Hamburg. Gewerkschafter wollen Recht auf Homeoffice und FFP2-Maskenpflicht durchsetzen. Große Kampagne für das Impfen startet im Februar.
Es wird unangenehm für Arbeitgeber, die trotz hoher Corona-Zahlen noch immer das Homeoffice verweigern. „Dieses Verhalten ist ein Angriff auf die Gesundheit der Mitarbeiter. Das werden sich die Betriebs- und Personalräte im Bezirk nicht länger bieten lassen“, macht Bergedorfs DGB-Chef Ernst Heilmann nach dem Neujahrsempfang seines Verbandes deutlich, der in diesem Jahr erstmals online stattfand.
Mehr als 50 Gäste aus Gewerkschaften, Betriebsräten, Sozialverband und Politik schalteten sich dazu und bekannten sich zu drastischen Maßnahmen gegen die trotz Lockdowns weiter grassierende Corona-Pandemie. „Es darf nicht sein, dass überall Kontakte unterbunden werden, nur nicht am Arbeitsplatz. Der Lockdown muss jetzt für einige Wochen verbindlich auf die Wirtschaft ausgeweitet werden, einschließlich einer gesetzlichen Pflicht zum Homeoffice. Nur so kann die Übertragung des Virus am Arbeitsplatz und auch auf der täglichen Anreise in Bus und Bahn vermieden werden“, sagt Heilmann. „Wie sich gezeigt hat, reichen bloße Appelle an die Wirtschaft nicht.“
Bergedorfs DGB fordert gesetzliche Pflicht zum Homeoffice
Der DGB-Chef sieht dabei alle Betriebs- und Personalräte in den Unternehmen gefordert: „Gesundheitsschutz ist neben dem Arbeitsschutz Kern der betrieblichen Mitbestimmung. Das müssen die Arbeitnehmervertreter jetzt konsequent bei den Geschäftsführungen einfordern.“ Dabei gehe es um Homeoffice für jeden einzelnen Bürojob und größtmöglichen Abstand plus FFP2-Maskenpflicht in den Produktionsbereichen. „Nur so kann der drohende totale Lockdown der Wirtschaft vielleicht noch verhindert werden“, ist sich Ernst Heilmann sicher.
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Parallel will der DGB jetzt für das Impfen gegen Corona auf die Straße gehen. Ab Anfang Februar soll es in Bergedorf Informationsstände zur Aufklärung geben, es sind auch weitere Aktionen geplant, die alle nur ein Ziel haben: Die verbreitete Impf-Skepsis beseitigen. „Die Corona-Leugner, aber genauso die Impfgegner spielen mit dem Leben von uns allen“, sagt Ernst Heilmann.
Mitgliederzahlen steigen bei IG Metall und Ver.di
Corona scheint derweil vielen Menschen große Angst um die Zukunft des Arbeitsplatzes zu machen. IG Metall wie auch die Dienstleistungsgewerkschaft Ver.di berichteten beim Neujahrsempfang von deutlich steigenden Mitgliederzahlen. Berthold Bose, Hamburger Ver.di-Landeschef, brachte Beispiele, wie Firmenleitungen Corona nutzen, um die Rechte von Betriebsräten und Gewerkschaften in der Firma auszuhebeln.
Besonders krass: Als bei einer digitalen Betriebsversammlung die Zoom-Leitung ausfiel und eine mehrere Minuten lange Zwangspause eingelegt werden musste, erklärte der Geschäftsführer alle nach der Unterbrechung gefällten Beschlüsse für ungültig. Begründung: Zu der „neuen“ Sitzung nach der Pause sei nicht form- und fristgerecht eingeladen worden.