Hamburg. Die invasive Art entwickelt sich immer mehr zu einer Plage. Auch Bergedorf und die Vier- und Marschlande sind betroffen.

In der zurückliegenden Jagdsaison – 1. April 2020 bis 31. März 2021 – haben die Jägerinnen und Jäger in Deutschland insgesamt 101.108 Nutrias erlegt. Das sind 57-mal mehr Tiere als 20 Jahre zuvor. Diese Werte hat der Deutsche Jagdverband (DJV) nun veröffentlicht. Laut Monitoring-Daten des Verbandes ist die Nutria inzwischen in allen Bundesländern vertreten – insbesondere entlang Ems, Weser, Elbe und gebietsweise Rhein. Auch die Vier- und Marschlande, die Ufer der oberen Bille, Brookwetterung und den Schleusengraben haben die Nager bereits erobert.

Nutrias beschädigen durch unterirdische Gänge Wasserschutzdämme und vernichten durch Fraß ganze Schilfgürtel. Das Nagetier aus Südamerika gehört zu den 100 weltweit besonders problematischen invasiven Arten. Betroffene Staaten sind verpflichtet, diese einzudämmen und zu überwachen.

Jagd: In Deutschland wurden 101.108 Nutrias erlegt

Für das Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands (WILD) werten Wissenschaftler regelmäßig Jagdstatistiken und Beobachtungen aus. Die Nutria breitet sich in Deutschland vor allem aus, weil die Winter milder sind und die Tiere gefüttert werden. Mehr als 70 Prozent aller Nutrias werden in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen erlegt, danach folgt Sachsen-Anhalt mit 11 Prozent.

Der DJV fördert derzeit ein länderübergreifendes Forschungsprojekt zur Nutria in Belgien, den Niederlanden und Deutschland. Ziel ist es unter anderem, künftig über DNA-Analyse ihr Vorkommen in Gewässern nachzuweisen. Getestet werden zudem moderne Lebendfallen, die über Tiererkennungssoftware gezielt Nutrias fangen sollen.

Auch Waschbär und Marderhund gehören zu den invasiven Arten

Weitere Säuger aus der Liste der invasiven Arten sind der Waschbär aus Nordamerika und der Marderhund aus Ostasien. Für diese Arten stagnierten die Jagdstrecken in der Saison 2020/21 auf hohem Niveau: Jäger haben 200.163 Waschbären erlegt – ein Anstieg um das 22-fache innerhalb von zwei Jahrzehnten. Für den Marderhund (33.010) liegt die Steigerung im selben Zeitraum beim Faktor 5.

Erst im November hatten sich Bergedorfs Bezirkspolitiker im Umweltausschuss mit einer Nutria-Plage im Bezirk beschäftigt: Abbrüche der Ufer oder Fraßschäden seien der Behörde für Umwelt, Klima, Energie und Agrarwirtschaft (Bukea) bisher aber nur vereinzelt gemeldet worden, referierte ein Vertreter der Behörde. Dennoch sei die Eindämmung der Population sinnvoll, um Schäden vorzubeugen.

Mit Kooperationspartnern aus Landwirtschaft oder Deichsicherheit ins Gespräch kommen

Jäger beispielsweise mit einer „Schwanzprämie“ zum vermehrten Abschuss der Tiere zu bewegen, sei allerdings nicht der Weg, den die Hamburger Behörde gehen wolle. Viel mehr gehe es darum, die Jäger zu unterstützen sowie mit Kooperationspartnern aus Landwirtschaft oder Deichsicherheit ins Gespräch zu kommen.

Aus Sicht der Bezirkspolitiker blieben jedoch einige Fragen unbeantwortet. Da die Schäden durch Nutria in Bergedorf aber noch nicht allzu groß sind, hat der Ausschuss angekündigt, das Thema als Wiedervorlage zu behandeln und voraussichtlich im Frühsommer weiter zu diskutieren.