Hamburg. Bergedorfs AG-Tourismus-Chef Oliver Kahle stellt ehrgeizige Strategie vor. Bezirksversammlung berät die Forderungen am Donnerstag.
Dort zu Hause sein, wo andere Urlaub machen: in Bergedorf, dem „Geheimtipp für Touristen direkt vor Hamburgs Toren“. Wer sich angesichts solcher Worte die Augen reibt, hat noch nie Oliver Kahle erlebt. Seit exakt einem Jahr ist der Ex-Chef des Zollenspieker Fährhauses jetzt Vorsitzender der AG Tourismus im Bergedorfer Wirtschaftsverband WSB. Genug Zeit für den Praktiker, um eine Strategie, konkrete Projekte und erste Erfolge im Werben um Gäste vorzuweisen.
Stadtmarketing: Künftig 10.000 Gäste mehr pro Jahr
„Mein Ziel ist es, künftig 10.000 Touristen pro Jahr zusätzlich nach Bergedorf zu holen“, gab Kahle bei seiner ersten Hauptversammlung als AG-Chef die Richtung vor. Der Weg dorthin führt erstmal über das Fahrrad: „Wir haben Tausende Gäste, die mit dem Rad aus Hamburg in die Vier- und Marschlande kommen.
Ihnen müssen wir zeigen, dass dieser beliebte Landstrich mit viel Natur und Wasser Teil des Bezirks Bergedorf ist – und sie über gute Wege in unser Zentrum führen. Dazu gehören der nun entstehende ,Bike-Port’ in Tatenberg und unsere neu aufgelegte Raderlebnis-Karte, die auch Sternwarte, Schloss und die schönste Einkaufsstraße Hamburgs vorstellt, das Sachsentor.“
Tourismus-Manager gefordert
Für Oliver Kahle ist klar: Dieser Schatz ist zu heben, jedenfalls wenn Bezirksamt und Hamburg-Tourismus mitziehen: Bergedorf brauche einen professionellen Tourismus-Manager im Rathaus, der gern anteilig aus der Tourismus-Taxe der Hansestadt finanziert werden könnte. „Die Abgabe müssen auch wir Bergedorfer Hoteliers unseren Gästen ohnehin berechnen, doch das Geld fließt komplett nach Hamburg.“
Um das zu ändern, reiche seine ehrenamtlich organisierte Tourismus AG nicht. „Wir leisten schon 200 Stunden Arbeit im Monat, aber sowas braucht einen Manager. Wir wollen schließlich das genaue Gegenteil der Hamburger. Die ziehen die Gäste zum Hafen und in ihre City – wir locken sie da raus.“
Unterstützung durch die Bezirksversammlung
Wichtiger Trumpf ist für Kahle die Bewerbung der Sternwarte als Weltkulturerbe: „Es ist unsere Sternwarte, mit der sich Hamburg um sein zweites Welterbe bewirbt. Genauso sollten wir sie auch nennen und damit schon den Bewerbungsprozess für Bergedorf nutzen.“ Ähnliches gelte für das Schloss – immerhin das einzige in ganz Hamburg.
Unterstützung erhält Oliver Kahle Donnerstag in der Bezirksversammlung. Die Koalition (SPD, Grüne, FDP) hat seine Forderungen sowie die Vernetzung des Gästemanagements mit übergreifenden Initiativen in der Metropolregion im Antrag „Tourismusstandort Bergedorf stärken“ zusammengefasst. Ein positives Votum gilt als sicher.
Wassersport-Karte für Bergedorf angedacht
Doch die Pläne des AG-Chefs gehen längst schon darüber hinaus. So empfiehlt Kahle eine enge Kooperation der Bergedorf-Information mit dem Kultur- & Geschichtskontor, um den Touristen fundierte „Geheimnisse“ über den Bezirk an die Hand zu geben. „Inklusive attraktiverer Öffnungszeiten ist das auch für die Identifikation der Bergedorfer mit ihrer Heimat wichtig.“
Noch ein Projekt ist angedacht: Eine Wassersport-Karte, die Bergedorfs Herz für Schwimmer, Paddler und Bootstouristen vorstellt.