Dassendorf. „Mister Zuverlässig“ verlässt die TuS Dassendorf im Sommer. In 151 Oberliga-Spielen sah er nur drei Gelbe Karten.
An einem milden Sommerabend am letzten Juli-Wochenende des Jahres 2014 treten die Fußballer der TuS Dassendorf zu ihrem Erstrundenspiel im Verbandspokal beim TSV Wandsetal an. Der Hamburger Fußball-Meister erledigt seine Aufgabe im Sportpark Hinschenfelde glanzlos, aber souverän. Er siegt mit 3:0. Mitverantwortlich dafür, dass der Favorit gegen den Bezirksligisten nicht ins Straucheln gerät, zeichnet Marcel Lenz, der damals noch unter seinem Geburtsnamen Stadel aufläuft. Der Neuzugang vom Drittligisten VfL Osnabrück erzielt in seinem ersten Pflichtspiel für die TuS Dassendorf kurz vor der Pause das 2:0.
Seitdem ist der Defensivspezialist „Mister Zuverlässig“ bei den Dassendorfern – mit einer einjährigen Unterbrechung, denn in der Saison 2015/2016 kickte er für den seinerzeit ambitionierten (und zahlungskräftigen) SC Poppenbüttel. Insgesamt 151 Oberligapartien hat der 35-Jährige bis jetzt für den Branchenprimus bestritten. Hinzu kommen noch 18 Einsätze im Verbandspokal sowie zwei Spiele im DFB-Pokal für die Dassendorfer. Lenz gehört bei der TuS also schon zum Inventar. Allerdings nur noch bis zum Sommer.
Ursprünglich hatte Marcel Lenz bis 2023 zugesagt
„Er wird am Saisonende aufhören und hat uns um die Auflösung seines Vertrages gebeten. ,Cello’ ist Vater geworden und hat zudem eine Praxis für Osteopathie. Da bleibt für ihn leider keine Zeit mehr für Fußball“, erklärt Dassendorfs Ligamanager Alexander Knull. Ursprünglich hatte der aus dem westfälischen Bünde stammende Verteidiger der TuS seine Zusage bis 2023 gegeben. Doch nachdem er nun mit seiner Frau Anna, die er 2016 heiratete, Nachwuchs bekam, ist der Aufwand für ihn nicht mehr zu bewältigen. Zumal er und seine Familie in Winterhude leben. Dort hat er auch seine Osteopathie-Praxis, die er vor zwei Jahren eröffnete.
Für seine berufliche Laufbahn abseits des Fußballplatzes hatte Lenz seine Profikarriere 2014 im Alter von nur 27 Jahren beendet. Die Ausbildung zum Osteopathen dauerte fünf Jahre und beinhaltete eine Prüfung als Heilpraktiker. Bis zur eigenen Praxis war es ein langer und steiniger Weg für den Mann, der auf dem Rasen seine Abwehr-Aufgaben stets mit einer gewissen Eleganz verrichtet. „Er verteidigt anders, er pflegt einen feineren Stil, eher das Florett statt des Säbels“, schrieb die „Frankfurter Rundschau“ über ihn zu Lenz’ Zeiten als Drittliga-Profi bei Kickers Offenbach (2010 bis 2013).
Als Ersatz für Lenz steht Tom Muhlack bereit
Neben seinen für einen Abwehrspieler außerordentlichen fußballerischen Qualitäten beeindruckte der 35-Jährige in seiner Karriere auch durch faires Zweikampfverhalten. Ein einziger Platzverweis schlägt für den bei Arminia Bielefeld ausgebildeten Verteidiger bis heute zu Buche. Im Dress der Zweitvertretung Offenbachs in einem Hessenliga-Spiel sah er einmal die Ampelkarte. Seine Bilanz bei der TuS: drei gelbe Kartons in 151 Oberligapartien (Quelle: „transfermarkt.de“).
Lenz wird bei den Dassendorfern eine große Lücke hinterlassen. Mit ihm verliert der Titelfavorit seinen zuverlässigsten Stabilisator in der Abwehr. Einen externen Ersatz für den im Sommer scheidenden Routinier wird die TuS aber wohl nicht verpflichten. „Der Ersatz für ,Cello’ heißt Tom Muhlack. Hinten holen wir nichts mehr“, erklärt Ligamanager Knull. Der 14 Jahre jüngere Muhlack, der nach einem schweren Autounfall im vergangenen Jahr (wir berichteten) derzeit im Aufbautraining ist, soll bei der TuS also „Mister Zuverlässig“ beerben. Die Fußstapfen, in die der talentierte Youngster treten wird, sind fraglos sehr groß.
TuS am Sonntag, 27. März, beim Niendorfer TSV zu Gast
Am Sonntag, 27. März, sind die Dassendorfer nun erst einmal zu Gast beim Niendorfer TSV (14 Uhr, Sachsenweg). Für die TuS ist es das erste Pflichtspiel seit drei Wochen. Vor Beginn der Meisterrunde galt Niendorf als einer der stärksten Konkurrenten um den Titel. Doch dann folgte eine 1:2-Niederlage bei Concordia und nun jüngst eine 1:3-Pleite beim USC Paloma. „Am vergangenen Wochenende lief nicht alles nach Plan, aber wir schlagen zurück“, kündigten die Niendorfer via Facebook an. Was zu beweisen sein wird: Die Dassendorfer Hintermannschaft um Marcel Lenz hat in der gesamten Saison bislang erst vier Gegentreffer zugelassen.