Hamburg. Im zweiten Anlauf könnte das astronomische Denkmal den Titel der Unesco bekommen. Warum die Chancen dieses Mal besser stehen.

Klappt es dieses Mal? Das Vorhaben, die Bergedorfer Sternwarte von der Unesco zum Weltkulturerbe erklären zu lassen, verlief zwar schon einmal erfolglos. Doch Hamburg nimmt Anlauf und schickt das astronomische Denkmal abermals ins Rennen. Die Chancen auf den Titel stehen nun womöglich besser.

"Mit der Sternwarte in Bergedorf besitzt Hamburg ein wissenschafts- und architekturgeschichtliches Kulturdenkmal des frühen 20. Jahrhunderts von internationalem Rang", begründet Kultursenator Carsten Brosda (SPD) den Schritt. Das zwischen 1906 und 1912 erbaute Ensemble mache Wissenschaftsgeschichte mit seiner originalen und voll funktionsfähigen technischen Ausrüstung auch für künftige Generationen erlebbar. "Wir sind überzeugt, dass die Sternwarte in Bergedorf als bedeutendes Denkmal zu den Welterben gehört", sagt Brosda.

Hamburg: Sternwarte soll Unesco-Welterbe werden

Bis auch die Unesco den außerordentlichen Wert des historischen Observatoriums anerkennt, müssen noch einige Hürden genommen werden: Zunächst hat Hamburg die Sternwarte nun bei der Kultusministerkonferenz für eine Bewerbung angemeldet.

Erst 2023 entscheidet die KMK darüber, welche Stätten auf der offiziellen Vorschlagsliste der Bundesrepublik (Tentativliste) zum Welterbe vertreten sein werden und ab 2025 in die offizielle Bewerbungsphase bei der Unesco einsteigen dürfen. Nur Stätten, die auf dieser Liste verzeichnet sind, können in den kommenden zehn Jahren Anträge auf eine Eintragung in die Welterbeliste stellen.

Unesco: Sternwarte in Bergedorf hat bessere Chancen

2012 hatte sich die Stadt mit der Sternwarte erstmals um das Prädikat "Welterbe" bemüht, war jedoch an der Auswahl der Kultusministerkonferenz für die Tentativliste gescheitert. Nun jedoch könnte die Sternwarte es in den erlesenen Kreis von zehn Kandidaten schaffen, mit denen sich Deutschland von 2024 bis 2033 bei der Unesco bewirbt – jeweils mit nur einem pro Jahr.

Dr. Matthias Hünsch, Astrophysiker und Mitglied im Förderverein der Sternwarte, hatte zuvor im Auftrag der Kulturbehörde ein 51 Seiten starkes Gutachten über den Sinn einer zweiten Bewerbung nach 2012 verfasst. Demnach stehen die Chancen auf den Titel dieses Mal gut. Astronomische Stätten sind in der Unesco-Welterbeliste bisher kaum vertreten. Die original erhaltene Sternwarte in Bergedorf gilt jedoch als eines der besten Beispiele für die Kulturgeschichte der Astronomie und ihres Übergangs zur modernen Astrophysik.

Sternwarte Bergedorf: Der Große Refraktor, ein Teleskop mit 60 Zentimetern Objektivdurchmesser und neun Metern Brennweite aus dem Jahr 1911, steht in dem aufwendig sanierten Kuppelbau.
Sternwarte Bergedorf: Der Große Refraktor, ein Teleskop mit 60 Zentimetern Objektivdurchmesser und neun Metern Brennweite aus dem Jahr 1911, steht in dem aufwendig sanierten Kuppelbau. © Picture Alliance / dpa

Seit ihrer Einweihung 1912 zählte die Sternwarte zu den bedeutendsten Observatorien Europas, 84 Jahre später wurde sie unter Denkmalschutz gestellt. Heute dient die Sternwarte der öffentlichen Himmelsbeobachtungen und Forschungszwecken im Fachbereich Physik der Universität Hamburg. 2019 hat die Stadt den Kuppelbau mit seinem Linsenteleskop "Großer Refraktor" für 3,5 Millionen Euro sanieren lassen. Das soll sich gelohnt haben. "Eine Aufnahme als Denkmal des Unesco-Welterbes wäre eine große Auszeichnung für Hamburg und eine großartige Gelegenheit, die Bergedorfer Sternwarte weltweit auf die Karte zu setzen", meint Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank (Grüne).