Hamburg. Nutria-Population und Schäden sollen untersucht und ein Konzept zur Regulierung des Bestands im Bezirk erstellt werden.
Ihre Heimat liegt fast 10.000 Kilometer weit von Bergedorf entfernt in Südamerika. Das südliche Brasilien bis Feuerland ist die Heimat der Nutrias. Vermutlich nachdem sie aus Pelztierfarmen befreit oder ausgebüxt sind, breiten sich die Nager aber auch seit einigen Jahren in Hamburgs östlichem Bezirk immer mehr aus. Sie bevölkern Nebenarme der Elbe und Gräben in den Vier- und Marschlanden sowie mittlerweile auch Wohngebiete in Nettelnburg, am Brookdeich oder Neuallermöhe sowie der Oberen Bille.
Die verstärkte Ausbreitung der Nager hat auch Hubertus Mantey hinter seinem Haus an der Chrysanderstraße beobachtet: „Sie bauen bis zu fünf Meter breite Tunnel, durchhöhlen die Ufer und fressen Gewässerkanten kahl“, stellt der umweltpolitische Sprecher der Bergedorfer FDP fest. Er hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Art auseinandergesetzt, die als invasiv gilt, da sie erhebliche Schäden an der Ufervegetation und Dämmen anrichten kann. Seit 2015 sind sie durch eine EU-Verordnung als invasive Tierart erfasst. „Hamburg ist hiernach aufgefordert, aktiv Maßnahmen gegen die Ausbreitung der Nutrias zu ergreifen“, sagt Hubertus Mantey.
Nutrias haben keine natürlichen Feinde und vermehren sich rasend schnell
Denn im Gegensatz zu anderen Bundesländern unterliegen die Nutrias in Hamburg aktuell nicht dem Jagdrecht. In Bereichen, in denen das Jagen erlaubt ist, wie den landwirtschaftlichen Gebieten der Vier- und Marschlande, dürfen die Tiere jedoch erlegt werden, um Gewässer und die Pflanzen- und Tierwelt vor erheblichen Schäden zu schützen. Eine Bejagung von Nutrias in befriedeten Bezirken wie Wohngebieten ist allerdings ausgeschlossen. Doch auch hier müsse es eine Lösung geben, meint Mantey
Fern ihrer südamerikanischen Heimat haben die Nutrias hierzulande keine natürlichen Feinde wie den Puma, vermehren sich aber rasant: Nach einer Tragzeit von 19 Wochen bringt das Weibchen 6 bis 8 Junge zur Welt, die wiederum nach fünf Monaten geschlechtsreif sind. Es sei abzusehen, wie groß ihre Population bei diesem exponentiellen Wachstum werden wird, ist Hubertus Mantey überzeugt. Und auch wenn Spaziergänger die Tiere schon mal mit Bibern verwechseln, sie ganz possierlich finden und sogar füttern, handelt es sich um Schädlinge, stellt Hubertus Mantey fest. „Wir müssen schnell etwas unternehmen, um die Nutrias in den Griff zu bekommen“, sagt der Liberale.
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Bergedorfer Politik fordern Regulierung des Nutriabestands
Das mündet nun in einem interfraktionellen Antrag, den die Bergedorfer Koalition aus FDP, SPD und Grünen gemeinsam mit der CDU in der kommenden Woche in die Bergedorfer Bezirksversammlung einbringt und im Vorwege intensiv mit NABU, Be- und Entwässerungsverband, Jägerschaft und anderen Interessengruppen diskutiert und abgestimmt wurde, so Mantey.
Sie fordern eine Strategie zur Regulierung des Nutriabestands für den Bergedorfer Raum zu entwickeln. Schon im vergangenen Jahr hatten Bergedorfs Bezirkspolitiker über die Nutrias diskutiert und kritisierten das zögerliche Vorgehen der Umweltbehörde (Bukea).
Nutria: Bestand in Bergedorf soll erfasst werden
Aufgrund der interfraktionellen Antragsstellung ist zu erwarten, dass der Antrag eine Mehrheit bekommt. Bezirksamtsleiterin Cornelia Schmidt-Hoffmann soll dann im engen Kontakt mit der Bukea darauf hinwirken, dass ein Gutachten beauftragt wird, um den Bestand der Nutria-Population in den einzelnen Bereichen Bergedorfs zu erfassen. Zudem sollen in dem Zug Schäden dokumentiert und zu erwartende Schäden eingeschätzt werden. Dadurch soll festgestellt werden, in welchen Bereichen besonders großer Handlungsbedarf besteht und Vorschläge zu Maßnahmen entwickelt werden.
Die entsprechenden Erfolgsaussichten sowie der damit verbundene finanzielle und personelle Aufwand soll ebenfalls im Gutachten erfasst werden. Betroffene Behörden und Organisationen wie das Bergedorfer Bezirksamt, Bukea, Polizei, Entwässerungs- und Deichverbände, Nabu, Stadtjäger und Jagdverband sollen eingebunden und regelmäßig im Umweltausschuss über den Sachstand berichtet werden.