Hamburg. Häufig ist die Technik das Problem – auch nach fast einem Jahr Pandemie. Im Jobcenter arbeiten nur 540 von 2000 Mitarbeitern zu Hause.
„Angesichts der weiterhin hohen Infektionszahlen in der Corona-Pandemie bittet der Hamburger Senat die Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber, ihren Beschäftigten das Arbeiten von zu Hause zu ermöglichen – wo immer dies möglich ist.„ Mit diesem dringenden Apell richteten sich Justizsenatorin Anna Gallina (Grüne) und Wirtschaftssenator Michael Westhagemann (parteilos) in der vergangenen Woche an die Öffentlichkeit. Wie aber halten es die Hamburger Behörden und Ämter selbst mit dem Homeoffice?
Aus den Antworten des Senats auf eine Kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Sandro Kappe ergibt sich ein geteiltes Bild: In einigen Behörden arbeiten seit dem 16.Dezember 2020 weniger als die Hälfte der Mitarbeiter von zu Hause aus. In der Justiz- und in der Kulturbehörde waren es sogar nur etwa 35 Prozent, beim Bezirksamt Eimsbüttel lag die Zahl der Beschäftigten im Homeoffice gar lediglich bei 20 Prozent. Bei der Wirtschaftsbehörde waren es 41 Prozent, bei der Wissenschaftsbehörde hingegen 100 Prozent.
Präsenzpflicht auf das notwendige Maß beschränken
Wie aussagekräftig diese Zahlen sind, ist allerdings unklar. Der Senat betont, dass viele der Beschäftigten zum Zeitpunkt der Befragung bereits im Weihnachtsurlaub waren und daher nicht in die Zahlen einfließen. „In einem anderen Zeitraum würden die Zahlen höher ausfallen“, heißt es. Weiter hätten einige Behörden auf den kompletten Dezember bezogen geantwortet, andere Angaben basieren offenbar auf einer Stichtagserhebung. Außerdem verweist der Senat darauf, dass das Personalamt erst kürzlich die Behörden und Ämter aufgerufen habe, Homeoffice über alle Hierarchieebenen in größtmöglichem Umfang zu ermöglichen und die Präsenzpflicht auf das notwendige Maß zu beschränken.
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Allerdings geht aus der Kleinen Anfrage auch hervor, dass sich die Zahl der Mitarbeiter, die gleichzeitig im Homeoffice arbeiten können, seit Mai nicht erhöht hat. Denn in der aktuellen Antwort heißt es: „Dataport stellt eine Infrastruktur zum Zugang dienstlich beschaffter Rechner für 20.000 gleichzeitige Nutzungen sowie weitere 10.000 Zugänge für beliebige Endgeräte zur Verfügung.“ Exakt so allerdings lautete die Antwort auch bei der vergangenen Befragung im Mai.
Kritik von der CDU
Dazu Senatssprecher Marcel Schweitzer: „Die Infrastruktur reicht aus, um mobiles Arbeiten im erforderlichen und dienstlich möglichen Umfang zu gewährleisten. Anpassungen werden erst dann vorgenommen, wenn diese Infrastruktur nicht mehr ausreichen sollte. Dies folgt dem Grundsatz der sparsamen und wirtschaftlichen Haushaltsführung, der auch in Corona-Zeiten gilt.“
Für den CDU-Bürgerschaftsabgeordneten Sandro Kappe passt da etwas nicht zusammen. „Die Wirtschaft wird aufgerufen, soweit wie möglich von zu Hause zu arbeiten, und der Senat hat es verpasst, zur Reduzierung der Infektionszahlen weitere Zugänge für das Homeoffice zu schaffen. Hier muss gehandelt werden.“
Arbeiten von zu Hause wird auch an den 18 Standorten der Hamburger Jobcenter kaum umgesetzt, obwohl die rund 2000 Mitarbeiter wegen der Corona-Pandemie nur in wenigen Einzelfällen persönlichen Kontakt zu Kunden haben. „Wenn es möglich ist, dann können die Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten. Diese Strategie verfolgen wir bereits seit dem ersten Lockdown im März“, sagte Oliver Weiße, stellvertretender Geschäftsführer von Jobcenter team.arbeit.hamburg, dem Abendblatt. Die Realität sieht anders aus: Mit Stand Mitte Dezember 2020 arbeiteten laut Weiße etwa 540 Mitarbeiter im Homeoffice, weitere rund 1400 Mitarbeiter in ihren Büros in den 18 Jobcenter-Standorten in der Hansestadt.
Mitarbeiter mit Kindern haben Priorität
Woran das liegt? „Es gibt bundesweit begrenzte technische Möglichkeiten und damit begrenzte Zugänge zu den Servern, auf denen die Anträge unserer Kunden bearbeitet werden. Wir sind an das IT-System der Bundesagentur angeschlossen.“ So stehen laut Weiße bundesweit für rund 140.000 Nutzer derzeit rund 54.000 Zugänge zur Verfügung.
„Es gibt Regionen in Deutschland, da ist der Corona-Inzidenzwert deutlich höher als in Hamburg. Diese Kollegen und vor allem deren Kunden sind auf funktionsfähige Homeoffice-Arbeitsplätze angewiesen, wenn zum Beispiel ganze Teams in Quarantäne arbeiten müssen“, so Weiße, der auf einen weiteren Umstand hinweist: „Wenn Mitarbeiter sich aus dem Homeoffice in die extra eingerichteten Hotlines für die Kunden aufschalten, hat das aus technischen Gründen negative Auswirkungen auf unsere telefonische Erreichbarkeit. Um das zu verhindern, werden die Hotlines von Mitarbeitern in Präsenzarbeit bedient.“
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Und wer darf nun Homeoffice machen? „Das entscheiden die jeweiligen Standortleiter. Die Mitarbeiter führen ein Gespräch mit ihrem Vorgesetzten, wenn sie im Homeoffice arbeiten möchten, und können dann auch ihren Mini-PC aus dem Büro mitnehmen“, sagte Oliver Weiße. Wer hat dabei Priorität? „Ganz oben stehen für uns zum Beispiel Kollegen, die zu Hause Kinder betreuen müssen oder gesundheitlich vorbelastet sind.“ Doch auch Weiße wünscht sich, dass „die technischen Möglichkeiten im BA-Netz für die Umsetzung der Homeoffice-Regelung noch weiter ausgebaut werden“.