Bergedorf. Die Rennen des Bergedorfers endeten in der Vergangenheit schon mal im Vorgarten oder auf dem Dach. Dieses Mal ging alles glatt.

Wie sehr er als Rallyefahrer von den Angaben seiner Co-Pilotin Jara Hain abhängig ist, konnte der Bergedorfer Lukas Thiele bei der ADAC Astronics Rallye Sulingen mühelos feststellen. Bei Temperaturen von 20 Grad und strahlendem Sonnenschein wirbelte jedes Fahrzeug eine lange Staubfontäne auf. „Der Staub blieb auf der Strecke praktisch stehen“, schilderte Thiele. Für alle nachfolgenden Fahrzeuge bedeutete das: Blindflug. „Zum Glück hatten wir die Strecke sehr gut aufgeschrieben“, beschrieb der 25-Jährige. „Da war zum Beispiel eine 500 Meter lange Piste, an deren Ende eine Kurve folgte, die man aber nicht sehen konnte. Jara hat dann die Meter bis zur Abzweigung heruntergezählt.“

Es passte perfekt. Thiele/Hain erwischten nicht nur diese Kurve gut, sondern machten bei sämtlichen Prüfungen eine gute Figur, sodass sie am Ende als Fünfte unter elf Teams ins Ziel kamen. Ein gelungener Auftakt zum ADAC Opel eRally Cup 2022, der in einer Woche mit der ELE Rallye in Eindhoven (Niederlande) fortgesetzt wird.

Rallyesport: Rennen mit einem Opel Corsa-e

Die Regeln sind dieselben wie bei der Premiere der Elektro-Serie im vergangenen Jahr, als Lukas Thiele und Jara Hain unter anderem schon mit einem siebten Platz bei der Barum Rallye in Tschechien geglänzt hatten. Die Wagen – ein 150 PS starker Opel Corsa-e – sind für alle gleich. Es kommt also ganz auf das Geschick der Fahrerteams an.

Und da vertrauen sich mehr und mehr Rallye-Piloten dem schönen Geschlecht an. Fünf der elf Teams haben in dieser Saison eine Co-Pilotin. Mit Cristiana Oprea/Alexia Parteni aus Rumänien gibt es sogar ein rein weibliches Team. Die beiden Rallye-Amazonen kamen mit acht Sekunden Rückstand auf Thiele/Hain auf Rang sechs.

Flott unterwegs: Lukas Thiele aus Bergedorf mit seiner Beifahrerin Jara Hain.
Flott unterwegs: Lukas Thiele aus Bergedorf mit seiner Beifahrerin Jara Hain. © Sascha Doerrenbacher | Sascha Doerrenbacher

Lukas Thiele ist von diesem Trend nicht überrascht. „Frauen sind wahrscheinlich einfach organisierter“, schätzt er. Der manchmal etwas ungestüm zu Werke gehende Bergedorfer kann eine ordnende Hand an seiner Seite gut gebrauchen.

Im vergangenen Jahr endete schon mal eine Rallye in einem Vorgarten oder gar auf dem Dach in einem Graben. „Mein oberstes Ziel ist es daher, in dieser Saison bei allen Rennen ins Ziel zu kommen“, sagt der 25-Jährige

Glück mit der Co-Pilotin Jara Hain

Seine 22-jährige Beifahrerin hatte er im vergangenen Sommer auf einen Tipp aus der Rallye-Szene hin kontaktiert. Beide harmonierten im Cockpit auf Anhieb.

Das zahlt sich nun in Form von guten Resultaten aus. Obwohl drei Jahre jünger als ihr Fahrer, verfügt Jara Hain über deutlich mehr Erfahrung, ist sie doch schon seit 2018 im Rallye-Sport aktiv. Bereits 2021 den Opel e-Cup gefahren zu sein, sei aber „kein besonders großer Vorteil“, schätzt Thiele. „An dem Auto ist so viel verändert worden, dass es sich komplett anders fährt als im vergangenen Jahr“, führt der Bergedorfer aus. „Zum Beispiel ist ein neues Differential eingebaut worden, das dazu führt, dass beim Driften in der Kurve die inneren Räder nicht mehr durchdrehen. Das ist zwar eine Verbesserung, fühlt sich aber total ungewohnt an.“

Elf Teams aus sechs Ländern treten gegeneinander an

Insgesamt elf Teams aus sechs Ländern – Deutschland, Österreich, Niederlande, Schweden, Finnland und Rumänien – konkurrieren 2022 beim Opel eRally Cup um Plätze und Sekunden. „Vor allem die Teams aus Schweden und Finnland schätze ich stark ein“, sagt Thiele. In Sulingen war das Duo Max Reiter/Lina Meter aus dem Saarland am schnellsten. Beide waren zwar zunächst auf den letzten Platz gesetzt worden, weil sie elf Minuten verspätet zur dritten Wertungsprüfung erschienen waren.

Sie legten dagegen jedoch erfolgreich Widerspruch ein, indem sie argumentierten, sie seien von einem Streckenposten angewiesen worden, zu warten. Zweite wurden die Deutschen Timo Schultz/Benedikt Preißmann vor Calle und Torbjörn Carlberg aus Schweden. Lukas Thiele/Jara Hain hatten am Ende der gesamten Rallye von Sulingen nur eine Sekunde Rückstand auf die Sieger, sie können also mit den Top-Teams konkurrieren.

Sieben Rennen in fünf Ländern stehen auf dem Programm

Der Rennkalender beim ADAC Opel eRally Cup 2022 ist bunt gemischt. Nach Sulingen (bei Bremen) folgen mit Eindhoven (20. bis 21. Mai) und Lübbecke (10. bis 11. Juni) zwei weitere Flachland-Strecken, bevor es dann mit der Rallye Weiz (bei Graz, 14. bis 16. Juli) in die österreichischen Berge geht. Es folgen die Rallye St. Wendel (Saarland/19. bis 20. August) und dann die schwierige Rallye Mont Blanc in Morzine (Frankreich/8. bis 10. September) mit ihren zahllosen Kehren. Den Abschluss bildet mit der Drei-Städte-Rallye in Freyung (Bayern/14. bis 15. Oktober) ein Klassiker des heimischen Rallye-Sports.