Hamburg. Die Bluttat ereignete sich im Dezember 2020. Das Opfer schwebte lange in Lebensgefahr. Nun wurde ein Urteil gesprochen.
Am Ende wog die Tat zwar schwer. Doch die Vorgeschichte auch: Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts ist Hemraj B. – der am 2. Dezember 2020 Am Güterbahnhof mit einem Fleischerbeil seinen Kontrahenten Bijaya K. (51) angegriffen und lebensgefährlich verletzt hatte – am Mittwoch zu drei Jahren und drei Monaten Haft verurteilt worden.
Die Strafe fiel vergleichsweise milde aus, da der versuchte Totschlag – in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung – als „minderschwerer Fall“ bewertet wurde, erklärt Gerichtssprecher Dr. Kai Wantzen: „Die Tatsache, dass der Angeklagte zuvor selbst Opfer des Geschädigten war, hat zu einer erheblichen Verschiebung des Strafmaßes geführt.“ Denn Bijaya K. hatte seinen späteren Angreifer offenbar ins finanzielle Elend geführt.
Tathergang konnte vom Landgericht nicht mehr genau rekonstruiert werden
Die Tat selbst ließ sich vor Gericht nicht ganz genau rekonstruiere – wer wen zuerst angegriffen hatte und wodurch die ebenfalls verletzte Freundin (38) des Opfers zu Fall kam. Sicher ist, dass Hemraj B. mit Bijaya K. im Treppenhaus Am Güterbahnhof heftig in Streit geriet.
Das Opfer stürzte, Hemraj B. schlug mit dem Beil viermal auf den Schädel des am Boden liegenden Mannes. Bijaya K. erlitt Splitterbrüche, ein offenes Schädelhirntrauma und schwebte danach noch lange Zeit in Lebensgefahr.
Täter ließ sich von seinem Opfer leichtgläubig zu einem Geschäft überreden
Hemraj B. trieb offensichtlich eine heftige Verzweiflung an, berichtet Gerichtssprecher Dr. Kai Wanzen: So habe Bijaya K. den etwas leichtgläubigen Angeklagten – wie er aus Nepal stammend – schon vor geraumer Zeit zu einem Geschäft überredet: Er könne sich an einem Restaurant beteiligen und habe dann erhebliche Verdienstmöglichkeiten.
Tatsächlich griff Hemraj B. – dessen Familie daheim in Nepal auf Unterstützung des Sohnes hoffte – dankbar nach der Möglichkeit. 9000 Euro kratzten er und seine Familie zusammen, seine Verwandtschaft in Nepal verschuldete sich für das Geld.
Hemraj B.s Familie in Nepal verlor am Ende ihr Haus
Doch stattdessen arbeitete Hemraj B. nur als Koch und Reinigungskraft in dem Restaurant, das im August 2020 schon wieder schließen musste. Seine Arbeit wurde mit Kleinstbeträgen entlohnt. Die Einlage von 9000 Euro erhielt er nicht zurück.
Mit fatalen Folgen bis nach Nepal: Seine Familie dort habe ihr Haus verloren, berichtet Gerichtssprecher Dr. Kai Wantzen. Wut und Verzweiflung bahnten sich dann am 2. Dezember 2020 ihren Weg. Der Prozess kannte am Ende keinen Gewinner. Hemraj B. muss nun ins Gefängnis. Bijaya K. wird nach der Attacke zeitlebens Narben zurückbehalten.