriebe lassen Büroangestellte von zu Hause aus arbeiten

Firma Leuchtturm. Leuchtturm lange für Briefmarken-Alben bekannt, inzwischen hat sich das Unternehmen zu einem der größten Anbieter von feinen Kalender, Notizbücher, Fotoalben entwickelt. Geschäftsführer Kurt und Axel Stürken.
Firma Leuchtturm. Leuchtturm lange für Briefmarken-Alben bekannt, inzwischen hat sich das Unternehmen zu einem der größten Anbieter von feinen Kalender, Notizbücher, Fotoalben entwickelt. Geschäftsführer Kurt und Axel Stürken. © MARCELO HERNANDEZ / FUNKE Foto Services | Unbekannt

Je nach Art der Betriebe fallen die Homeoffice-Quoten auch im Lauenburgischen höchst unterschiedlich aus. In Unternehmen mit vielen Arbeitsplätzen in Büros und Verwaltung liegt der Anteil teils bei 70 Prozent und mehr, kleinere Firmen lassen ihre Mitarbeiter gern wechselweise zwischen Büro und Heimarbeitsplatz pendeln, so etwa der Leuchtturm-Verlag in Geesthacht. Auffällig: Auch in Industrie und produzierendem Gewerbe spielt Homeoffice durchaus eine Rolle. In Geesthacht lassen manche Industriebetriebe alle Büroangestellten von zu Hause aus arbeiten, hält allein eine Telefonistin die Stellung. Schwerer tut sich naturgemäß das Handwerk.

Weit vorn in Sachen Homeoffice sind die Stadtwerke Geesthacht und die Firma Mewa in Lauenburg. Aber auch bei Worlee in Lauenburg arbeitet rund die Hälfte der 222 Mitarbeiter am häuslichen Schreibtisch, überwiegend Angestellte aus Verwaltung, Technik, Forschung und Entwicklung. Wie Sprecherin Annika Kunze berichtet, hat Worlee jetzt einen ausgebildeten Mitarbeiter, der kurzfristig selbst Schnelltests durchführen kann.

Mewa in Lauenburg: 80 von 400 Mitarbeitern im Homeoffice

Die beiden Geschäftsführer Detlef Glimm (links) und Jörg Naegeli haben den meisten Mitarbeitern in der Mewa-Verwaltung Homeoffice ermöglicht.
Die beiden Geschäftsführer Detlef Glimm (links) und Jörg Naegeli haben den meisten Mitarbeitern in der Mewa-Verwaltung Homeoffice ermöglicht. © Elke Richel | Unbekannt

Hygieneauflagen gehören beim Textildienstleister Mewa zum Arbeitsalltag. Wie die beiden Lauenburger Geschäftsführer, Jörg Naegeli und Detlef Glimm berichten, arbeiten rund 80 der 400 Mitarbeiter seit März überwiegend im Homeoffice. Für die Angestellten in der Produktion gelte seit Beginn der Pandemie ein strenges Hygienekonzept, sie sind mit persönlichen Schutzausrüstung ausgestattet.

160 Angestellte der Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg arbeiten bereits mobil. Im Gesamthaus laufe eine Erhebung, um zu klären, wie weitere Mitarbeiter ins Homeoffice wechseln können, so Sprecherin Anne Wohlfahrt. Die meisten Büros sind nur noch einzeln belegt.

Helmholtz-Zentrum Geesthacht: Persönliche Besprechungen untersagt

Carolin Wettern, Sprecherin der Stadtwerke Geesthacht: „Wir haben rund 90 Mitarbeiter an mehreren Standorten, wodurch sich die Lage entzerrt.“ Zudem sei immer nur ein Arbeiter aus einem Fachbereich anwesend. Wer ins Homeoffice wechseln wollte, durfte dies. „Nur bei unseren rund 30 Technikern und den an den Baumaßnahmen beteiligten Mitarbeitern, ist dies nicht möglich.“

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Auch am Helmholtz-Zentrum dürfen Angestellte in Absprache mit ihrem Vorgesetzten von zu Hause aus arbeiten. Die Mehrheit nutze dies, außer etwa Mitarbeiter, die Langzeitexperimente in Laboren betreuen. Untersagt sind persönliche Besprechungen und gemeinsame Pausen. In Fluren oder Teeküchen herrscht Maskenpflicht.

Industriebetriebe haben Mitarbeiter, die nicht in der Produktion benötigt werden, an die heimischen Schreibtische geschickt, in Einzelfällen bis zu einem Viertel der Belegschaft. Im Handwerk funktioniert dies nicht, sagt Thomas Nowottnick, Chef von RTN Fassadenbau. „Viele arbeiten auf den Baustellen.“ Sie fielen meist auch nicht unter die für viele Baustellen verhängte Maskenpflicht. Die habe auch in Hamburg gegolten, wo ein erkrankter Handwerker die halbe Baustelle infiziert habe. Nowottnick: „Allein draußen auf einem Gerüst ist man sicherer als im Gebäude.“